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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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gewöhnt.
Hoffentlich blieb Miryam noch lange, dachte Halva
plötzlich. Es tat so gut, eine Freundin und Verbündete hier
zu haben.
    Miryam kramte gerade nach ihren Schuhen und summte
dabei ein Liebeslied von Googoosh. Sie war nicht mehr so
dünn wie nach ihrer Ankunft, um ihre Mundwinkel spielte
meist ein Lächeln und ihre Augen hatten einen lebhaften
Glanz.
    Wie schön, sie so zu sehen, dachte Halva. Allah sei Dank
für die Frühschicht im Café, bei der Miryam Lukas kennengelernt
hatte!
    Ihre Tante hatte ihre Schuhe gefunden und schlüpfte hinein.
»So. Fertig. Jetzt musst du dich aber auch umziehen. Du siehst viel zu blass aus.«
    »Natürlich sehe ich blass aus. Was erwartest du denn?«,
erwiderte Halva. Sie hatte die Nacht zuvor vor lauter Aufregung
kaum schlafen können.
    Miryam ging zu ihr und umarmte sie. »Wir schaffen das.
Irre, dass Cyrus und Raya zugestimmt haben, Kai und seinen
Vater einzuladen. Sie haben wirklich keine Ahnung,
oder?«
    Halva schüttelte den Kopf. »Ich glaube, nicht. Das haben
wir dir zu verdanken«, fügte sie leise hinzu.
    »Ach, was! Du kannst dich immer auf mich verlassen. Ich
weiß genau, was du empfindest. Du bist sehr stark, weiß du
das?«
    Halva zuckte mit den Schultern. Sehr stark. War sie das?
Ohne den Montagmorgen wäre ihr Leben nicht mehr möglich.
Vielleicht half der Abend heute, ihr Leben zu vereinfachen.
Life really goes on for Kai and Halva!
    »Du schaffst das schon«, sagte Miryam leise. »Und jetzt
geh hoch und mach dich schön, okay?«
    Halva hatte einen Kloß im Hals.
Du schaffst das schon.
Was?
Immer mehr Lügen und Heuchelei? Hatte sie wirklich ihre
Rolle so gut gespielt, dass ihre Eltern dem Drängen von Mudi
nachgegeben und die Blessings zum Neujahrsfest eingeladen
hatten? Unglaublich.
    »Ich kann mir noch nicht vorstellen, dass ich heute Abend
Kai hier beim Essen gegenübersitzen werde. Und dass unsere
Eltern sich begegnen. Das hätte ich nie zu denken gewagt.«
    Miryam sah sie besorgt an. »Mach dir nicht zu große Hoffnungen,
Halva. Vergiss nicht, weshalb sie kommen. Vergiss
nicht, dass niemand weiß, dass ihr euch seht. Dass niemand
weiß …« Sie stockte.
    Halva half ihr weiter und flüsterte: »Dass wir uns lieben?«
    Miryam nickte. Sie war jetzt ebenfalls blass. »Kai kommt
nicht dich besuchen, okay? Er kommt mit seinem Vater, weil
Cyrus und Raya sie zum Dank für Mudis Praktikum eingeladen
haben. Denk daran, zu deinem eigenen Schutz.« Sie
umarmte Halva fest. »Es wird alles gut werden. Irgendwann
wird sich eine Lösung für Kai und dich finden. Du hast doch bisher immer alles bekommen, was du wolltest, oder? Es
wird dieses Mal nicht anders sein«, sagte Miryam und fasste
Halva an den Schultern. »Vertrau mir. Glaub mir.«
    Halva lächelte ihre Tante schwach an und wischte sich
einmal über die Augen. »Wem kann ich sonst trauen?«
    »Eben. Jetzt zieh dich um. Und leg Rouge auf. Du siehst
aus, als hättest du einen Geist gesehen!«
    »Moment …« Halva rückte noch einmal die sieben Gegenstände
zurecht, die in silbernen Schalen auf dem Neujahrstisch
standen. Sieben Sachen, die auf Farsi alle mit dem
Buchstaben »S« begannen:
Seeb,
ein Apfel,
Sabze,
aus Linsen
gesprossenes grünes Gras,
Serke,
der scharfe Essig,
Samanoo,
das Weizenmehl,
Senjed,
eine persische Beere,
Sekke,
eine
Münze, und schließlich
Seer,
der Knoblauch.
    In der Mitte des Tisches stand ein Glas mit Goldfischen.
Im Islam war der Fisch das Symbol für Glück und Wohlstand.
Als Mudi geboren wurde, malte Cyrus auf die Wand
seines Kinderzimmers einen Kreis aus fröhlich mit den Flossen
schlagenden Fischen. Halva hatte die Fische später oft
gezählt, um einschlafen zu können, wenn Mudi schon lange
schnarchte.
    »Ich muss die Fische noch füttern«, sagte sie.
    »Das mache ich. Raus jetzt!« Miryam nahm Halva das
Fischfutter ab, drehte sie um und schob sie zur Tür raus,
sodass diese lachen musste. »Endlich lachst du. Heute ist ein
Fest der Freude. Kapiert?«
    »Zu Befehl. Kapiert.«
    Halva ging die Treppe nach oben und Miryam sah ihr nach.
Auf der letzten Stufe drehte sich Halva noch einmal um.
    »Miryam?«
    »Ja?«
    »Danke.«
    »Gern geschehen. Lad mich zur Hochzeit ein.«
    »Red keinen Unsinn!« Halvas Mund wurde trocken.
    Miryam zuckte mit den Schultern. »Ich sehe mehr als du,
das ist alles. Jetzt geh hoch und zieh dich um! In einer halben
Stunde ist es so weit. Soll ich dir das schriftlich geben?«
    »Was macht Lukas heute eigentlich?«
    »Er feiert mit seiner

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