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Halte meine Seele

Halte meine Seele

Titel: Halte meine Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Vincent
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starrten uns jetzt unverhohlen an, aber das war mir scheißegal. „Bringt es dich nicht in einen Interessenkonflikt, für einen Hellion zu arbeiten?“, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und machte eine Geste, die das Krankenhaus und Todds Arbeitsplatz einschloss.
    „Wenn ich ihm gestohlene Seelen oder so was verkauft hätte, dann ja. Aber diese Angelegenheit hat nichts mit meinem Job oder meinen Reaperfähigkeiten zu tun!“
    „Meinst du das ernst?“, rief ich mit so schriller Stimme, dass die Hunde in der Nachbarschaft wahrscheinlich mitleidig aufheulten. Oder vielleicht vor Schmerzen. „Deinen Reapertalenten hast du es doch erst zu verdanken, dass du dich in beiden Welten frei bewegen kannst. Ohne diese Talente wärst du für Avari höchstens als Zwischenmahlzeit interessant! Als Seele am Stiel. Du missbrauchst deine Fähigkeiten, und wie! Wegen dir ist ein Junge gestorben und einer verrückt geworden, und dein eigener Bruder läuft als wandelnder Proteinshake durch die Unterwelt!“
    Das hatte gesessen. Ich zählte langsam bis zehn, um mich zu beruhigen. Todd fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, wobei seine Oberarmmuskeln hervortraten.
    „Hoffentlich ist es das wert, was auch immer er dir zahlt“, sagte ich abschätzig. „Ich hoffe, es ist die drei Leben wert, die du zerstört hast.“ Wenn man Emma mitzählte, waren es schon vier, mit mir fünf, denn es gab schließlich keine Garantie dafür, dass ich diesmal lebend aus der Unterwelt herauskam. Sofern ich überhaupt wieder herauskam.
    Todd zuckte schuldbewusst zusammen, hielt meinem Blick aber stand. „Es ist Addison“, sagte er so leise, dass ich ihn kaum hören konnte. „Im Tausch gegen meine Dienste darf ich Addy eine Stunde am Tag sehen.“
    Hä?
    „Addison ist tot, Todd.“
    Er nickte. „Ihr Körper schon. Aber ihre Seele lebt in der Unterwelt weiter, und es geht ihr nicht gut. Die einzige Möglichkeit, ihr zu helfen, ist diese eine Stunde ohne Folter und Demütigung. Damit sie nicht völlig durchdreht. Das schien mir das Mindeste zu sein, was ich für sie tun kann, nachdem ich es nicht geschafft habe, sie vor dem Tod mit ihrer Seele zu vereinen.“ Todd hatte die Lippen aufeinandergepresst, aber er blickte mir fest in die Augen. Ohne Scham. Er wirkte verletzt, aber auch entschlossen.
    Mir wurde ganz weich ums Herz. Wie sollte ich ihm nach diesem Geständnis böse sein? Es war seine ganz eigene, verquere Interpretation von Ritterlichkeit, die diese Leben auf dem Gewissen hatte.
    An alle echten Männer, bitte aufstehen!
    „Ich wusste wirklich nicht, was ich da mitbringe, ich schwöre es!“
    Zu gerne hätte ich ihn gefragt, ob es einen Unterschied gemacht hätte. Ob er für die eine Stunde pro Tag mit Addison fünf Leben – und wahrscheinlich noch unzählige mehr – geopfert hätte, wenn er gewusst hätte, worauf er sich einließ. Aber die Frage war wahrscheinlich sinnlos, denn Todd ging für Addy über Leichen. Er hätte mich in der Unterwelt sterben lassen, um ihre Seele zu retten. Er würde alles für sie tun. Nur um bei ihr zu sein.
    Auch über den Tod hinaus.
    Seufzend rieb ich mir die Augen. „Also gut, wie läuft das jetzt? Du blinzelst dich in die Unterwelt, er lässt dich Addy eine Stunde lang sehen und reicht dir dann auf dem Weg zurück einen netten Strauß Luftballons?“
    Todd zog skeptisch die Augenbrauen nach oben. „Sehe ich aus wie ein Partyclown? Es ist eine Sporttasche mit einem Reißverschluss, und da hängt ein Schloss dran. Ich hätte es aufbrechen können, aber Addy und ich haben zu viel zu verlieren. Da stecke ich meine Nase bestimmt nicht in Unterweltangelegenheiten.“
    „Ich sag’s dir ja nur ungern, Todd, aber du steckst schon bis zum Hals mit drin. Und dank Nash und dir stecken auch Doug, Scott, Emma und ich mit drin.“ Ganz abgesehen von den Leuten, die durch Doug Gefallen an Frost gefunden hatten. Es war schon verrückt, dass beide Hudson-Brüder, ohne es zu ahnen, eine Rolle in Avaris geheimem Plan spielten.
    Todd lehnte sich seufzend zurück. „Avari wird ziemlich angepisst sein, wenn er hört, dass ich mich als Drogenkurier zurückziehe, und das wird er wahrscheinlich an Addison auslassen. Aber Nash hat jetzt Vorrang. Wir müssen ihn da rausholen, bevor ich die nächste Lieferung ablehne, sonst kriegen wir so schnell keine zweite Chance.“
    „Alec zufolge ist es morgen Abend günstig. Da steigt so ’ne Art Party …“ Was es in der Unterwelt wohl zu feiern gab?
    Der Reaper

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