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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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zu sein. Nach dem wenigen, was wir bisher
vom Personal gehört haben, hat man sie nie in der ersten Frühstücksschicht
gesehen, immer erst in der zweiten. Und ausgerechnet heute klettert sie im
Schein der ersten Sonnenstrahlen die Leiter hoch und lässt sich den Kopf
abhacken! Typische Langschläferin muss sie gewesen sein, nachts lang auf den Beinen,
immer in der Bar oder der Disco.«
    »Bei
so vielen Gästen ist es den Kellnern aufgefallen, dass sie immer in der
zweiten Frühstücksschicht war?«, hakte Kadir nach. Erstaunt blickte  er dem Leichensack
nach.
    »Ja,
aus gutem Grund.« Dalga holte erneut sein Taschentuch hervor, wischte das
Gesicht ab und trompetete anschließend hinein. »Sie wissen ja, wie diese
Ausländerinnen sind, wie sie durch die Stadt laufen in ihren kurzen,
abgeschnittenen Shorts, den engen Tops und einem anständigen, verheirateten
Mann schamlos in die Augen starren mit diesen ... Sie wissen schon ...
gierigen, schamlosen Blicken und ...«
    »Gierige,
schamlose Blicke?«, fragte Bülbül und legte den Kopf schief. »Ist mir noch
nicht passiert, da habe ich richtig etwas verpasst, scheint mir! Wo treiben Sie
sich herum, komiser , wenn Ihre Frau Gemahlin nicht hinsieht?«
    »Reizen
Sie mich nicht, Bülbül, ich warne Sie! Auf jeden Fall war diese Person eine
besondere Marke und fiel selbst für ausländische Verhältnisse aus dem Rahmen.
Sie hat ...« Dalga drehte den Kopf um sich zu vergewissern, dass sich keine
Lauscher an seinen Rücken pressten. »Sie hat den Kellnern in den ... den ...
äh. ... Popo gekniffen, können Sie sich so etwas vorstellen? Laut gelacht hat
sie dabei und mit der Zunge geschnalzt, so sagen die Kellner, deshalb können
sich alle an sie erinnern – die von der Frühschicht ebenso wie die von der
Spätschicht. Sie haben sich sogar mal einen Spaß gemacht und den alten Gärtner
Ali zum Servieren eingeschleust, meine Güte, der Mann ist über 70! Der hat auch
sein Fett oder vielmehr: seinen blauen Fleck abbekommen. Mir scheint, hier tun sich
Abgründe auf, ich bin gespannt, was wir noch alles über die Dame zu hören
bekommen!«
    »Allerdings«,
warf Bülbül ein, »kann ich mir nicht vorstellen, dass sie wegen ein bisschen
Kneifen in den Allerwertesten von jemandem so brutal ermordet wurde.«
    »Richtig,
ausnahmsweise haben Sie Recht, außerdem gehe ich nicht davon aus, dass einer
unserer Landsleute diese Touristin gemeuchelt hat. Wichtig ist, dass wir jetzt
den einzigen Zeugen vernehmen, Sie wissen ja oder Sie wissen wahrscheinlich
nicht: Je mehr Zeit vergeht, desto unsinniger werden die Aussagen. Er hat ein
Beruhigungsmittel bekommen und ist in seinem Zimmer. Ist ein ...« Dalga zog
sein zentnerschweres Notizbuch aus seiner Jacke hervor, in dem er alle
Begebenheiten in Dereköy festhielt, um für den Tag gewappnet zu sein, an dem er
seine Biographie, die ihn für die Stadt unsterblich machen sollte, beginnen
würde. »... ist ein Deutscher. Wie die Tote. Ein erster Zusammenhang, mmmh? Am
besten gehen wir in Ihr Büro und bestellen ihn dort ein, in seinem Zimmer ist
zuviel, was ihn ablenken könnte.
    »Oh!«,
sagte Kadir. »In meinem Büro ist weitaus mehr, was ihn ablenken wird, aber bitteschön, wie Sie wollen.«

Kapitel 4
- Metzger morden anders -
    Gregor
Matuschke blinzelte verwirrt und schluckte schwer. Er versuchte, seinen
unsteten, von Valium und zwei hastig hinuntergestürzten Obstschnäpsen
verhangenen Blick auf die beiden Polizisten zu heften, von denen der eine, wie
er ihm erläutert hatte, gar keiner war, und dies hier schien ihm auch kein
Polizeibüro sondern eine Theatergarderobe. Was tat er also hier? Wie reimte
sich dies alles zusammen? Wieder schweifte sein Blick, trotz aller
gegenteiliger Anstrengungen, zu den schillernden Federboas, den Styroporköpfen,
auf denen blonde und rote Langhaarperücken thronten wie Indianerskalps, weiter
zu den glitzernden, von Goldlamé und Silberfäden durchwirkten Abendkleidern,
die dicht an dicht an einem fahrbaren Garderobenständer hingen, und zu dem
Schminktisch, auf dem sich Dutzende von Töpfen und Tiegeln türmten. Der Schreibtisch
der Polizisten stand im rechten Winkel zum Garderobentisch und seine
Nüchternheit – ein Ablagekorb, ein Laptop, ein Telefon und eine zerfledderte
Schreibtischunterlage – stand im merkwürdigen Gegensatz zu all der weiblichen,
ausufernden Pracht.
    »Ich
habe Sie vorgewarnt.«, meinte Bülbül trocken, als er sein Büro aufschloss und
Kommissar Dalga mit einer freundlichen Geste

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