Halten Sie sich für schlau?: Die berüchtigten Testfragen der englischen Elite-Universitäten (German Edition)
an Effektivität verliert, während der Mensch an Alter zunimmt, da Nervenzellen absterben und nicht durch neue ersetzt werden. Verfahren wie die funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) ließen Wissenschaftler jedoch erkennen, dass das Gehirn kein computerähnlicher Mechanismus ist, der langsam seine Komponenten einbüßt. Das Gehirn ist vielmehr ein flexibler, lebender Organismus mit einer verblüffenden Anpassungs- und Entwicklungsfähigkeit. Man spricht in diesem Zusammenhang von der »Plastizität« des Gehirns, der fast unbegrenzten Fähigkeit, sich immer wieder neu zu programmieren.
Ich schätze die mittlerweile bewiesene Tatsache, dass die Anzahl der Gehirnzellen nicht viel über die mentalen Fähigkeiten eines Menschen aussagt. Bedeutend sind die Verbindungen zwischen den Zellen – und unabhängig vom Alter des Menschen ist die Anzahl möglicher Vernetzungen beinahe unendlich. Tatsächlich bildet das Gehirn im Lauf der Zeit immer mehr dieser Verbindungen aus, nicht weniger. Ich schätze auch, dass zumindest ein Teil der im Verlauf des Lebens absterbenden Gehirnzellen durch neue ersetzt wird. Und das Absterben von Gehirnzellen (Apoptose) kann die mentale Leistungsfähigkeit sogar erhöhen: Bei Kindern sterben während des Lernens selten benutzte Gehirnzellen ab, was den anderen, nützlichen, erlaubt, sich voll zu entfalten – eine natürliche Selektion im Sinne Darwins. Das Absterben der Zellen im Laufe eines menschlichen Lebens könnte also ein Mechanismus sein, um die Leistungsfähigkeit des Gehirns zu erhöhen.
Der vielleicht schönste Sieg des Gehirns über die kritische Wissenschaft ist die jüngst gewonnene Erkenntnis, dass wir seine Leistungsfähigkeit viel stärker beeinflussen können als gedacht. Es hat sich herausgestellt, dass die Zukunft Ihres Gehirns zumindest teilweise in Ihrer Hand liegt beziehungsweise in Ihren Gedanken. Am meisten schätze ich am Gehirn allerdings, dass ich eines besitze, das zwar allen anderen menschlichen Gehirnen gleicht, jedoch in einzigartiger Weise meines ist.
Warum glauben so wenige Amerikaner an die Evolution?
Humanwissenschaften, Oxford
Es gehört zu den Widersprüchlichkeiten der modernen Welt, dass ausgerechnet in den USA, einer der am stärksten durch technischen Fortschritt gekennzeichneten Nationen, eine so große Anzahl Christen einige der bestgesicherten Theorien der Wissenschaft infrage stellt.
Wer an die wörtliche Interpretation der Bibel glaubt, nach der Gott alle Kreaturen durch einen Handstreich schuf, muss die Evolutionstheorie ablehnen, da diese besagt, dass sich die lebenden Organismen auf der Erde im Laufe von Milliarden Jahren in der Natur entwickelt haben. Das allein ist aber für die Beantwortung der Frage nicht ausreichend. Auch wenn es überall Dispute gab, akzeptieren in anderen Ländern der Welt viele Christen die Evolutionstheorie, ohne sich in ihrem Glauben bedroht zu fühlen.
In den USA belegen aktuelle Umfragen, dass über die Hälfte der Bevölkerung nicht an die Evolution glaubt. Eine Erhebung, die neben den USA auch Europa, die Türkei und Japan einschloss, zeigt, dass lediglich in der Türkei weniger Menschen die Evolutionstheorie akzeptieren als in Amerika. Darwins Theorie von der natürlichen Selektion, nach der die Evolution gewissermaßen automatisch (ohne eine Präsenz Gottes) erfolgt, stößt in den USA auf noch größere Skepsis: Nur 14 Prozent aller Amerikaner halten sie für zutreffend. Dabei gilt sie unter Wissenschaftlern seit fast einem Jahrhundert als unumstritten.
Man könnte mutmaßen, dass vielen Amerikanern vielleicht ein entsprechendes Bildungsniveau fehle. Je mehr sich Menschen mit der Wissenschaft beschäftigen, umso geringer ist auch die Scheu vor der Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie. In einem Science -Artikel aus dem Jahr 2006 stellen jedoch die Wissenschaftler Miller, Scott und Okamoto die religiöse Überzeugung als einzige Motivation heraus. Eine aktuelle Gallup-Umfrage bestätigt dieses Ergebnis: Unabhängig vom Bildungsgrad glaubt die Mehrheit aller Amerikaner, die nicht regelmäßig in die Kirche gehen, an die Evolutionstheorie. Von den Kirchgängern glaubt nicht einmal ein Viertel daran. Die Ablehnung von Darwins Theorie geht übrigens einher mit streng konservativen Ansichten, strikter Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen, moralischer Rigorosität und geringer Spiritualität. Das zeigt, dass bei den Vorbehalten gegen die Evolutionstheorie innerhalb der USA neben dem rein
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