Halte meine Seele
nickte. „Ich hab die Vorbereitungen gesehen. Irgendwie unheimlich.“
„… und er will das Getümmel nutzen, um Nash zu finden. Er ruft mich in einer halben Stunde an …“ Ich warf einen Blick auf die Uhr. „Oder vielmehr in zwanzig Minuten, damit wir die Sache durchsprechen können.“ Todd folgte mir, als ich aufstand und die Cafeteria Richtung Tiefgarage verließ.
„In der Unterwelt gibt’s keine Handys“, flüsterte er. „Wie will Alec dich anrufen?“
„Er benutzt Emma“, antwortete ich angeekelt.
Nach einer kurzen Schrecksekunde verzog Todd angewidert das Gesicht. „Er benutzt sie als Medium? Hast du das mit ‚reinschlüpfen‘ gemeint?“
Ich nickte. „Es ist furchtbar. Sie sieht aus wie Emma, aber ihre Stimme klingt ganz verändert, und sie bewegt sich und lacht ganz anders als sonst. Als hätte sie jemand angezogen, wie ein Kleidungsstück. Es ist echt unheimlich.“
„Das glaube ich.“ Todd beschleunigte seine Schritte, und ich musste rennen, um den Anschluss nicht zu verlieren. „Ich hab das erst einmal miterlebt, aber das war das Abscheulichste, was ich je gesehen habe!“ Und das aus dem Mund eines Reapers. „Und für das Medium ist es ganz schön anstrengend, weil es sich unterbewusst gegen den Eindringling wehrt. Manchmal ist man noch Tage danach völlig kaputt.“
„Was du nicht sagst.“ Kein Wunder, dass ich dauernd müde war. Aus Angst, in der Unterwelt aufzuwachen, hatte ich nächtelang nicht geschlafen, und dann suchte zu allem Überfluss auch noch ein ungebetener Gast meinen Körper heim, und das gleich zweimal in einer Woche!
Abrupt blieb Todd stehen und sah mich fragend an. „Was soll das heißen?“
Ich legte schützend die Hand auf meinen verletzten Arm. „Avari hat durch mich mit Nash kommuniziert. Ich hab es erst kapiert, als das mit Emma passiert ist, aber jetzt bin ich mir ganz sicher.“ Mir grauste es bei der Vorstellung, missbraucht worden zu sein, sowohl körperlich als auch emotional. Avari hatte sich ohne mein Wissen und ohne Erlaubnis meines Körpers bemächtigt. Einen schlimmeren und ekelhafteren Eingriff in die Privatsphäre konnte ich mir kaum vorstellen.
Todd verzog angewidert, beinahe schon zornig das Gesicht. So wütend hatte ich ihn selten erlebt. Seine Augen glühten praktisch vor Zorn. „Wie konnte Nash das zulassen?“
Schulterzuckend warf ich die leere Colaflasche in den nächsten Mülleimer. „Er hatte wahrscheinlich keine andere Wahl. Genauso wenig wie ich, als Alec sich Emma geschnappt hat.“
Todd stieß die Tür zur Tiefgarage auf, obwohl er einfach hätte hindurchlaufen können. „Du hast ja nicht gewusst, was los war, und musstest einen auf nett machen, damit du deine Freundin nicht gefährdest. Aber Nash hatte eine Wahl. Er hätte sich was einfallen lassen können, um Avari loszuwerden. Aber er hat es einfach zugelassen, dass dieser Scheißkerl dich benutzt, und es dir nicht mal gesagt!“ Bevor er noch mehr sagte, was er hinterher vielleicht bereute, bremste er sich, aber ich wusste genau, was es war.
Wenn ich Nash genauso wichtig gewesen wäre wie die Droge, hätte er es nie so weit kommen lassen.
„Was zum Teufel ist nur mit ihm los?“
„Er ist nicht mehr derselbe, Todd.“ Wir rannten im Laufschritt durch die Tiefgarage. „Er hat versucht, mich zu beeinflussen, und mich angelogen. Zum Beispiel hat er behauptet, dass er dir Scotts Ballon zum Entsorgen gegeben hat, aber das stimmt wahrscheinlich gar nicht.“
Todds Miene verdüsterte sich. „Wann war das?“
Ich kramte den Autoschlüssel aus der Tasche und drückte auf die Entriegelung. „Am Montag, als du zwei Schichten ohne Pause durchgearbeitet hast.“ Da fiel mir ein … Todd war mittags in der Cafeteria aufgetaucht, weil er wissen wollte, ob Emma es mit Doug ernst meinte. „Du hattest gar keinen Ärger mit Levi, oder? Keine Doppelschicht?“
Wütend schüttelte er den Kopf. „Bedauerlicherweise sterben in einem Krankenhaus dieser Größe nur wenige Leute am Tag. Wenn Flaute ist, verziehe ich mich meistens, und Levi stört es nicht, solange ich keinen Termin verpasse. Und das weiß Nash verdammt genau!“
„Ich bin so ein Idiot!“ Wütend trat ich gegen das Vorderrad meines Autos, ruinierte mir dabei aber nur den Schuh. „Warum hab ich nicht gemerkt, was er da abgezogen hat?“
„Ich hab ja auch nichts gemerkt.“ Todd umrundete das Auto völlig geräuschlos, ein klares Indiz dafür, dass er sich unsichtbar gemacht hatte. Ich konnte froh sein, dass
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