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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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loslassen.
Wollte
sie nicht
loslassen.
    »Ich meine: Darf ich dich wiedersehen? Kann ich dich anrufen
oder dir simsen? Alles, irgendwas, was auch immer …«
Ihm fehlten die Worte, denn plötzlich fiel ihm ein, wie Mudi
für Halva den Saft bestellt hatte, ohne sie überhaupt nach
ihrer Meinung zu fragen. Beging er hier gerade einen kapitalen
Fehler? Daran hatte er noch gar nicht gedacht! »Oder
hat deine Familie etwas dagegen?«, setzte er rasch hinzu.
    »Nein. Weshalb sollte sie?«, fragte Halva erstaunt.
    »Ich weiß nicht. Mudi hat dich nicht einmal gefragt, was
du trinken willst, sondern einfach für dich bestellt …«
    Sie lachte und blinzelte ihn etwas spöttisch an. »Gut beobachtet, Sherlock Holmes. Aber mach dir keine Sorgen.
Mudi weiß einfach, was ich mag, das ist alles. Wir sind weder
Saudis noch Fundamentalisten.«
    »Klar doch. Ich weiß nur so wenig über den Iran und seine
Leute …«
    Halva sah nachdenklich aus. »Vielleicht weiß ich auch nur
noch wenig über den Iran und seine Menschen. Aber meine
Familie hat auf jeden Fall nichts dagegen, wenn du mich
anrufst, okay?«
    Kai entspannte sich und er ließ die Hand von ihrer Schulter
gleiten. Natürlich: Weshalb sollte ihre Familie etwas dagegen
haben? Er nickte.
    »Ich freue mich darauf«, erwiderte Halva mit einem Lächeln.
Auf ihren Wangen zeichneten sich wieder tiefe Grübchen
ab und ihre Zähne erinnerten Kai an eine Perlenkette.
Er zog sein iPhone hervor und speicherte ihre Nummer.
    »Ich rufe dich gleich morgen an«, sagte er.
    »Gute Nacht.« Halva lehnte sich vor und hauchte Kai nun
zwei Küsse auf die Wangen.
    Er sog ihren Duft ein und sagte mit belegter Stimme: »Ja,
dir auch. Schlaf gut. Aber warte …« Er stieg aus dem Wagen
und öffnete ihr die Tür von außen.
    Plötzlich standen sie einander sehr nahe. Die Wolken
waren vom Himmel gezogen und hier und da leuchteten
Sterne. Das spärliche Licht der Nacht spiegelte sich in Halvas
Augen. Sie legte ihre Hand auf den Türrahmen, gerade,
als auch Kai seine Hand dorthin bewegte. Beide zuckten
zusammen, doch keiner von ihnen zog seine Finger zurück.
Seine Kuppen strichen kurz über ihren Handrücken.
    »Halva!«, sagte er rau.
    Sie zögerte unmerklich. Ein Zögern, das Kai tausend Tode
der Ungewissheit sterben ließ, ehe sie ihre Finger regte und
sie leicht wie den Flügelschlag eines Schmetterlings in die
seinen legte.
    Ein, zwei Atemzüge lang verharrten sie so, dann zog Halva
ihre Hand zurück.
    »Kann ich dich morgen wiedersehen?«, fragte Kai. Er spürte
ihre Finger noch und seine Haut brannte.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, morgen nicht. Ich habe
schon was vor.«
    »Und am Sonntag? Wie sieht es Sonntag aus?«
    »Sonntags machen wir meist etwas mit der Familie.«
    Kai schwieg verblüfft, ehe er fragte: »Dann also am Montag?
«
    Jetzt musste Halva lachen. »Ruf mich doch an«, schlug sie
ihm vor. »Am Montag muss ich morgens vor der Schule im
Café sein.«
    Kai bemerkte überrascht, dass es ihm gefiel, wie er um
ein Wiedersehen ringen musste. »Was tust du denn so früh
morgens im Café?«, fragte er neugierig.
    »Ich mache Halva«, antwortete sie schlicht.
    »Du
machst
Halva?«
    »Ja. Halva ist ein Konfekt, das du überall im Nahen Osten
kaufen kannst. Aber jedes Land bereitet es auf seine Weise
zu. Meine Großmutter hat ein ganz besonderes Rezept, das
sie mir gezeigt hat, ehe wir Teheran verlassen mussten. Es
schmeckt köstlich. Ich bringe dir das nächste Mal etwas
davon mit, okay?«
    Das nächste Mal.
In Kais Adern kribbelte es. »Darauf freue
ich mich. Wir machen ein Picknick.«
    »Im Schnee?« Halva sah in den Himmel, der sich nun
doch wieder mit Wolken bezogen hatte. Schwer und feucht
fielen die ersten Flocken auf sie herab.
    »Warum nicht? Ich nehme an, gut gekühlt schmeckt dein
Konfekt noch besser.«
    »Stimmt.« Wieder diese Grübchen, wieder dieses Lächeln. Es verwirrte Kai vollkommen und er räusperte sich.
    »Aber ich bringe auch heiße Schokolade mit. Für den Fall
der Fälle.«
    Halva nickte und wandte sich dann zum Gehen. Kai sah
ihr nach, wie sie durch den Schnee zur Haustür lief, über der
ein Lampe brannte.
    »Halva?«
    Sie drehte sich noch einmal um.
    »Wie sagt man Gute Nacht auf Iranisch?«
    »Auf Farsi, meinst du?«
    Er nickte.
    Sie lächelte und sagte: »Khob bekhaabi.«
    »Aha. Khob bekhaabi«, wiederholte er etwas unbeholfen.
    »Und wie sagt man danke?«
    »Das ist ganz einfach. Merssi.«
    »Wie im Französischen?«
    »Ja, fast genauso. Aber danke

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