Halte meine Seele
ihm.
Ich nippte so cool wie möglich an meiner Cola und schlenderte auf Emma zu. Als sie diesmal die Augen aufschlug, war ich vorbereitet. Ich verschüttete keinen einzigen Tropfen.
„Ob ich was will?“, fragte Alec und starrte mich aus Emmas braunen Augen an.
„Ich wollte fragen, ob du eine Cola willst.“
Emma runzelte die Stirn und stemmte sich hoch. „Woher wusstest du, dass ich hier bin?“
„Du hast gezuckt, als ich reingekommen bin“, improvisierte ich auf gut Glück. „Also, willst du jetzt was trinken oder nicht?“ Ich durfte ihm keine Gelegenheit geben, über meine Antwort nachzudenken.
Er zog die Augenbrauen hoch. „Kann ich das denn? Was trinken, solange ich hier drin bin?“ Er breitete die Arme aus.
Ich zuckte die Schultern. „Woher soll ich das wissen? Ich war noch nie im Körper einer anderen Person.“
Das Grinsen gehörte eindeutig Alec. „Ich auch nicht – heute Abend ist Premiere!“
„Machst du Witze?“, fragte ich skeptisch. „Du bist also ein Anfänger? Hier bei uns darf ein Fahranfänger nicht mal allein hinters Lenkrad, und du hast bestimmt niemanden an deiner Seite, der auf die Bremse tritt, wenn was schiefgeht.“
Das Lächeln wich aus seinem Gesicht. „Glaub mir, Kaylee, du willst bestimmt niemand anderen von hier unten im Körper deiner Freundin haben.“
„Und auch niemanden von hier oben …“, frotzelte Todd und machte es mir verdammt schwer, seine Bemerkung zu ignorieren – genauso wie seine Anwesenheit.
„Also, was ist jetzt mit dem Getränk?“ Alec setzte Emmas Füße auf den Boden. „Hast du auch was Stärkeres als Cola?“
Ja. Abflussreiniger. Aber selbst wenn Alec mir eine Falle stellte, konnte ich Emma unmöglich vergiften. „Sie hat heute schon genug getrunken, vielen Dank.“
„Ach, deshalb ist sie so leicht eingeschlafen.“ Als ihm klar wurde, dass ich nicht umzustimmen war, zuckte er seufzend die Schultern. „Eine Cola wäre klasse, danke. Ich hab schon seit Jahren keine mehr getrunken.“
Ich tappte in die Küche, Todd im Schlepptau. Kaum waren wir außer Hörweite, fauchte ich ihn wütend an. „Halt bloß die Klappe da drin, und hör einfach zu, sonst verrate ich deinem Chef, dass du nebenher schwarz als Drogenkurier arbeitest!“ Damit schnappte ich mir eine Dose Cola aus dem Kühlschrank und marschierte ohne ein weiteres Wort zurück zu Emma.
Alec stand vor der Kommode und betrachtete die Fotos, die Emma darauf drapiert hatte. „Hier“, sagte ich unwirsch. „Die Devise lautet: Schnell trinken und noch schneller reden. Sobald jemand heimkommt oder aufwacht, ist dieses kleine Treffen hier vorbei. Kapiert?“
Alec nickte und brach beim Versuch, die Dose zu öffnen, einen von Emmas Fingernägeln ab. Das würde sie hundertprozentig merken. „Mmh“, seufzte er nach dem ersten Schluck. „Ich hatte ganz vergessen, wie das auf der Zunge prickelt. Das tut ja fast weh. Hast du eine Ahnung, wie lange es her ist, dass ich eine Cola getrunken habe? Unglaublich, dass ich es durch ihren Körper fühlen kann. Vielleicht sollte ich hier drin bleiben …“
„Nein, das ist überhaupt keine gute Idee. Willst du die Dinge nicht lieber in deinem eigenen Körper fühlen?“
Alec zuckte die Schultern. „Na ja, einer ohne Brüste wäre gut. Die Dinger sind mir jedes Mal im Weg, wenn ich die Arme bewege.“
Augen rollend ließ ich mich auf den Stuhl fallen. „Damit habe ich wenig Erfahrung. Aber sie kriegt in ein paar Tagen ihre Periode. Wenn du das nicht erleben willst …“ Sein entsetzter Gesichtsausdruck war schon fast zum Lachen, und Todds lautstarkes Schnaufen sprach für sich – ich hatte ins Schwarze getroffen. „… dann solltest du jetzt endlich Klartext reden. Wie lautet der Plan?“
„Also gut, es ist so …“ Alec setzte sich mit der Dose in der Hand auf die Bettkante und beugte Emmas Oberkörper vor, einen Ellbogen auf die Knie gestützt, die Beine weit gespreizt. So wie ein Mann eben saß. „Morgen ist in beiden Welten Wintersonnenwende, und zum ersten Mal seit sechzig Jahren hat Avari die Mittel, ein echtes Übergangsfest abzuhalten. Es ist Wahnsinn, was für einen Aufwand sie dafür betreiben.“
„Was ist ein Übergangsfest?“, fragte ich zwischen zwei Schlucken Cola. Ich konnte an nichts anderes denken, als endlich die Wirkung des Koffeins zu spüren – und dass Alec endlich mit dem Plan rausrückte, natürlich.
„Es ist ein Fest zu Ehren der Übergangszeiten und -orte. Kannst du dir unter dem Begriff
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