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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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Parkhaus anzutreffen, verschwindend gering, aber wann war Todd schon mal da, wo man ihn vermutete?
    Als alles ruhig blieb, verriegelte ich den Wagen und ging zur Eingangstür. Dummerweise hatte ich vergessen, mich bei Emma umzuziehen, und marschierte jetzt auf Keilabsätzen und in einer glänzenden Bluse durch das nasskalte Parkhaus.
    Die Glastüren öffneten sich mit einem zischenden Laut. Der Krankenhausflur war leer, keine Spur von dem Reaper, der Nash und mir sonst immer an den Fersen hing. „Todd! Schwing deinen unsichtbaren Arsch endlich hier runter!“ Oder hier rauf oder rüber oder in welche Richtung er sich auch bewegen musste.
    Leider stand das Supergehör nicht auf der Liste mit den coolen Reaperfähigkeiten, und so musste ich mich in Todds Hörweite befinden, um mich bemerkbar zu machen. Was gar nicht so einfach war, weil ich ihn nicht sehen konnte. Todd fand es unprofessionell, bei der Arbeit sichtbar zu sein, empfand aber gleichzeitig keinerlei moralische Skrupel, wenn er die Patienten anschrie: Beeil dich, und stirb endlich!
    Also lief ich, so schnell es ging, den Flur hinunter und durch die Schwingtüren direkt in die Notaufnahme, wo er sich meistens aufhielt. Wenn ich ihn dort nicht fand, steckte ich in der Scheiße, denn ein Mädchen im Teenageralter würde mitten in der Nacht allein auf der Intensivstation sicherlich auffallen.
    In der Notaufnahme war sogar um zwei Uhr morgens noch viel los, und die Patienten würden sich bestimmt wundern, wenn ich nach jemandem rief, der nicht zu sehen war.
    „Todd!“, flüsterte ich und tat so, als wolle ich mir am Snackautomaten etwas kaufen. Ich widerstand der Verlockung, mir Nachos zu kaufen, die mich hinter dem Vitrinenglas anlachten, und checkte stattdessen die Toiletten. Ohne Erfolg.
    Zurück im Wartebereich, steuerte ich auf die Türen zu, die in die Behandlungsräume der Notaufnahme führten. Gerade als ich die Hand nach der Türklinke ausstreckte, hörte ich eine vertraute Stimme hinter mir. „Hast du Emma mitgebracht?“
    Erschrocken wirbelte ich herum: Todd stand vor mir, die Hände in den Taschen seiner ausgeblichenen Jeans vergraben. Wie immer trug er keine Jacke über dem kurzärmeligen T-Shirt. Als halb Toter fühlte er offenbar keine Kälte. Oder es war Teil seiner coolen Reapermasche.
    „Nein. Wieso?“, fragte ich zurück und erntete einen erstaunten Blick von einer Krankenschwester, die hinter der Theke stand und den Reaper weder sehen noch hören konnte. Ich sollte wirklich lieber ein Bluetooth-Headset tragen, sonst würde ich dank meiner Gespräche mit Todd noch in der Klapse landen.
    „Weil ihr Freund vor ein paar Stunden hier eingeliefert wurde und es ziemlich übel um ihn steht“, antwortete Todd, den die Anwesenheit der Krankenschwester überhaupt nicht störte. Ich dagegen lächelte der Frau zu und schlenderte unauffällig weiter. Hoffentlich erkannte mich niemand von meinem Besuch letzte Nacht wieder.
    Im Wartezimmer angekommen, konnten wir ungestört reden. „Dougs Vater ist Anwalt, eine ziemlich große Nummer“, erklärte Todd. „Der Privatanwalt des Bürgermeisters oder irgend so ein Scheiß. Er ist hier vor einer Viertelstunde reingeschneit, direkt vom Flughafen, und macht einen Riesenaufstand. Er droht damit, das Krankenhaus wegen Fahrlässigkeit zu verklagen und den zuständigen Arzt noch dazu, sogar den verdammten Hausmeister, weil er auf dem frisch gewischten Boden ausgerutscht ist – dabei stand direkt daneben so ein gelbes Warnschild mit ‚Vorsicht, glatt!‘ drauf.“
    „Doug … lebt also noch?“, flüsterte ich und bugsierte Todd in den Flur.
    „Nein. Als er eingeliefert wurde, hat er noch geatmet, war aber hirntot, und eine Stunde später hab ich ihn von seinen Qualen erlöst. Das Komische ist, dass er nicht auf der Liste steht. Zwanzig Minuten, nachdem Richie Rich hier eingeliefert wurde, hat Levi einen Boten mit dem hier geschickt.“ Er zog einen zerknitterten gelben Zettel aus der Tasche und hielt ihn mir hin.
    Mit zitternden Händen faltete ich das Papier auf. Jemand hatte den unteren Teil einer DIN-A4-Seite abgerissen und in sauberer, geschwungener Handschrift darauf geschrieben: Douglas Aaron Fuller, 23:47:33.
    „Was ist das?“ Hektisch faltete ich den Zettel wieder zusammen und drückte ihn Todd in die Hand, der ihn einsteckte.
    „Es ist eine Ergänzung. Ein außerplanmäßiger Auftrag. Den Job hätte eigentlich jemand aus dem Sektor übernehmen sollen, in dem Emmas Freund zusammengebrochen ist,

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