Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
rationalen Wesenszügen – eine Opposition, die dem Bild des nach dem Instinkt handelnden edlen Wilden als Kontrast zu dem berechnenden, vernunftgesteuerten Verhalten des zivilisierten Menschen entspricht. Nach Freuds Theorie ist das impulsive Verhalten vom »Es« gesteuert, jener unbewussten Struktur der menschlichen Psyche, deren Inhalt der Ausdruck der Triebe ist und die oft mit der rationalen, bewussten Struktur des »Über-Ichs« kollidiert. Dazwischen liegt die Instanz des »Ich«, die zwischen den Ansprüchen von »Es« und »Über-Ich« zu vermitteln versucht.
Freuds Theorien liegen zwar nicht mehr im Trend, dennoch gehen viele Psychologen davon aus, dass das menschliche Verhalten von zwei unterschiedlichen Arten zu denken geprägt ist – einer logischen, auf Sprache beruhenden Art und einer irrationaleren, von Assoziationen bestimmten Art. Nach dieser Ansicht ist Romeos impulsives Verhalten dadurch begründet, dass sich in seinem jungen Gehirn starke Assoziationen zwischen Gefahr und Erregung, Genuss und Liebe ausgebildet haben. Selbst seine Sprache wird nicht von Logik bestimmt, sondern durch die Assoziation von Liebe mit Schönheit. Shakespeare legt ihm Worte in den Mund, die zu den schönsten und berauschendsten Bekundungen von Romantik zählen:
Doch still, was schimmert durch das Fenster dort?
Es ist der Ost, und Julia die Sonne!
Geh auf, du holde Sonn! Ertöte Lunen,
die neidisch ist und schon vor Grame bleich.
Kein Wunder, dass Julia in Verzückung gerät.
9 Alle Zitate in der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel
Wie würden Sie einem Marsbewohner erklären, was ein Mensch ist?
Medizin, Cambridge
Da bis jetzt noch niemand einem Marsbewohner begegnet ist, ist diese Frage vermutlich als hypothetisch aufzufassen. In der Kommunikation wäre es wichtig, Referenzpunkte zu finden, die den Marsbewohner die Beschreibung verstehen lassen. Wenn der Marsbewohner einem Menschen ähnlich ist, gelingt uns das problemlos. Ist er aber ein lebendiger Felsklotz, der noch nie andere Lebensformen gesehen hat, wird die Aufgabe schon schwieriger. Und ohne eine gemeinsame Sprache höchst kompliziert. Sofern wir also nicht mehr über das Wesen des hypothetischen Marsmenschen wissen, ist die Anzahl der Möglichkeiten und Schwierigkeiten unbegrenzt und eine Antwort auf die Frage letztlich sinnlos.
Ich könnte jetzt meine Fantasie spielen lassen, meinen eigenen Marsmenschen entwerfen und diesem dann erklären, wie ein Mensch aussieht. Aber vermutlich ist der Prüfer eher an einer Beschreibung des Menschen interessiert als an der Stegreiferfindung eines Marsbewohners. In anderen Worten: Die Beschaffenheit des Marsbewohners ist irrelevant; hinter der Fragestellung steht die Erwartungshaltung, einer uns vollkommen unbekannten Spezies, mit der wir auf wunderbare Weise über das Medium der Sprache kommunizieren können, grundlegende Merkmale des Menschen zu erläutern.
Wahrscheinlich würde ich mit den einfachsten physischen Fakten anfangen und die chemischen Grundlagen des Lebens auf der Erde beschreiben. Das Leben auf der Erde, würde ich erläutern, beruht auf der bemerkenswerten Eigenschaft einiger großer Kohlenstoffmoleküle, sich selbst zu replizieren und sich in Kolonien zu organisieren. Irdische Lebensformen sind im Grunde Gemeinschaften von selbstreplizierenden Kohlenstoffmolekülen, die typischerweise von einer Schutzhülle oder Zelle umgeben sind. Über Milliarden Jahre hinweg haben diese Gemeinschaften eine enorme Vielseitigkeit entwickelt, da sich einzelne Zellgruppen auf jeweils eigene Aufgaben spezialisieren. Gemeinschaften dieser Art besitzen die verschiedensten Erscheinungsformen, aber es gibt zwei Grundformen: Pflanzen, die sich nicht fortbewegen können und ihre Energie aus dem Sonnenlicht beziehen, und Tiere, die sich bewegen können und aktiv nach Nahrung suchen. Die meisten Tiere verfügen über einen Kopf mit einem Gehirn darin. Das Gehirn steuert die Bewegungen des Körpers. Der restliche Körper enthält die Organe, die der Organismus braucht, um sich selbst zu erhalten. Am Körper befinden sich in der Regel Gliedmaßen, die eine Fortbewegung ermöglichen.
Menschen sind komplexe und erdgeschichtlich sehr junge Wesen; der Homo sapiens ist erst 150 000 Jahre alt. Menschen haben einen Kopf, einen Körper und vier Gliedmaßen, wie viele andere Tiere auch. Im Unterschied zu den meisten anderen Tieren stehen sie aufrecht auf nur zwei Gliedmaßen. Das erlaubt ihnen, mit den freien Gliedmaßen
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