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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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da?« Uli Blessing musterte seinen
Sohn befremdet.
    »So trinkt man im Iran den Tee.«
    »Wir sind hier aber nicht im Iran. Ich habe Tausende Euro
in deine Zähne gesteckt, und dann malträtierst du sie mit
dieser Art, Tee zu trinken! Zucker ist Karies pur.«
    Kai stellte seine Tasse vorsichtig auf das Tablett zurück.
»Was hast du denn, Papa? Seit ich dir Halva vorgestellt habe,
bist du zum Rumpelstilzchen geworden.«
    Uli Blessing atmete betont langsam aus. »Entschuldigung.
Ich hätte dir Bescheid sagen sollen, dass ich eher heimkomme
und gerne was mit dir unternehmen will.«
    Das wäre das erste Mal gewesen, dachte Kai, nickte aber
diplomatisch.
    »Ich wusste ja nicht, dass du Besuch hast. Vielleicht wolltest
du sie mir gar nicht vorstellen.«
    »Doch, das wollte ich schon«, sagte Kai ruhig. »Wenn du
sie heute nicht getroffen hättest, dann eben das nächste
Mal.«
    »Wie lange seid ihr denn schon zusammen?«
    »Eine Woche. Morgen früh genau eine Woche.«
    »Ach so«, sagte Uli und lehnte sich etwas entspannter in
seinem Ohrensessel zurück. »Noch ganz frisch. Dann muss
ich mir keine Sorgen machen.«
    »Sorgen sowieso nicht. Jede große Geschichte hat einen
Anfang, und sei er noch so klein und unbedeutend. Und es
ist mir absolut ernst. Ich habe so etwas noch nie erlebt und
noch nie gefühlt.«
    »Junge Liebe«, sagte sein Vater kurz.
    »Vielleicht. Aber ich kann mir vorstellen, dass das ein
Leben lang dauert.«
    »Kai!« Nun klang Ulis Stimme entsetzt. »Das kannst du
doch nicht ernst meinen.«
    »Natürlich! Auch wenn ich es einfach sage und nicht auf
Kassetten aufnehme.«
    »Du hast ja keine Ahnung, was es bedeutet, ein Leben
miteinander zu verbringen.«
    »Du auch nicht«, rutschte es Kai heraus, doch als sein
Vater blass wurde, taten ihm seine Worte unendlich leid. Er
fasste die Hand seines Vaters und drückte ihm die schlaffen
Finger. »Tut mir leid, Papa.« Kais Augen füllten sich mit Tränen.
Er schämte sich. »Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich
kann jetzt noch viel besser verstehen, wie du Mama geliebt
hast, weil ich für Halva das Gleiche empfinde.«
    »Das kann man doch nicht vergleichen. Wir waren verheiratet.
Wir hatten einen Sohn. Wir haben uns geliebt …«
    Kai fuhr auf. Er hatte es satt, hier wie ein Kind behandelt
zu werden. »Weshalb kann man das nicht vergleichen?
Wie kannst du das wissen? Niemand kann in einen anderen
Menschen hineinsehen.«
    »Nein. Aber deine Mutter und ich, wir stammten aus
einer
Welt. Das hilft enorm, um auch im Alltag die Liebe lebendig
zu halten. Kai, ich will doch nur nicht, dass du in Schwierigkeiten
kommst. Man liest so viel in der Zeitung …«
    Kai sah abrupt auf. »Wovon?«
    »Na, von Ehrenmord und so …« Uli Blessing war sichtlich
unbehaglich, als er das Wort aussprach. »Du bist alles, was
ich habe. Plötzlich hast du ihren Bruder und ihren Vater und
was weiß ich wen noch alles am Hals, bloß weil du mit ihr
Händchen hältst. Das will ich nicht. «
    »So ein Unsinn. Mudi würde so etwas nie tun.«
    »Wer ist denn Mudi?«
    »Na, Halvas Bruder. Wir haben doch heute schon über
ihn gesprochen! Er ist mein Freund. Ich kenne ihn.«
    »Kennen! Dass ich nicht lache! Wie lange denn schon?
Seit Semesterbeginn, oder was? Gerade mal drei Wochen,
wenn ich richtig rechne. Kai, bitte! Sei doch vernünftig!« Uli
Blessing nahm einen tiefen Zug aus seinem Cognacglas. »Du
kannst doch gar nicht beurteilen, wie diese Leute denken
und fühlen. Was für dich ganz normal ist, ist für sie eine
Beleidigung. Und wenn sie dir nichts tun, dann vielleicht
ihr.
Willst du das? Doch sicher nicht!«
    Kai stand auf. Sein Herz raste und heißes, zorniges Blut
stieg ihm in die Wangen. »Wie kannst du es wagen, die Beziehung zwischen Halva und mir über einen Kamm mit all
diesen Geschichten zu scheren? Sie kommt aus dem Iran.
Weißt du, wie viele Tausende Jahre Geschichte dieses Land
hat? Dort war man schon kultiviert, als wir noch alle grunzend
in Höhlen saßen«, sagte er heftig. »Wenn Mama noch
lebte …«
    Uli hob warnend die Hand und Kai unterbrach sich. »Oh,
Mann«, sagte er dann nur und sah in die Flammen. Das gab
es doch nicht!
    Nach einem Augenblick Schweigen sagte sein Vater leise:
»Aber sie ist doch Muslimin, oder?«
    »Na und? Das spielt für uns keine Rolle.«
    »Noch nicht. Aber warte mal ab. Bald will sie, dass du
konvertierst. Und dass du beschnitten wirst.«
    »Ach, so ein Schwachsinn! Und selbst wenn … Was
kümmert's dich? Als ob du so wahnsinnig gläubig

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