Halte meine Seele
aufgewacht, und wir haben angefangen rumzuknutschen …“
„Ist das alles?“ Offensichtlich nicht. Der Gedanke, dass Nash mit Avari geknutscht hatte, war ekelhaft, erklärte aber nicht, warum er vor Scham rot anlief.
„Nein. Du … er hat es mir erlaubt, dich anzufassen. Er hat dir das T-Shirt ausgezogen. Ich hätte wissen müssen, dass da was faul ist, aber …“
„Und ob du das hättest!“, schrie ich voller Zorn. Gleichzeitig schämte ich mich so schrecklich, dass mir ganz schlecht wurde. Ich hielt die Jacke vor der Brust zu, um zu bedecken, was er bereits gesehen hatte. Was er berührt hatte. Aber es war nicht rückgängig zu machen. Ich hatte es nicht verhindern können, und er hatte es nicht verhindern wollen.
Nach Atem ringend sprang ich auf. Es war ein entsetzlicher Gedanke, die Kontrolle über meinen Körper vollständig verloren zu haben. Das hielt ich nicht aus. Es war einfach zu viel.
Ich funkelte ihn zornig an. „Du kannst dich nicht mehr daran erinnern, wie sich unsere gemeinsamen ersten Male angefühlt haben, und bei dem hier war ich nicht mal anwesend! Wie soll ich damit bitte klarkommen?“ Ich wischte mir die Tränen von den Wangen. „Ich weiß nicht mehr weiter, Nash. Vielleicht war das, was da zwischen uns passiert ist – oder was du dafür gehalten hast –, keine große Sache für dich, aber für mich schon. Für mich ist es etwas Besonderes! Etwas, das ich dir hätte schenken wollen, aber jetzt ist es für alle Zeiten ruiniert, weil du es von jemand anderem bekommen hast. Ich will es wiederhaben, aber das geht nicht …“ Ich nutzte meine Wut, um die Tränen zurückzudrängen.
Nash stand auf, blieb aber auf Abstand. „Ich schwöre es, Kaylee: Ich hatte keine Ahnung, was da los war.“
„Du wolltest es ja gar nicht wissen! Du hast nur das gesehen, was du wolltest, und es dir genommen. Dir ist nicht mal aufgefallen, dass was nicht stimmt, bis …“ Mir kam ein Gedanke, bei dem mir flau im Magen wurde. „Wann hast du es gemerkt? Hast du von selbst aufgehört? Oder musste er es dir sagen?“
Nash senkte den Blick und ballte die Fäuste. „Wir waren … Er hat was gesagt, und zwar nicht mit deiner Stimme.“
Jetzt wurde mir endgültig kotzübel. „Er hat es also beendet, und das wahrscheinlich nur, weil er sich auf deine Reaktion gefreut hat. Wie weit wärst du gegangen, wenn er es nicht getan hätte? Hättest du überhaupt je die Bremse gezogen?“
Nash Hudson hatte noch nie drei Monate auf ein Ja gewartet. War es überhaupt fair zu erwarten, dass er standhaft blieb, wenn von mir kein Nein kam?
Nash spürte meine Angst. „Doch, Kaylee. Es wäre mir schon noch aufgefallen.“ Er trat auf mich zu, doch ich wich vor ihm zurück, bis ich mit dem Rücken an der Wand stand und nicht mehr weg konnte. Seine Augen baten mich stumm, ihm zuzuhören. Verständnis aufzubringen. „Ich kenne deine Grenzen. Ich kenne dich. Es wäre mir aufgefallen. Ich hätte aufgehört.“
„Warum sollte ich dir glauben?“ Ich fühlte mich benutzt, betrogen und schmutzig. Und auch wenn es nicht allein Nashs Schuld war, so hasste ich ihn doch ein kleines bisschen dafür, dass er es hatte geschehen lassen. „Du hast gesagt, ich halte dich hin. Du hast gesagt, jeder andere wäre schon längst abgehauen. Vielleicht hättest du es getan, wenn ich mich nicht geweigert hätte. Du hast sogar schon mal deine Stimme eingesetzt, damit ich mein T-Shirt ausziehe.“
„Das ist unfair, Kaylee. Ich konnte nicht klar denken. Ich war …“
„Zugedröhnt?“ Ein unglückliches Kopfnicken von Nash. „Ja, das warst du. Und du hast recht, es ist nicht fair. Aber warum sollte ich dir jetzt glauben?“
„Weil er mich danach nie mehr getäuscht hat.“ Er sah mir fest in die Augen. „Ich kenne dich. Ich liebe dich, Kaylee! Du kannst mir wahrscheinlich nicht verzeihen – ich kann mir ja verdammt noch mal selbst nicht verzeihen –, aber ich schwöre bei meinem Leben, dass es nie wieder passieren wird. Nichts von all dem. Kein Frost mehr. Keine Lügen. Keine Versuche mehr, dich zu beeinflussen. Lass es mich bitte beweisen. Gibst du mir eine zweite Chance?“
„Ich …“
Bevor ich antworten konnte, saß plötzlich Todd auf dem Stuhl, auf dem ich gerade noch gesessen hatte. „He. Störe ich euch bei irgendwas?“
„Ja“, erwiderte Nash. „Verschwinde!“
Todd musterte mich, und sein ärgerlicher Gesichtsausdruck verriet, dass er schon länger hier war. Er hatte mitgekriegt, was Avari mit mir gemacht
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