Haltlos
Amber war ein Mann jemand wie Josh, alles was jünger als 35 Jahre alt war, waren keine Männer, sondern Beute. „Tja“, tat Tessa ihre umherschweifenden Gedanken mit einem Schulterzucken ab, „Jeder so, wie er es mag.“ Tessa und Connor redeten sehr viel miteinander, mehr über sie als über ihn. Auf manche ihrer Fragen, wie er zum Beispiel Mönch geworden ist, bekam sie nur Ausflüchte zu hören, aber sie bedrängte ihn nicht, gab es doch auch in ihrer Vergangenheit einschneidende Erlebnisse, die sie am liebsten ungeschehen machen würde und mit niemanden teilen wollte. Sie alberten herum und hatten im Großen und Ganzen sogar überwiegend Spaß miteinander. So verschob sich ihr Blick für Connor immer mehr. Seine Attraktivität wurde ihr immer bewusster, sein Lachen wirkte befreiend auf sie und seine flüchtigen Berührungen ließen ihr Herz höher schlagen. In seiner Nähe verschwendete sie keinen einzigen Gedanken an Cillian und ihre verschrobenen Träume. Tessa nutzte die Gelegenheit des körperlichen Trainings, um Connor nahe zu sein. Oftmals berührten sie sich bei den einzelnen Abläufen und sie spürte seine nackte Haut auf der ihren. Und sollte sich Tessa nicht irren, schienen diese privateren Stunden für Connor genauso angenehm zu sein, wie für sie selbst. Nur zugeben würde er dies nie. Zu gern streute Tessa den einen oder anderen Strauchler ein und hatte ihr Ziel erreicht, als sie kurz vor Abschluss der Selbstverteidigungseinheit direkt in Connors Armen landete. Tessa ließ ein unsicheres Lächeln über ihre Lippen huschen, als sie den Blick von seiner Brust hob, um diesen aufzurichten und direkt in seine Augen schauen zu können. Sein Atem, wie heiß er sich auf ihrer Haut anfühlte, ließ sie beinahe entflammen. Als sich ihre Augen trafen, hielten beide unmittelbar den Atem an. Spannung lag in der Luft. Es brauchte einige Zeit, in der es ihnen nicht möglich war ihre Blicke von einander zu lösen, bis sie realisierten in welch prekärer Lage sie sich befanden. Dennoch gestaltete diese Erkenntnis in Tessas Augen diese ganze Situation nur noch interessanter. In diesen wenigen Sekunden schien sie wie Eva bereit zu sein, von der verbotenen Frucht zu kosten, mit dem Wissen, dafür aus dem Paradies verbannt zu werden. Keiner der beiden hatte die Kraft den anderen aus der unfreiwillig zustande gekommenen Umarmung zu entlassen. Gerade, als sie im Begriff waren, sich zu einem innigen Kuss zu nähern, ertönte ein Räuspern vom Ende der Halle, wo Francis im Türrahmen lehnte. „Ah, ich sehe ihr seid mit eurem Training bestens voran geschritten. Sehr schön, sehr schön. Dann steht der aktiven Teilnahme Tessas an den künftigen Einsätzen des Ordens nun demnach nichts mehr im Wege.“ Tessa und Connor schreckten wie aufgescheuchte Hühner auseinander. Es war, als ob der jeweils andere elektrisch geladen war und sie sich gegenseitig einen Stromschlag verpassen würden. Ehe sie etwas erwidern konnten, um diese peinliche Situation zu erklären, war Francis bereits wieder zur Tür hinaus und überließ den beiden den stillen, sprachlosen Raum. Connor starrte noch einige Sekunden zur Tür hinüber, dann drehte er sich unterkühlt zu Tessa herum: „Geh‘ Dich ein wenig ausruhen, es wird heute Nacht eine anstrengende Mission werden. Du kannst all deine Kräfte gebrauchen.“ Mit diesen Worten warf er ihr ein Handtuch zu, drehte sich um und verließ die Turnhalle. Tessa stand den Tränen nahe vollkommen allein in der nun alles andere als einladender Halle und konnte sich nicht bewegen. Was war hier gerade geschehen? Wo war der liebevolle Connor hin? Was hatte ihn so verändert? Was Tessa nicht wusste, war, dass Connor auf dem Weg zu Francis war. Es konnte sich nur um einen witzlosen Scherz handeln. Die Abmachung von Tessa u nd Francis umfasste nicht die aktive Teilnahme an Außeneinsätzen. Es wäre viel zu gefährlich und das musste er ihm unbedingt ausreden. Vorne an der Treppe zu Francis „Bürogebäude“ hatte Connor ihn endlich eingeholt. „Francis“, zischte er, „bleib gefälligst stehen, wenn ich mit dir rede.“ Francis blieb stehen und schaute Connor wenig erfreut an. „Bitte Bruder, doch nicht in solch einem barschen Tonfall, was sollen unsere Gäste davon halten, hm?“ „Du hast dich diesmal wieder an Hinterhältigkeit selbst übertroffen.“ Connor klatschte in die Hände um Francis zu applaudieren. Für Außenstehende mochte es ein durchaus skurriles Bild abgeben. „Connor, warum so
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