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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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übriggebliebene Tickets für
das Eishockey-Turnier am Wochenende. Plötzlich bereute er
seine Entscheidung, nicht mit Mudi zu seinem iranischen
Festessen gegangen zu sein. Das klang schön, wenn auch für
ihn unvorstellbar: eine Familie, die einen ganzen Abend lang
vorkochte, um zu Mittag einfach so ein Fest zu veranstalten.
Ein Fest, weil der Sohn jetzt Jurastudent war, so wie einst
sein Großvater, der Richter im Iran gewesen war. Unglaublich!
Nun, vielleicht ergab sich ja noch mal eine andere Gelegenheit.
Hoffentlich. Kai seufzte. Dass man aber auch nie
wissen konnte, welche Entscheidung die richtige und nicht
nur die einfachere war.

»MudiMudiMudi!« Halva flog die Treppen geradezu hinunter,
als sie die Wohnungstür ins Schloss fallen hörte. »Du
hast es geschafft! Ich bin so stolz auf dich! Ich habe allen
meinen Freundinnen erzählt, dass es heute so weit ist. Du
bist Student!«
    »Was an und für sich noch keine Leistung ist …«, wehrte
Mudi leicht genervt ab, doch Halva sah, wie er sich insgeheim
über ihre Begeisterung freute. Sie hängte sich mit
beiden Armen um seinen Nacken, so wie sie es als Kind
getan hatte, und er wirbelte sie einmal herum. Im Iran waren
sie sich als Bruder und Schwester immer sehr nahe gewesen.
Die Mitglieder der Familie waren nun mal die einzigen
Menschen, denen man trauen konnte. Der Umzug nach
Deutschland hatte ihre Beziehung zwar verändert, aber auch
gestärkt. Niemand außer ihnen wusste, was hinter ihnen lag und womit sie zu kämpfen hatten. Niemand wusste, was es
bedeutete, so zu sein und zu leben wie sie.
    Als Mudi Halva wieder auf den Boden stellte, drängte sich
Pamir, ihr dicker Perserkater, eifersüchtig zwischen sie.
    »Lass das, du Fettwanst. Ich habe hier alle Vorrechte«,
sagte Halva und gab ihm einen leichten Stups. Doch Mudi
hob Pamir auf und streichelte ihn. Der Kater schnurrte genüsslich.
    »Das hat nur alles so gut geklappt, weil ich heute Morgen
deine Nase gerieben habe«, sagte er dann und küsste sie auf
die Nasenspitze. »Deine Nase reiben bringt Glück.«
    »Quatschkopf«, Halva senkte den Kopf, sodass ihr die
dichten schwarzen Locken ins Gesicht fielen. Sie fuhr sich
mit den Fingern über ihre relativ große Nase. Jeder Blick in
den Spiegel war eine kleine Herausforderung. Erst wenn sie
etwas Rouge und Lipgloss aufgelegt und ihre langen dunklen
Wimpern mit Tusche betont hatte, war sie mit ihrem Spiegelbild
einigermaßen zufrieden.
    »In ein paar Jahren lasse ich sie mir operieren«, entgegnete
Halva herausfordernd.
    »Wehe, wenn du das tust. Dann kündige ich dir die Bruderschaft.
Du bist nur mit dieser Nase meine Halva.«
    »Also gut, ich überlege es mir noch mal«, sagte sie augenzwinkernd.
»Aber jetzt erzähl mir alles. Von vorn. Du bist
am Königsplatz in die Straßenbahn eingestiegen …«
    Mudi hängte seine grüne Steppjacke auf und richtete kurz
im Spiegel seinen Hemdkragen. Halva musste lächeln. Mudi
war so eitel – er brauchte morgens im Bad viel länger als sie.
Einmal in die Luft gespuckt und drunter durchgerannt,
nannte er
dagegen ihre Methode.
    Mudi tat, als müsse er nachdenken. »Also, in der Straßenbahn,
lass mich überlegen. Da ging es ja schon so wild zu.
Du ahnst es nicht. Ein Papagei hat die Tickets kontrolliert
und ein Säbelzahntiger hatte keinen Fahrschein. Als man
ihm drohte, ihn aus der Bahn zu werfen, hat er eine Heerschar
von Straußen zur Revolution aufgerufen, die prompt
alle ein Ei legten. Die Affen auf der hinteren Bank haben
angefangen, damit zu werfen, und auf dem heißen Pflaster
der Straße gab es Spiegelei für alle …«
    »Auf dem
heißen
Pflaster? Quatsch! Es ist schon beinahe
Winter!«
    »Stimmt. Bei deiner eiskalten Logik solltest
du
Juristin
werden.«
    »Vielleicht. Warum nicht?«
    »Also, im Ernst, es ging alles glatt. Wirklich. Ich habe vielleicht
sogar schon einen Freund gefunden. Mal sehen, was
draus wird.«
    Doch statt ihm zu antworten, sah Halva zur Tür, die zum
Wohn- und Esszimmer der kleinen, doppelstöckigen Wohnung
führte, und legte dann einen Finger auf die gespitzten
Lippen. Mudi verstummte, obwohl er gerne von Kai und der
Sache im Sekretariat erzählt hätte. Halva zeigte auf die Glastür,
hinter der sich einige Schemen bewegten und Gemurmel
zu hören war. Mudi runzelte die Stirn und setzte Pamir
ab, der auf Samtpfoten zu der geschlossenen Tür ging und
Halva aus seinen hellblauen Augen auffordernd anblickte.
    »Haben wir Besuch? Heute?« Mudis Stimme klang, neben
der Neugier darin, etwas

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