Halte meine Seele
Bevor mir eine passende Antwort einfiel, schnitt er mir mit einer Handbewegung das Wort ab.
„Mein Vater wird für den Schaden aufkommen. Und die Autovermietung bringt dir heute Nachmittag einen Mietwagen vorbei. Ich hab dir einen Sechszylinder bestellt.“
Einfach so? Meinte er das ernst? Ich hatte Todesahnungen und einen Superschrei geerbt, Doug Fuller unglaublich viel Kohle. Das Leben war manchmal verdammt ungerecht.
„Glaub mir, das ist eine Verbesserung von hundert Prozent.“
Wütend ballte ich die Fäuste in den Manteltaschen. Wie hielt es Emma nur mit ihm aus?
„Äh … danke.“ Im Moment fiel mir beim besten Willen keine klügere Antwort ein. Ich setzte mich neben Nash auf das schwarze Ledersofa und sah ihn fragend an. Worauf wartete er?
„Und, war dein Dad angepisst wegen des Drogentests? Man muss schon ziemlich zugedröhnt sein, um ein geparktes Auto zu rammen.“ Nash klang fast ein bisschen neidisch und traf damit anscheinend den richtigen Nerv, denn Doug legte grinsend die Fernbedienung aus der Hand.
„Das war vielleicht ein Hammertrip.“ Er nahm einen Schluck aus der Coladose, die auf dem Couchtisch stand. „Aber bei dem Test ist nichts rausgekommen, außer dem bisschen Alkohol. Der Arzt in der Notaufnahme hat Dad erklärt, dass ich durch den Schock so krass drauf bin.“
„Was zum Teufel hast du eingeworfen?“ Nash öffnete den kleinen Kühlschrank, der als Couchtisch fungierte, und holte zwei Dosen Cola heraus.
„Das Zeug heißt Frost. Es fühlt sich so ähnlich an, als ob du in einem Gefrierschrank Klebstoff schnüffelst. Aber du bleibst stundenlang high …“
Die feinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf, und mir wurde ganz schlecht bei dem Gedanken an Dutzende kleiner Monster, die in der Unterwelt übereinander herkrabbelten, verzweifelt auf der Suche nach einem Schuss Dämonenatem – am liebsten direkt vom Erzeuger.
Nash reichte mir eine Cola und versicherte sich mit einem Blick, dass bei mir alles in Ordnung war. Meine Reaktion war ihm nicht verborgen geblieben.
„Wo kriegst du das Zeug her?“, fragte Nash ganz cool.
„Von so einem Typen namens Everett. Das ist, glaube ich, sein Nachname. Nächsten Dienstag steht bei mir eine Untersuchung an, und er hat mir versprochen, dass dieser Frostscheiß bei einem Bluttest nicht anschlägt.“ Doug blickte zu mir rüber. „He, Kaylee, weißt du, ob Em heute Abend arbeitet?“
„Ja, soweit ich weiß, bleibt sie heute, bis sie schließen.“ In Wahrheit hatten wir beide um vier Uhr nachmittags Feierabend, aber solange ich nicht wusste, ob Doug ihre Lungen mit jedem Kuss gefriertrocknete, durften sie nicht noch mehr Zeit miteinander verbringen.
Lässig drehte Nash die Coladose zwischen den Fingern. „Hast du noch was übrig von diesem Frost?“
„Nö. Den letzten Ballon habe ich gestern verkauft.“ Dougs Mundwinkel zuckten zweimal, als er das sagte, und mir wurde ganz schlecht. Der Dämon in der Unterwelt hatte genauso gezuckt, als er auf Entzug war. „Und meinen eigenen hab ich gestern Abend inhaliert.“
„Das Zeug kommt in einem Ballon?“ Nashs Augen waren auf einmal völlig ruhig, als hätte er seine Gefühle ausgeschaltet.
„Ja. Schwarze Partyluftballons, so wie die, die wir im Klassenzimmer zum Platzen gebracht haben, um Ms Eddins Vertretung zu erschrecken. Achte Klasse, erinnerst du dich?“
Nash nickte abwesend.
„Wem hast du den anderen Ballon verkauft?“ Bei meinem Glück kannte ich die Antwort bereits.
Dougs Hände zuckten. „Scott Carter.“
Mein Herz machte einen Satz. Das hatte ich befürchtet. Doug hatte den Ballon dem Freund meiner Cousine verkauft. Als wäre Sophie auch ohne, dass sie Frost genommen hatte, nicht schon kaltherzig genug.
4. KAPITEL
„Toll, echt toll!“, platzte ich heraus, als wir wieder im Auto saßen. „Erst bringt er Emma in Gefahr, und dann verkauft er seinen halben Vorrat an Scott, der nichts Besseres zu tun haben wird, als Sophie in den ganzen Schlamassel mit reinzuziehen. Das ist ja eine richtige Epidemie! Wie sollen wir bloß eine Epidemie aufhalten?“
„Es ist keine Epidemie“, erwiderte Nash, den Kopf nach hinten gedreht, während er rückwärts aus der Auffahrt fuhr. „Nur zwei Typen, die keine Ahnung haben, worauf sie sich eingelassen haben.“ Zurück auf der Straße, schlug er den Weg zum Kino ein. „Und ich glaube auch nicht, dass sie Emma oder Sophie mit ihrem gebrauchten Dämonenatem wirklich gefährden können. Genau genommen, ist er ja
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