Haltlos
waren es zwei Hünen, vergleichbar mit Kleiderschränken aus Massivholz, entging nichts. Hier und da wurden stark alkoholisierte Jugendliche aus der Reihe entfernt, sie durften heute definitiv nicht in den Club. Da halfen kein Betteln oder die gewohnten Ausreden, dass aber die Freundin drinnen auf sie wartete, gar nichts. Als sie den sich am Ende der Schlange einreihenden Conner entdeckten, forderten sie ihn mit einem kaum merklichen Kopfnicken auf, nach vorne zu kommen. Tessa hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen, hatte er ihre Hand gegriffen und zog sie hinter sich her. Die drei vollzogen wie unter den ganz coolen Homies üblich eine halbe Umarmung und wechselten ein paar Worte miteinander. Wie peinlich. Tessa konnte diese Leute noch nie verstehen. Immer protzen und besonders hart auftreten. Es musste wohl russisch gewesen sein, denn Tessa verstand nicht ein einziges Wort. Die beiden Kräftigen, glotzten wissend zu Tessa und öffneten mit einem leichten Ansatz eines Lächelns die Tür. Zum Abschluss klopfte der eine Connor noch auf die Schulter. Testosteron, wie konnte ein Hormon nur so peinlich sein. Innen war der Club weitaus heruntergekommener als Tessa gedacht hätte. Die besten Jahre waren endgültig vorbei. Der Boden war mit ehemals bordeaux farbenden Veloursteppichen ausgelegt. Jetzt allerdings stand dieser vor Dreck, ein Muster war nicht mehr zu erkennen. Über ein kurzes Treppenhaus konnte man die Ebene mit den verschiedenen Dancefloors erreichen. Connor beschrieb ihr den Club bereits auf der Fahrt hierher, daher wusste sie, dass es drei davon gibt. Sie wollten zunächst in den größten gehen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Wände waren mit Promokram zugeklebt und wo man die Tapete noch erahnen konnte, sah man auch hier mehr Dreck als dunkelrote Farbe. Die Wände bedrängten die Tanzfreudigen geradezu auf ihrem Weg nach oben und schufen eine eher erdrückende Atmosphäre. Hier und da fanden sich kutschende Pärchen mitten im Weg wieder. Gut, liefen sie eben Slalom um sie herum. Oben angekommen hatte man mehr Platz zum Bewegen und um durchzuatmen. Hier standen vereinzelt Stehtische mit Gästen überfüllt herum, am hinteren Ende, gegenüber der ankommenden Treppe war eine Bar eingerichtet, die den stetigen Nachschub an Alkoholischem sicherte. Vorne ging eine kleine Glastür zu einer Terrasse hinaus, auf der einige Luft schnappten und andere rauchten. Das wäre bei Tessa zu Hause unmöglich gewesen. Vor der Bar gingen sowohl nach rechts als auch nach links zwei schwere Brandschutztüren ab, die in die verschiedenen Tanzbereiche führten. Connor strebte mit Tessa, die sich nicht auskannte, auf den rechten Raum zu. Obwohl er recht groß war, einer Fabrikhalle glich, waren hier so viele Menschen rein gequetscht, dass es Tessa so vorkam, als liefe sie direkt gegen eine Wand aus Feuchtigkeit, Schweißgeruch und verbrauchter Luft. Das Stroboskop erfüllte seinen Zweck, die Scheinwerfer schwenkten im Takt der aus den Boxen schallenden Bässe über das Partyvolk und die Leute auf der Tanzfläche tanzten wild und ausgelassen. Die Tanzfläche war von Podesten mit Stehtischen und Barhockern eingegrenzt. Die Getränke auf den Tischen leuchteten im Schwarzlicht in den merkwürdigsten Farben. Es schien als würden sich alle kennen, da sich alles in einer homogenen Masse bewegte. Gegenüber war das DJ-Pult. Endlich mal ein DJ, der nicht jeden Song kaputt spielte. Tessa hörte Soul und HipHop für ihr Leben gern. Neben dem DJ-Pult gab es eine von drei Bars in diesem Raum. Diese steuerte Connor geradewegs durch die tanzende Meute an. Tessa registrierte links neben der Bar die Toiletten, vor denen anscheinend Drogen vertickt wurden. Immer das gleiche. Vor ein paar Monaten hätte an der Stelle des etwas schäbig aussehenden abgemagerten Typen in zu engen schwarzen Lederhosen und einem Netzoberteil auch Lukas stehen können. Optisch konnte sie es heute jedoch mit ihm aufnehmen. Angewidert wandte sie ihren Blick von der Szenerie ab und stolperte geradewegs in Connor hinein, der vor der Bar zum Stehen gekommen war und für sie beide einen undefinierbaren Cocktail bestellt hatte. Nach einer Weile entspannte sich Tessa und fing an im Takt der Musik zu wippen. Connor beobachtete unauffällig den Raum. „Lass uns tanzen gehen“, brüllte Tessa ihm ins Ohr und ging auf die Fläche. Connor folgte ihr widerwillig, sie waren nicht zum Vergnügen hier. Aber allein lassen konnte er sie auch nicht. Tessa schien zu
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