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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Koenig
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gestern.“ „Ok, schieß los, worum geht es?“ „Samira ist hier in Chicago und will, dass ich morgen neben ihr im Flieger nach Berlin sitze. Der Orden jagt mit einem Mädchen. Wer ist sie, wo kommt sie her und warum zum Teufel brauchen die mich?“ „Die Queen persönlich ist hier erschienen, um dich abzuholen? Ach du heilige Scheiße. Ich setz‘ mich sofort ran, gib mir ´nen paar Stunden.“ „George?“ „Ja?“ „Du hast genau 60 Minuten, nicht mehr und nicht weniger.“ Cillian wartete keine Antwort ab und drückte das Gespräch weg. Er raste durch die Innenstadt zu seinem Penthouse. Heute hatte er keinen Sinn für die reizvollen Ecken, die Chicago zu bieten hatte. Er bog um eine Kurve und betätigte den Sender für das Tor der Tiefgarage. Als der X6 die Einfahrt hinunter fuhr, brauchte Cillian nicht einmal zu bremsen. Er folgte den Abfahrten zum untersten Level. Dies hatte er eigens komplett für sich angemietet. So wollte er sich den lästigen Nachbarn und deren neugierigen Blicken entziehen. Ein weiterer Grund war, dass er seinen gut sortierten Fuhrpark geschützt unterbringen wollte. Abgeschirmt von der Außenwelt. So wussten nicht einmal seine Feinde, und davon kann man sich einige im Laufe der Jahrhunderte zulegen, in welchen Autos er sich bewegte. Zudem liebte er die Anonymität der Großstadt. So vermied er es Freundeskreise zu pflegen, wo nach ein paar Jahren Fragen nach seinem jugendlichen Aussehen und seinem anscheinend nicht alternden Erscheinungsbild unausweichlich wären. Je weniger ihn kannten, desto besser war es für ihn. Er bevorzugte bereits seit einigen Jahrzehnten ein von der High Society abgeschottetes Leben, mied Partys und hatte nur einen sehr übersichtlichen Kreis enger Vertrauter. Die Aufzugtüren öffneten sich und er betrat seine Wohnung. Für Außenstehende mochte das Penthouse unpersönlich und steril wirken, ungemütlich und uneinladend. Für Cillian war es sein geheimer Rückzugsort, sein zu Hause und seine Heimat. Er liebte seine futuristisch anmutende funktionale auf ein Minimum reduzierte Einrichtung. Er war bekennender Minimalist, aber extravagant war sein Lebensstil dennoch. Neben teuren Autos und teuren Möbeln bevorzugte er auch eine exklusive Garderobe. Er wollte seinen Reichtum nicht zur Schau stellen, vor wem denn auch, er wollte unauffällig bleiben. Es war lediglich ein Überbleibsel seiner in Armut verbrachten Kindheit. Drüben, in der alten Welt, wo man damals für das Stehlen eines angeschimmelten Krummen Brotes seine Hand einbüßen musste oder den Strick um den Hals gelegt bekam, schneller, als er das trockene Etwas hätte verspeisen können. Ein Schauder lief über seinen Rücken. Das passierte zu Weilen, wenn ihn die Erinnerungen an England einholten. Er warf einen Blick auf seine Breitling und stellte zu seiner Erleichterung fest, dass ihm noch genügend Zeit für eine ausgiebige Dusche blieb und er in aller Ruhe noch seine Sachen packen konnte, bevor George ihn anrufen würde. Sein begehbarer Kleiderschrank war vom Schlafzimmer aus zu betreten. Er war ein Ordnungsfanatiker. Seine Hemden, Hosen und anderen Anziehsachen lagen oder hangen in Reih und Glied in den Regalen und an den Kleiderstangen. Die bevorzugte Farbwahl war schwarz, unnötig zu sagen, dass diese Farbe für jemanden, der sich in der Nacht bewegte die beste Tarnung war. Aus Gewohnheit schaltete er in jedem Raum das Licht ein. Er hasste es sich in seinen eigenen Räumen im Dunkeln bewegen zu müssen. Als Heranwachsender wurde er oft in einem zu engen und stickigen Loch unter der Hütte seiner Eltern versteckt, wenn die Ritter des Herzogs durch die Dörfer zogen, um frisches Waffenfutter zu besorgen. Deshalb verzichtete er hier zu gern auf seine übermenschliche Sehkraft. Er griff zielstrebig eine Shorts, ein T-Shirt und eine schwarze Jeans, zog ein weißes, weiches Baumwollhandtuch vom Stapel, ging zurück durch das Schlafzimmer in das geräumige mit Marmorfliesen ausgestattetes Badezimmer. Die Dusche war überdimensional groß und wurde über die komplette Länge des hinteren Raumes durch eine aufschiebbare Glaswand abgetrennt. Während er sich mit den Händen an der Wand abstützte, ließ er den Kopf nach vorn gebeugt hängen und genoss das Gefühl des trommelnden heißen Wassers auf seinem Körper. Er war immer bemüht eine Regelmäßigkeit in sein Chaos zu bringen. Chaos, das sein Leben war. Im Moment schien alles schief zu laufen und er musste dies machtlos mit ansehen. Aber

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