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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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bis in alle Ewigkeit andauern würden. Und so wie es aussah, war damit nicht zu rechnen.
    Mein Hals brannte, als der eingesperrte Schrei die Haut wund riss, und Avaris Wutgebrüll wurde leiser. Aus der unnatürlichen Kälte der Unterwelt wurde ein harmloser Dezemberwind, der in meine nackten Arme und Schultern biss.
    Alec sank weinend neben mir auf die Knie. Gierig sog er die normale Luft der Menschenwelt in seine Lungen.
    Auch Nash sackte zu Boden, mit demselben, schrecklich ausdruckslosen Blick wie in der Unterwelt. Er schien nicht einmal bemerkt zu haben, dass wir die Welten gewechselt hatten.
    Harmony wusste sicher, was zu tun war. Sie konnte mir bestimmt den Nash zurückbringen, der mich vor drei Monaten zum Tanzen aufgefordert hatte, selbst wenn er sich nie wieder daran erinnern würde, was er in jenem Moment gefühlt hatte.
    Erschöpft legte ich mich neben ihn auf den Boden. Die Kälte spürte ich kaum, genauso wenig wie das Gras, das an meinen Haaren kitzelte. Alles, woran ich denken konnte, war, dass ich überlebt hatte. Wir hatten alle überlebt. Außer Addison, aber auch wenn es schmerzte, ich konnte nichts mehr für sie tun.
    In meiner Welt waren die Äste über unseren Köpfen völlig kahl, ohne irgendwelche gruseligen Stacheln oder Klumpen, und darüber ragte der Himmel auf, ganz klar und voller Sterne. Auf dieser Seite des grauen Nebels waren wir hier ganz allein, weil sich die Menschenmenge am Vordereingang der Schule versammelt hatte. Kinder und Eltern standen Schlange, um ins Gebäude gelassen zu werden.
    Ich stützte mich auf den Ellbogen auf. Als die Vordertür aufschwang, sah ich erleichtert, dass keiner der Besucher in einer grellen Leere verschwand. Todd hatte seinen Job erledigt. Mehr oder weniger.
    Der Reaper raste mit Luci im Schlepptau auf uns zu, gefolgt von zwei Männern vom Sicherheitsdienst der Schule. Die beiden waren wohlbeleibt und völlig außer Atem, die Wangen rot vor Kälte. Unter dem Baum blieb Todd auf einmal stehen und ließ Luci los. In seinen Augen spiegelte sich Erleichterung, gemischt mit Schmerz über den Verlust von Addison wider. Nach einem besorgten Blick zu Nash verschwand er, hoffentlich zurück zum Krankenhaus, um seine abgebrochene Schicht zu beenden.
    Vorausgesetzt, er war noch nicht gefeuert worden.
    „Wo ist er hin?“ Der Sicherheitsmann kam vor mir zum Stehen und stützte keuchend die Hände auf die Knie.
    Ich stand auf und wischte mir die Hände an Sophies Kleid ab. „Wo ist wer hin?“, fragte ich unschuldig, den verdutzten Blick der Lampadie ignorierend.
    Der Mann runzelte die Stirn. „Der … der Junge. Der sie hierher gezerrt hat …“
    „Außer uns ist niemand da“, sagte Alec und wischte sich die Tränen aus den Augen. Er sah so aus, als hätte er sich gerade halb totgelacht.
    „Ist alles okay?“ Der andere Mann sah Luci fragend an, und sie nickte stumm, offenbar völlig überwältigt von den Vorgängen auf beiden Seiten des Nebels, die sie gleichzeitig mitbekam.
    „Alles o…okay“, stotterte sie. „Danke.“
    „Sagt uns Bescheid, wenn er wieder auftaucht“, sagte der andere Mann, bevor die beiden sich kopfschüttelnd wieder Richtung Weihnachtsmarkt aufmachten. Als sie weg waren, beäugten sich die Mitglieder unserer seltsamen kleinen Zusammenkunft argwöhnisch: Banshee, ehemaliger Hellionassistent und Lampadie, alle noch völlig geplättet von diesem Erlebnis.
    „Er wird uns wieder auf sie hetzen“, sagte Luci schließlich. Nash warf sie nur einen desinteressierten Seitenblick zu. Als kümmerte es sie einen Scheiß, in welcher Welt er sich befand.
    „Ja, aber wenn du Nash oder meinen Vater zu Avari zurückbringst, oder wenn du ihm irgendjemanden bringst, der stark genug ist, seinen kleinen Generator anzutreiben, dann kannst du dir genauso gut gleich selbst die Kugel geben. Und deine Schwester auch.“
    Lucis Gesichtsausdruck machte deutlich, dass ich zum ersten Mal ihre volle Aufmerksamkeit erlangt hatte. „Was soll das heißen?“
    „Er hätte euch beide getötet“, sagte ich und zog Nash zu mir rüber. Er folgte brav, machte von sich aus aber keinerlei Anstalten zu irgendwas. „Avari hätte euch für seine Brücke ins Nirgendwo solange ausgesaugt, bis ihr daran gestorben wärt. Und er wird es wieder versuchen, wenn du ihm die Möglichkeit dazu gibst.“ Ich legte die Arme um Nash, der zu zittern begonnen hatte und mir mit seiner kalten Haut die Wärme entzog.
    Luci blinzelte mich nur ungläubig an. „Du lügst.“
    Ich zuckte

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