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Halva, meine Sueße

Halva, meine Sueße

Titel: Halva, meine Sueße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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ihren Augen.
    Raya flehte: »Bitte, Mudi. Nicht …«
    »Dieses Flittchen. Ich möchte sie am liebsten …«
    »Mudi!«, fuhr Raya nun schärfer dazwischen. »Nicht.«
    »Sie soll schließlich noch lebendig in Teheran ankommen«,
fügte Miryam kalt hinzu. »Das wird ihre Strafe sein.«
    Halva krümmte sich vor Schmerz, als sie wieder Miryams
kaltem Blick begegnete. Ein Schauer jagte den anderen und
ihr wurde übel. Gerade noch war alles so gut gewesen, ihre
Familien hatten zusammen gegessen und gelacht … Gerade
noch hatte alles so ausgesehen, als ob es mit der Zeit auch
Hoffnung gab.
    Nun aber, innerhalb von wenigen Stunden, war alles anders.
    »Warum, Miryam? Warum?«, schrie Halva plötzlich, aber
ihr Vater schnitt ihr das Wort ab. Er hatte seine Sprache
wiedergefunden.
    »Warum? Da gibt es kein Warum. Wenigstens ist meine
kleine Schwester nicht so pflichtvergessen wie meine Tochter
«, fauchte er. »Miryam hat genau das Richtige getan. Sie
hat uns die Wahrheit gesagt.«
    Halva schnappte nach Luft. »Die Wahrheit? Auch die
Wahrheit über sich selbst und ihre Beziehung zu Lukas Niebusch?
«
    »Allerdings. Das hat sie. Lukas ist halber Iraner und hat
einen sicheren Beruf. Das kann ich gutheißen. Wenn die
Zeit reif ist, wird er sich wie ein Ehrenmann verhalten! Du
dagegen …«
    »Was, ich dagegen?«, wagte Halva einzuwenden, obwohl
alle Kraft sie wieder verließ. »Wo ist denn bitte der große
Unterschied zwischen Miryam und mir?«
    »Halt den Mund. Ich rede noch!«, brüllte Cyrus und Halva
duckte sich vor ihm. Wie furchterregend er war! Sie schloss
die Augen. Nicht, Baba, dachte sie verzweifelt. Bitte nicht.
Mach nicht alles kaputt.
    »Miryam ist keinem anderen versprochen! Und sie hat mir
nie so dreist ins Gesicht gelogen wie du und dieser … dieser
Kai!«, ihr Vater spuckte den Namen regelrecht aus. »So lassen
wir uns nicht zum Narren halten. Kommt hierher, isst mein
Essen, tanzt mit meiner Frau, mit meiner Schwester, meiner
Tochter …« Er brach ab, als sei ihm gerade ein schrecklicher
Gedanke gekommen.
    Er riss Halva wieder auf die Füße. Sein Griff war wie ein
Schraubstock an ihrem Oberarm.
    »Baba, bitte«, keuchte sie.
    »Hast du uns entehrt? Du hast doch nicht etwa mit
Kai …?« Wieder brach er ab.
    »Nein! Nein! Das habe ich nicht! Aber ich wünschte, ich
hätte …«
    Halva sah die Ohrfeige kommen, aber sie duckte sich
nicht, sondern ertrug den Schmerz für Kai und ihre Liebe.
    Cyrus holte wieder aus, doch Raya fiel ihm in den ausgestreckten
Arm. Sie stellte sich zwischen ihren Mann und
ihre Tochter.
    »Das genügt«, sagte sie leise und bestimmt. »Schluss jetzt.«
    Miryam saß reglos in der Sofaecke, als Halva sich schluchzend
krümmte und sich die Wange hielt.
    Mudi legte seinem Vater die Hand auf die Schultern. Er
hatte sich offenbar wieder ein wenig gefangen. »Beruhige
dich, Baba. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können
nur die Zukunft beeinflussen, nicht die Vergangenheit.«
    Cyrus aber schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich soll mich
beruhigen? Ich habe meine Ehre verloren. Meine eigene
Tochter lügt und betrügt mich. Ich habe mein Wort zu der
Ehe mit Sharim gegeben. Nichts darf geschehen, das das in
Gefahr bringt. Halva, gib mir dein Handy.«
    Er streckte die Hand aus.
    »Es ist oben in meinem Zimmer«, flüsterte Halva unter
Tränen. »Was soll das? Was willst du damit?«
    Cyrus ignorierte ihre Fragen. »Hol es.«
    »Nein.« Halva schüttelte heftig den Kopf. »NEIN!«
    Ihr Vater zuckte nur mit den Schultern. »Mudi, geh du es
holen! Und dann zieh dir deine Jacke an.«
    Mudi schaute seinen Vater irritiert an. »Wo gehen wir hin? Es ist doch mitten in der Nacht.«
    »Das macht nichts. Diese Dinge regelt man am besten
sofort«, knurrte Cyrus.
    Mudi warf seinem Vater noch einen skeptischen Blick zu,
aber gehorchte und lief hinauf in Halvas Zimmer.
    »Cyrus! Was soll das?« Raya packte ihren Mann am Arm.
»Wo wollt ihr beiden denn hin? Das ist doch Wahnsinn!
Beruhig dich erst mal.«
    Aber Cyrus stieß sie mit kaltem Blick beiseite. »Ich muss
tun, was ich tun muss. Raya, hol eine Schere.«
    Halva wich einen Schritt zurück. Was hatte er vor?
    Mudi kam mit Halvas Handy zurück und Cyrus riss Akku
und SIM-Karte heraus. Mit einer Küchenschere zerschnitt
er den kleinen Chip vor Halvas Augen. Akku und Handy
stopfte er sich in die Hosentasche. Halva sah zu Mudi, doch
dessen Gesicht blieb ausdruckslos. Sie hatte einen gallenbitteren
Geschmack im Mund und die Tränen strömten über ihr

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