Haltlos
bemerkten es auf Grund der Schnelligkeit mit der der Zugriff erfolgen musste auch nicht. Keiner der Ordensbrüder machte sich Gedanken darüber, ob sie eventuell ungewünschte Zeugen haben würden. Für sie alle zählte nur Tessas Sicherheit. Verborgen hinter zerschlissenen Gardinen einer leer stehenden Wohnung gegenüber betrachtete Entfernung des im Dunkeln bedrohlich wirkenden Parks Aivan das Schauspiel des Ordens aus sicherer mit gemischten Gefühlen. Dank seiner guten
Sehkraft, benötigte er weder Fernglas noch ein Nachtsichtgerät, letzteres wäre spätestens bei den Leuchtkugeln unbrauchbar geworden. Er verfolgte die Spur des Ordens seit geraumer Weile, um genau zu sein, seit dem Tag, an dem er vom Gelehrten Rat in Berlin gebeten wurde, die Aufklärung einer Vorort Tötung eines Novizen in der Fabrikhalle am Salzufer aufzuklären. Er nahm am Tatort einen ungewöhnlich verlockenden Geruch wahr. Konnte diesen Duft aber niemanden speziellen zuordnen, das Einzige was ihm bewusst war, dass dieser menschlichen Ursprungs sein musste. Die Fährten der Ordensmitglieder kannte er alle. Das Geruchsgedächtnis eines Vampirs ist bemerkenswert. Jeder Mensch besitzt einen individuellen Geruch, den er weder durch Parfums noch andere Gerüche überdecken kann. Einmal mit diesem Geruch in Kontakt gekommen, würde ein Vampir diesen Menschen immer und überall wiedererkennen können. Durch seine Beobachtungen hat er herausgefunden, dass ein Mädchen die Ursache seiner schlaflosen Tage war. Ein Mädchen von schätzungsweise 17 – 20 Jahren machte wie ein Profikiller gemeinsam mit dem Orden Jagd auf die ungewollten illegalen Novizen. Er konnte es kaum fassen, als er sah, dass sie sogar den Lockvogel für die Ordensbrüder spielte. Wie konnten die das nur zulassen. Unglaublich. Dieser Duft. Es lag an ihrem Blut. So etwas ist ihm seit sehr langer Zeit nicht mehr passiert, hatte er seinen Durst doch weites gehend unter Kontrolle. Doch zu seinem Entsetzen stellte er fest, dass er es gar nicht auf ihr Blut abgesehen hatte. Er war verwirrt, wenn er nicht ihren Geschmack auf der Zunge spüren wollte, was war es dann? Er stockte in seinem Gedankenchaos, als er zu der Erkenntnis gelangte, dass er schlicht SIE wollte. Er musst seine Position ein wenig verändern, um den Geschehen draußen vor seinem Fenster genauestens folgen zu können. Der Orden schaltete die Vampire einen nach dem anderen aus, verschnürte sie mit silbernen Fesseln und lud die Gefangenen in dafür mit verstärkten Wänden und Silbergittern ausgestattete Transporter ein. Das Mädchen wurde behutsam von einem der Männer auf dem Arm genommen und zu einem der Einsatzwagen getragen und dort vorsichtig wie ein rohes Ei auf der Rückbank platziert. Nachdem alle Spuren des Kampfes beseitigt waren, fuhr die Gruppe in die schwarze Nacht davon. Aivan, der einen Moment innehielt, um sicher zu gehen, dass sich alle Ordensbrüder am Rückzug beteiligt hatten, zog sein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer vom Berliner Gelehrten Rat. „Ich bin‘s. Ja, natürlich ist es ist wichtig, sonst würde ich wohl kaum anrufen und jetzt stell‘ mich gefälligst sofort zu ihr durch.“ Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich am anderen Ende der Leitung etwas tat. „Wir hören.“ „Ich bin heute nicht gut drauf, lassen sie diese herablassende Art. Ich glaube wir werden ernste Schwierigkeiten bekommen. Der Orden jagt mit einem Mädchen.“ Aivan ließ sein Gegenüber zu Ende reden und schüttelte still vor Ungläubigkeit, was sein Gesprächspartner ihm sagte verbittert seinen Kopf. „Ich denke, mit dem höchsten Respekt, Sie verkennen den Ernst der Lage. Nein, jetzt lassen Sie mich ausreden. Sie haben mich auf den Orden angesetzt. Ich reiße mich wahrlich nicht um diesen Job, aber ich sage ihnen noch einmal. Der Orden jagt gemeinsam mit einem jungen Mädchen, die wie Xena persönlich auf die Vampire losgeht, wenn sich ihr die Gelegenheit bietet. Überlegen Sie doch bitte, was das bedeuten könnte.“ Aivan hörte mit knirschenden Zähnen zu, bis er die Faxen dicke hatte „Herr Gott nochmal, denken sie doch an die Prophezeiung.“ Aivan hielt inne um seinen Worten Raum zu schaffen. Als Antwort folgte ein Schweigen, dann war die Leitung tot.
Als Tessa zu sich kam, stellte sie mit Erschrecken fest, dass sie auf dem Bett ihres Zimmers im Klostergasthaus lag. Neben ihr auf einem Stuhl saß ein schlafender Connor. Sie betastete vorsichtig ihre Handgelenke und ihren Hals, keine
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