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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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dem
Tah-deeg
fiel mit einem
dumpfen Laut hinein. Uli streifte seine Hände mehrere Male aneinander ab. »Igitt. Dieses verbrannte, fettige Zeug. Das
bringt man ja kaum hinunter.«
    Kai starrte seinen Vater sprachlos an, als der schon den
Autoschlüssel aus der Tasche zog und mit einem Knopfdruck
die Türen seines Porsches entriegelte. »Und dieses Getanze
erst. Mir tun die Füße weh. Und die Musik war auch ganz
schön jaulig. Wie ein Kater, dem man die Eier abgeschnitten
hat. Mir klingen noch die Ohren. Komm, lass uns fahren,
damit ich morgen frisch bin.«

In der Küche halfen Miryam und Halva Raya mit dem Geschirr
und den Essensresten, während Cyrus und Mudi sich
im Wohnzimmer noch eine weitere Zigarre anzündeten.
Der süße Rauch zog bis in die Küche und Halva sog ihn genussvoll
ein. Er gehörte seit ihrer Kindheit zum Neujahrstag
dazu.
    Ihre Mutter legte ihr den Arm um die Schultern. Halva
ließ es sich gefallen.
No-Rooz
und Kais Gegenwart hatten ihr
Kraft und Hoffnung gegeben. Vielleicht gab es ja doch einen
Weg, den sie alle zusammen gehen konnten.
    »Hast du Sharim ein frohes
No-Rooz
gewünscht?«, fragte
Raya.
    »Noch nicht«, wich Halva aus.
    »Hat er dir denn schon wieder geschrieben?«
    Halva biss sich auf die Lippen. Auf ihre leere Mail hatte
sie erwartungsgemäß erst einmal keine Antwort bekommen.
»Ich habe noch nicht nachgesehen. Mache ich morgen früh, okay? Wahrscheinlich ist die Internetverbindung im Iran gerade
nicht so zuverlässig.«
    Raya nickte zufrieden, ehe sie leiser fragte: »War es nicht
schwer für dich, ihn heute zu sehen?«
    »Wen denn?«, fragte Halva, um Zeit zu gewinnen. In welche
Richtung entwickelte sich dieses Gespräch?
    »Na, Mudis Freund. Kai. Ein netter junger Mann. Er tanzt
auch ganz gut.«
    »Weshalb sollte denn das schwer für mich gewesen sein?«,
fragte Halva angespannt. »Das war wirklich nur ein Flirt.
Darüber bin ich hinweg.«
    »Das freut mich. Denn du hast ihn doch mal gerngehabt,
oder?«, bohrte Raya weiter nach.
    Miryam kam Halva zu Hilfe. »Ja, aber jetzt hat Halva ein
anderes Eisen im Feuer.«
    »Welches denn?«, fragte Raya alarmiert und auch Halva
sah Miryam erstaunt an. Wovon redete sie?
    »Sie hat einen unbekannten Verehrer, der ihr immer Geschenke
auf die Schwelle des Cafés legt. Jeden Montagmorgen.
«
    »Wirklich?«, fragte Raya. Sie wirkte erleichtert und auch
Halva lachte. Ein unbekannter Verehrer war offensichtlich
keine Gefahr für die geplante Reise in den Iran. Cyrus hatte
für Mitte Juli, wenn Halva ihr Abitur bestanden hatte, Tickets
für sie alle gebucht. Mitte Juli – ein Leben entfernt und
doch so drohend nah wie der nächste Morgen.
    »Ja«, sagte Halva. Sie war ebenfalls erleichtert über die
Wendung, die das Gespräch genommen hatte, und war Miryam
dankbar. »Aber wisst ihr, was komisch an den Päckchen
ist?«
    »Was denn?« Sowohl Raya als auch Miryam hielten mit
der Arbeit inne und schauten Halva erwartungsvoll an.
    »Mehrere Geschenke haben nach frischem Brot gerochen!
Vor allem das letzte.«
    »Wirklich? Wie seltsam«, sagte Raya und stellte die Geschirrspülmaschine
an, doch Miryam entglitt die Platte, die
sie gerade abtrocknete. Sie zersprang in tausend Stücke.
    »Miryam, was ist denn los?«, rief Raya. »Die Platte war
noch aus Mamiis Aussteuer!« Miryam bückte sich und sammelte
stumm die Scherben auf.
    »Lass mich dir helfen«, sagte Halva, doch Miryam schüttelte
abweisend den Kopf und drehte ihr dann rasch den
Rücken zu.
    Halva hatte schon geschlafen, als ihre Schlafzimmertür aufgerissen
wurde. Sie schreckte hoch. War es schon Zeit für
die Frühschicht im
Hafez?
Sie tastete nach ihrem Handy, als
Licht in die Dunkelheit ihres Zimmers schnitt.
    »Mudi …?«, murmelte Halva verwirrt. Doch ehe sie weitersprechen
konnte, packte ihr Bruder sie grob an den Haaren.
»Au! Bist du wahnsinnig! Das tut doch weh!«
    »Los, du Schlampe, komm runter. Wir werden dir zeigen,
was passiert, wenn du deine Familie so frech belügst«, schrie
er. Sein Gesicht war rot vor Wut.
    »Mudi, spinnst du, lass sofort meine Haare los. Au, hörst du
mi…« Die Ohrfeige kam schneller, als Halva es fassen konnte.
Sie schrie auf, mehr aus Überraschung als aus Schmerz.
Mudi schlug sie! Ihre Wange brannte und sie schluchzte auf.
    »Komm«, sagte er nur knapp, packte sie jetzt am Arm und
zog sie auf die Füße. Ihre Kopfhaut brannte und ihr Gesicht schmerzte noch immer von seinem Schlag. Halva gab jede
Gegenwehr auf und stolperte im Nachthemd hinter

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