Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
sieht. Doch wer oder was ist ein »Homunkulus«? Und wer wiederum befindet sich in dessen Kopf, um seine erzeugten Bilder zu sehen? Diese Vorstellung erinnert an eine äußerst absurde Form russischer Matrjoschka-Puppen.
Aus diesem Grund hielten Philosophen wie Berkeley die Frage, ob etwas außerhalb unserer Wahrnehmung »real« sei, für sinnlos. Es sei schlicht unmöglich festzustellen, ob es in der Welt noch eine weitere Realität gebe. Berkeley befand: Esse est percipi – zu sein bedeutet, wahrgenommen zu werden. In anderen Worten: Die Realität existiert nur so lange, wie sie wahrgenommen wird. Wenn ich blinzle, verschwindet die Realität kurz. Diese Vorstellung ist, obwohl recht logisch, solipsistisch und widerspricht jeder Intuition. Wer diese Ansicht vertritt, mag durchaus als ein wenig verrückt gelten.
Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass wir tatsächlich in einer Welt realer Dinge leben und diese Dinge unsere Wahrnehmung auslösen. Diese Annahme, die in der Theorie des kausalen Realismus formuliert wird, klingt selbstverständlich; ihr Kernpunkt liegt darin, dass es eine direkte Verbindung zwischen der Wirklichkeit und unseren Sinneseindrücken gibt. Auch diese Sichtweise kann nicht logisch bewiesen werden – wir können nie ausschließen, dass wir nicht doch nur als in einer Nährlösung konservierte Hirnmasse existieren –, es gibt aber auch keine Gegenbeweise. Und es ist die sinnvollste, pragmatischste Herangehensweise an die Realität.
Wir sind uns recht sicher, dass wir, wenn wir einen Baum betrachten, einen tatsächlich existierenden Baum sehen. Das wird uns dadurch bestätigt, dass andere Menschen den Baum ebenfalls wahrnehmen (wenn auch vielleicht anders). Desgleichen sind wir uns bei der Wahrnehmung eines Gemäldes sicher, sagen zu können, das Gemälde sei real. Mit der gleichen Gewissheit nehmen wir wahr, dass der abgebildete Baum nicht real, sondern von einem Künstler geschaffen ist. Der Baum mag das Porträt eines realen Baumes sein, vielleicht existiert der Baum aber auch nur im Kopf des Künstlers. Der Maler allein entscheidet, wie er den Baum darstellt, »realistisch« wie bei den Präraffaeliten oder abstrakt im Stil Picassos.
Verfügt eine Schnecke über ein Bewusstsein?
Experimentelle Psychologie, Oxford
Diese Frage wirkt harmlos, und doch stellt sie Philosophen und Wissenschaftler vor bis heute ungelöste Probleme. Allein die Definition von Bewusstsein ist schwierig.
Im alltäglichen Sprachgebrauch bedeutet »Er ist bei Bewusstsein«, dass jemand wach und ansprechbar ist. Auch bei Schnecken (wie bei den meisten Tieren) wechseln sich Schlaf- und Aktivitätsphasen ab. Wache Schnecken sind sich bestimmter Umstände in ihrer Umgebung bewusst genug, um darauf zu reagieren. Auf Essbares bewegen sie sich zu, vor Bedrohungen fliehen sie – wenn auch in ihrer typisch langsamen Geschwindigkeit. Doch aus unserer eigenen Erfahrung wissen wir, dass zu »Bewusstsein« noch viel mehr gehört.
Die Schwierigkeit besteht darin, sich in den Kopf eines Tieres hineinzuversetzen und herauszufinden, wie es denkt. Bewusstsein ist eine individuelle Erfahrung. Es fällt uns allein schon schwer zu ermitteln, was Bewusstsein für andere Menschen bedeutet, obwohl wir uns dabei der Sprache und anderer Mittel der Kommunikation bedienen können. Bei Tieren können wir lediglich deren Verhalten und Reaktionen beobachten.
Menschen neigen von jeher dazu, sich als besondere, von den Tieren abgrenzende Wesen zu betrachten. Physisch haben wir zwar viel mit den Tieren gemein, aber wir gehen davon aus, dass unser Verstand uns als einzigartig auszeichnet. Schon Aristoteles schrieb dem Menschen ein einzigartiges Bewusstsein zu. Manchmal wird das menschliche Bewusstsein als Fähigkeit zur Selbsterkenntnis beschrieben: Wir wissen, dass wir ein Bewusstsein haben, und besitzen eine Vorstellung von dem, was wir sind. Lange galt es als gesichert, dass nur Menschen sich in einem Spiegel erkennen. Doch dann stellte sich heraus, dass auch Menschenaffen, Elefanten und Delfine über diese Fähigkeit verfügen. Die aktuelle Forschung zeigt sogar, dass selbst Elstern mit ihren kleinen Gehirnen dazu in der Lage sind. Auch wenn wir Schnecken diese Fähigkeit kaum zutrauen: Nachgeprüft worden ist es noch nicht. Schließlich wäre es fast unmöglich, einen Test zu entwickeln, der mit Sicherheit nachweist, dass eine Schnecke sich nicht im Spiegel erkennt. Da die fundamentalen Unterschiede zwischen Schnecke und Mensch zudem die
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