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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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doch.«
    »Kai hat keine Ahnung, Halva. Du bist Iranerin, er ist
Deutscher.«
    »Was sind denn das für reaktionäre Sprüche? Ich bin
Deutsche iranischer Herkunft. Baba und Mama haben so
dafür gekämpft, dass wir hier sein können, und nun fängst
du mit diesem Quatsch an. Ich kapier das nicht, Mudi!
Weißt du denn nicht, welchen Preis sie für unsere Freiheit
gezahlt haben?«
    Mudi sah sie schweigend an. Plötzlich legte er ihr wieder
die Hand auf die Schulter.
    »Setz dich, Halva«, sagte er leise.
    Widerwillig ließ sich Halva aufs Bett sinken. Mudi nahm
neben ihr Platz.
    »Weißt du denn nicht, welchen Preis sie für unsere Freiheit
bezahlt haben?«, wiederholte Halva leiser und dringlicher.
    Er nickte ernst und drückte ihren Arm. »Doch. Das weiß
ich eben schon.«
    »Na also«, sagte Halva bockig, ohne nachzufragen. »Außerdem hat Kai mir jede Menge Fragen gestellt. Ich kann
ihm Dinge erzählen, die ich noch keinem erzählen konnte,
und ihm geht es genauso. Du bist nur neidisch. Aber ich
nehme dir deinen Freund Kai nicht weg. Und jetzt lass mich
bitte weiterlesen.«
    Mudi stand auf. Er sah verletzt aus und Halva biss sich
auf die Lippen. Früher wäre es ihr nie eingefallen, Mudi und
seinen Rat infrage zu stellen. Was war nur los?
    Kai war los, wusste sie. Früher. War. Früher. Heute gab es
nur noch Kai und sie. Das war jetzt das Wichtigste.
    »Du weißt doch noch gar nicht, was du willst. Das wisst
ihr beide nicht«, sagte Mudi steif.
    Halva lachte spöttisch. »Du hast ja keine Ahnung, Mudi.
Was, wenn alles, was Kai will, ich bin? Und was, wenn alles,
was ich will, Kai ist?«
    »Bitte, Halva. Ich will dir nur helfen. Und ich rate es dir
im Guten: Halt dich von Kai fern. Oder sag ihm, er soll sich
von dir fernhalten.«
    »Wie kannst du es wagen …«, begann sie, aber dann spürte
sie einen dicken Kloß in der Kehle. Nie, nie hätte sie
gedacht, dass das in ihrer Familie möglich war. Was hatte
Mama in ihrem Zorn Baba ins Gesicht geworfen? Sie waren
doch keine Schafhirten in den Bergen des Iran! Sie schob
sich das Buch vors Gesicht, damit Mudi ihren Kummer nicht
sehen konnte.
    »Ich will euch beiden nur helfen«, sagte Mudi dann noch
einmal – beinahe zärtlich –, ehe er aufstand. »Zwischen meiner
Familie und einem Freund wählen zu müssen, ist grässlich.
« Dann ging er aus dem Zimmer und zog die Tür hinter
sich zu.
    Halva fing eine Träne mit der Zunge auf und schluckte sie
hinunter. Es brannte in ihrem Inneren. Salz statt Zucker, so
ein Blödsinn!
    Als Kai nach Hause kam, war die Eingangshalle hell erleuchtet.
Aus dem Wohnzimmer drang ihm Klaviermusik
entgegen und sein Vater hatte wie versprochen den Kamin
angezündet. Das Feuer knackte und Uli Blessing saß mit
einem Glas Cognac in seinem Ohrensessel und sah in die
flackernden Flammen.
    »Hallo, Papa«, sagte Kai und setzte sich neben ihn auf den
Teppich. Er streckte seine Füße dem Kamin entgegen. »Hm,
schön warm.« Dann zog er die Knie an und machte es sich
im Schneidersitz bequem.
    »Willst du dich nicht in den Stuhl setzen?«, fragte sein
Vater ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und zeigte auf
den zweiten Sessel vor dem Kamin.
    »Nein danke, ich finde das ganz gemütlich so.«
    »Bist du jetzt schon so nahöstlich geworden, dass du lieber
auf dem Boden hockst?«
    »Papa!«, sagte Kai entsetzt. Einen solchen bissigen und
engstirnigen Kommentar hätte er nie von seinem Vater erwartet.
    Uli Blessing fuhr sich über das Gesicht. »Entschuldigung. Das war dumm von mir.«
    »Allerdings.«
    »Kai!«
    Kai seufzte. »Ist noch Tee in der Küche?«
    »Ich habe ihn weggeschüttet. Jetzt wäre er eh kalt und
bitter.«
    »Ich mache einen frischen. Willst du auch einen?« Kai
stand auf und sah seinen Vater erwartungsvoll an.
    »Nein danke, ich bin schon bei Stärkerem gelandet.« Uli
Blessing deutete auf sein Cognacglas. »Aber ich warte auf
dich.«
    Kai ging in die Küche, was ihm Gelegenheit gab, sich wieder
zu fassen. Er setzte das Wasser auf und wartete, bis es
kochte. Dann stellte er Kanne, Tasse und die Schale Zucker
auf ein Tablett und trug es ins Wohnzimmer.
    Er ließ sich wieder im Schneidersitz neben seinem Vater
nieder. Der blickte mit hochgezogenen Augenbrauen auf das
Tablett und fragte: »Hast du nicht die Milch vergessen? Und
einen Löffel für den Zucker?«
    »Nö, hab ich nicht«, antwortete Kai gelassen und legte
sich ein Zuckerstück auf die Zunge. Den heißen schwarzen
Tee ließ er darüber hinwegspülen.
    »Kai, was machst du denn

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