Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
Vom Netzwerk:
in seinen Blutbahnen vorübergehend
hinausgespült.
    »Sehen
Sie, dass ist so eine Passion von mir, seit ich mir als Jugendlicher das
Rückgrat gequetscht habe, und es aus war mit dem Traum vom Bobfahren, ich
meine, so richtig als Profi, hin zu Olympiagold wie der Hackl-Schorsch, Sie
kennen den sicher auch hier in der Türkei, nicht wahr? Die rodelnde
Weisswurscht – so nennen wir ihn liebevoll und voller Verehrung. Nun denn.
Seitdem, also seit meinem Unfall  .... äh ... rutsche ich eben
Schwimmbadrutschen hinab anstatt Eisbahnen, es ist eine echte Leidenschaft
geworden, wo immer wir sind. Eigentlich sucht Mathilde, das ist meine Frau, Sie
haben Sie kennengelernt, sie sitzt draußen vor der Tür, eigentlich eine
herzensgute Frau, unsere Hotels im Internet immer nach den Fotos aus, auf denen
die Rutsche abgebildet ist, na ja, jeder von uns hat so seine Hobbies, nicht
wahr?«
    »Sicher.
Jeder von uns.«, nickte Bülbül ernsthaft. Kommissar Dalgas Blick schoss
misstrauisch zwischen den beiden hin und her. Was verpasste er hier?
    »Nun,
natürlich kann ich die Rutsche den ganzen Tag benutzen, aber wenn niemand da
ist, wenn das Wasser noch glatt wie ein ... wie ein ... Pfannkuchen?, mir fällt
jetzt kein ordentlicher Vergleich ein, jedenfalls glatt ist, und ich ohne
Rücksicht auf andere Kinder, andere Rodler, einfach so dahingleiten, neue
Techniken ausprobieren kann, wenn ich nicht dauernd Mathildes Rücken einschmieren
oder den Mädchen ein Eis oder Cola oder sonst was bringen muss ...«
    »Kurz:
Dies ist die beste Stunde des Tages, um mal so richtig was ins Rutschen zu
bringen?«
    »Genau!«
    Erleichtert
lehnte sich Matuschke zurück und seufzte zufrieden. Da war ein Mann, der ihn
verstand, dem Himmel sei Dank! Die Rückenlehne knarzte, als er langsam vor und
zurück schwankte. Seine Daumen, bemerkte Bülbül, lagen nun ruhig neben den
anderen Fingern auf dem Bauch.
    »Ja,
und dann kam diese Frau Fischbach, ich kann’s mir eigentlich nur erklären, dass
sie beobachtet hat, wie ich morgens immer an den Pool bin, denn sie hat mir,
und das hat meine Frau schon treffend gesagt, richtiggehend aufgelauert, obwohl
sie wusste, dass ich Familie habe, aber, na ja, im Urlaub, Sie wissen ja, da
verlieren manche Männlein und Weiblein einfach die Nerven, die Hormone gehen
mit ihnen durch, das hab ich schon oft erlebt, ganz egal, wo man ist.«
    Gierige,
schamlose Blicke, dachte Bülbül, und betrachtete das Foto von Bernadette
Fischbach, das der Hotelfotograf anlässlich der "Spanischen Nacht" in
der Hotellobby von ihr geschossen hatte. Bülbül erinnerte sich an diesen Abend,
als er sein Büro abgeschlossen hatte und durch die Lobby lief, es war einer der
Abende, an denen seine Mutter Onkel Yusuf und Nevin Arslan eingeladen hatte,
und er fürchtete zu spät zu kommen, denn obgleich er es seiner Mutter gegenüber
in der jetzigen, noch vagen Situation nie zugegeben hätte, war er seit dem
ersten Augenblick von Nevin angetan gewesen, er mochte ihre kühle,
zurückhaltende Stimme, ihr feines Lächeln, die dezente Art und Weise, wie sie
seiner Mutter freundlich aber bestimmt zur Hand ging.
    Die
Gäste standen lachend und laut gestikulierend in wilden Phantasiekostümen
Schlange, um sich ablichten zu lassen, er erinnerte sich an Augenklappen und
Plastikrosen in kurzem, blonden Haar, an das Glas Rotwein, das plötzlich neben
ihm auf dem Kachelboden zerschellte, die spitzen Schreie, das Grölen eines
Mannes in hohen Stulpenstiefeln und Leggins, die eher an Robin Hood denn einen
spanischen Granden erinnerten. Irgendwo in dieser Schlange, dachte Bülbül,
hatte Bernadette Fischbach gewartet, vielleicht hinter oder vor ihrem Mörder?
War sie an jenem Abend in Begleitung gewesen? Er erinnerte sich, dass die
meisten Gäste zu zweit oder in kleineren Grüppchen warteten, aber auf dem Foto
stand Bernadette Fischbach alleine neben dem aufklappbaren Stier, den der
Fotograf neben dem Springbrunnen aufgebaut hatte, hielt sich an einem Papphorn
fest und lehnte sich kess gegen das Stiermaul. Sie trug ein bauchfreies, rotes
Top und um die Hüften eine Art Stola, die sie zwischen zwei Bauchfalten
geschnürt hatte und die knapp bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Das Top
wirkte, wie alles was sie trug, zu klein, als habe sie sich nicht mit der
Tatsache abgefunden, dass diese Konfektionsgröße ein für allemal passé war. Die
Träger schnitten in ihre fleischigen Schultern ein und Bülbül konnte erkennen,
dass die Haut vom Hals bis zum

Weitere Kostenlose Bücher