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Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall

Titel: Halsabschneider. Kadir Bülbüls erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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ihm wankte, doch er riss sich zusammen und unterbrach
Schmalfuß, der den Tränen nahe zu sein schien, brüsk.
    »Was
ist dann passiert? Nachdem ihr, was auch immer, eingefallen ist?«
    Schmalfuß
erzählte, wie Seda davon rannte und ihm zugerufen hatte, dass sie sich in
längstens zwei Stunden melden würde. Er hatte gehofft, dass er sie unten an der
Straße wiedertreffen würde, aber sie hatte wohl doch Glück gehabt und ein Auto
anhalten können, das sie nach Dereköy mitnahm. So zumindest hatte sie es
vorgehabt. Schmalfuß war alleine in der Frühnachmittagshitze wie im Rausch
zurückgeradelt.
    »Ich
hatte ja keine Ahnung, wohin sie in Dereköy wollte, deshalb bin ich zunächst
die Promenade auf und ab gewandert, weil man dort den besten Handyempfang hat.
Sie meldete sich nicht. Dann habe ich versucht, Sie über alle Telefonnummern,
die ich von ihr besitze, zu erreichen, aber vergebens. Zu Hause ging der
Anrufbeantworter an und das Handy ist ausgeschaltet. Im Meridian Club ist sie
auch nicht! Dann bin ich zu ihrer Wohnung gefahren aber nichts tat sich auf
mein Klopfen und Klingeln. Sie ist nun schon fast vier Stunden weg, wie vom
Erdboden verschluckt! Ich bin durch die ganze Stadt geradelt und habe mich nach
ihr erkundigt, es kennen sie ja schrecklich viele Leute. Nichts, gar nichts!
Ich habe furchtbare Angst, Herr Bülbül!«
    »Wir
treffen uns in zehn Minuten in meinem Büro im Meridian Club. Ich fahre hier
sofort los.«
    Kadir
steckte sein Handy in die Brusttasche und wandte sich rasch um.
    »Dalga,
ich schicke Ihnen gleich per Mail das Foto von einem Mädchen, das vermisst
wird. Wir brauchen jeden verfügbaren Mann, auch aus Kumkapi und Altinköy, meine
eigenen Leute trommele ich gleich zusammen. Alles andere steht hinten an!«
    »Aber,
ich…«, protestierte Dalga, doch Kadir donnerte beide Fäusten auf den Tresen und
quetschte mit mühsam verborgener Ungeduld hervor: »Dalga, Sie können mich die
nächsten fünfzig Jahre als Laufburschen und Fußabtreter missbrauchen, ganz wie
Sie es wünschen, ich mache alles mit und gebe keinen Laut von mir. Aber für den
Moment: Tun Sie bitte einfach, was ich sage! Wenn wir sie finden, werden Sie
Ihren Posten auf immer und ewig behalten, das schwöre ich Ihnen im Namen des
Vaters des Mädchens.«
    Dalga
öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Der Militärmarsch brüllte los, als
Kadir, ohne eine Antwort abzuwarten, nach draußen stürmte. Sein Posten? Auf
immer und ewig sein? Und Kadir Bülbül auf Jahrzehnte sein Sklave, sein Diener?
    »Du
hast es gehört!«, befahl Dalga dem Hilfspolizisten abrupt und setzte seine
Mütze auf. »Auf geht’s, hol mir Dogulu herbei und wenn wir das Foto haben, dann
geht’s ab auf Mädchenjagd.«
    Frau
Matuschke zögerte einen Moment und blickte verwirrt um sich. Dann nahm sie ihre
Zigaretten, stopfte sie in die Handtasche und erhob sich im Schneckentempo.
Nichts geschah. Die Polizisten hatten sich vor den Schreibtisch gesetzt und
starrten auf den Computerbildschirm, Levent Kirik wählte eine Telefonnummer.
    Keiner
beachtete Frau Matuschke, als sie langsam im Krebsgang an den Männern
vorbeischlich und das Revier verließ. Der Militärmarsch setzte ein und Levent
Kirik hielt sich entnervt das freie Ohr zu.
     

Kapitel 17
- Der Gordische Knoten –
    Herbert
Schmalfuß lehnte erschlafft gegen eine Säule vor der Einfahrt des Meridian
Club, als Kadir aus dem Wagen sprang und auf ihn zulief. Zum ersten Mal sah er
den alten Herrn zerknittert, verschwitzt und schmutzig. Seine Lippen zitterten,
als sei er völlig aus der Fassung gebracht.
    »So
mancher Fall …«, stammelte Schmalfuß und klammerte sich an Kadirs Arm fest,
während dieser auf die verglaste Schiebetür des Eingangs zueilte. »So viele
Jahre habe ich als Polizist gedient und nie habe ich jemandem aus meinem
persönlichen Umfeld hineingezogen, ich fühle mich entsetzlich schuldig!«
    Kadir
wandte sich um und hielt Schmalfuß an den Schultern fest.
    »Wir
wissen noch gar nicht, was los ist, vielleicht taucht sie ja gleich lachend
hier auf. Und wenn nicht und… und …«. Der Aberglaube seiner Mutter, dass
negative Dinge passierten oder sich bewahrheiteten, wenn man sie nur als
Möglichkeit aussprach, war zu tief in ihm eingebrannt, als dass er hätte
weitersprechen können.
    »Wie
auch immer: Ich bin genauso schuldig wie Sie. Aber für den Augenblick helfen
wir ihr am besten, wenn wir nun alles geben, um sie zu finden, nicht wahr? Sie
sind doch ein Profi, Herr

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