Halte meine Seele
sichtbar gemacht hatte, wahrscheinlich schon in dem Moment, als wir die Cafeteria betreten hatten. „Steckt Nash in irgendwelchen Schwierigkeiten?“, fragte er mit leiser Stimme, aber nicht wirklich überrascht. Er schien geahnt zu haben, dass etwas nicht stimmte. Vielleicht sogar schon länger als ich.
„Dämonenatem“, flüsterte ich, damit es niemand hörte. „Er nimmt das Zeug schon seit gut einem Monat, aber letzte Woche wurden ein paar seiner Teamkollegen darin verwickelt, ohne zu ahnen, was sie da konsumieren. Doug hat Nashs roten Ballon gefunden, und jetzt ist er tot, und Scott liegt ans Bett gefesselt in der Klapse. Wusstest du das schon? Nash steckt jetzt in der Unterwelt fest, und wir müssen ihn da rausholen, auch wenn es eine Falle ist!“
„Stopp mal, kurze Pause!“ Todd griff über den Tisch nach meiner Hand und drückte sie. Erstaunlich, wie warm seine Finger waren. Müsste sich ein Toter nicht kalt anfühlen? Oder war das nur in Filmen so? „Nash nimmt Dämonenatem?“, fragte er ungläubig.
„Ja, aber es kommt noch schlimmer.“
„Das habe ich schon befürchtet.“ Er musterte den Verband, der unter meinem Ärmel hervorlugte. „Aber aus dem Rest bin ich noch nicht schlau geworden.“
„Ich weiß.“ Ich wischte mir schnell ein paar Tränen aus den Augen, weil ich mich jetzt zusammenreißen musste, und senkte die Stimme, weil der Wachmann bereits zu uns herüberschaute. „Es ist das totale Chaos, aber Alec hat gesagt, wir haben nur eine Chance, Nash da rauszuholen, und ich geh bestimmt nicht rüber, ohne dass ich genau weiß, ob Nash auch dort ist.“
Todd riss die Augen auf, bis seine blonden Wimpern fast an die Augenbrauen stießen. „Okay, noch mal von vorne bitte und ganz langsam.“ Er lehnte sich zurück und strich sich eine blonde Locke aus der Stirn. Er versuchte zu lächeln. „Als Erstes will ich wissen, was Nash mit Fullers außerplanmäßigem Tod zu tun hat.“
Ich atmete tief durch. Mein Hals brannte, weil ich einen Haufen Tränen hinunterschluckte. „Dämonenatem – der Dealer nennt es Frost – wird in schwarzen Party-Luftballons verkauft. Außer die von Nash. Die sind rot.“ Die Hände zu Fäusten geballt, blickte ich Todd in die Augen, die auch nach seinem Tod noch hellblau leuchteten. „Doug hat Nashs Ballon gefunden und was davon inhaliert, aber die Konzentration, die Nash nimmt, ist für Menschen zu stark. So habe ich es zumindest verstanden. Dann hat Doug angefangen zu zucken und ich zu schreien, und Nash hat Emma und mich ins Auto verfrachtet und uns weggeschickt. Er wollte mich eigentlich später anrufen, um uns darüber zu informieren, wie es Doug geht, aber er hat sich nicht gemeldet. Und dann ist dieser Alec in Emmas Körper geschlüpft und hat mir erzählt, dass Nash in der Unterwelt festgehalten wird, und zwar von Alecs Chef. Und wenn ich ihn wiedersehen will, muss ich ihm helfen, in unsere Welt zurückzukehren.“
„Moment mal …“ Todd hob beschwichtigend die Hände. „Wem sollst du helfen? Nash oder Alec?“
„Alec. Na ja, eigentlich beiden. Aber Alec hilft mir nur dann dabei, Nash zu suchen, wenn ich verspreche, ihn mitzunehmen.“
„Wer ist Alec?“
„Keine Ahnung“, erwiderte ich hilflos. „Er ist heute Abend einfach … aufgetaucht und hat durch Emma mit mir gesprochen. Angeblich ist er ein Mensch, lebt aber in der Unterwelt. Aber Menschen leben doch nicht in der Unterwelt! Das können sie gar nicht, oder? Das ergibt alles keinen Sinn.“
Todd seufzte. „Vielleicht doch, wenn du nicht noch schneller redest.“
„Tut mir leid. Aber ich muss in einer halben Stunde zurück sein.“ Mein Mund war so trocken, dass ich kaum noch sprechen konnte, also trank ich die halbe Cola in einem Zug aus. Nachdem es jetzt schon die dritte Nacht hintereinander war, in der ich keinen Schlaf bekam, konnte ich das Koffein verdammt gut brauchen. „Alec behauptet, er wäre so was wie Avaris Assistent. Und es ist Avari, der Nash gefangen hält. Hast du schon mal was von solchen Assistenten gehört?“
Todd nickte niedergeschlagen. „Das sind Menschen, von denen man naschen kann. Wenn man ein Hellion ist. Aber es gibt nur wenige davon, weil Menschen in der Unterwelt nicht lange überleben und schnell völlig entkräftet sind. Klingt so, als wollte dieser Hellion für Ersatz sorgen. Und das wäre dann Nash.“
Ich schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Alec klang nicht besonders erschöpft.“
„Na gut, zurück zu Nash.“ Todd stützte
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