Hamam - Kolats Zaubertrank
Kanadier und das entsprechende Equipment zur Verfügung. Falls die Tour Anklang fände und der mit anwesende Heimleiter überzeugt werden konnte, sollte später eine eigene Kanu-Ausrüstung angeschafft werden.
Auch Liz war als Teilnehmerin bei der Jungfernfahrt dabei, und so waren sie und Claude sich an diesem Wochenende schon bedenklich nahe gekommen. Allerdings war es nicht gleich zum Äußersten gekommen, wie sie es sich Beide insgeheim gewünscht hatten. Schon am ersten Abend am Lagerfeuer saßen sie dicht nebeneinander, ihre flüchtigen Berührungen waren elektrisierend wie Stromschläge und immer wieder trafen sich ihre Blicke im Schein der auflodernden Flammen. Am zweiten Tag führ Liz gemeinsam mit ihm und einer weiteren Kollegin im Boot. Claude saß hinten und übernahm die Steuerung des Kanadiers, Liz saß direkt vor ihm in der Mitte des Bootes und er konnte keinen Moment seinen Blick von ihrem unter der Schwimmweste verborgenen athletischen Körper abwenden. Er liebte ihre weiche volltönende Stimme, ihr helles, ungekünsteltes Lachen und er nutzte jede Gelegenheit, sie zu berühren und ihren Duft von Sonne, erdigem Flusswasser und frischem Schweiß in sich aufzusaugen. Liz erging es nicht anders. Sie wusste gleich, was die Stunde geschlagen hatte, aber als verheiratete weibliche Führungskraft in einem katholischen Kinderheim konnte sie sich keine Fisimatenten erlauben. Sie hatte eine sechsjährige Tochter und lebte schon seit zwei Jahren von ihrem Ehemann getrennt. Dies wurde von der Leitung gerade noch toleriert, eine Affäre mit einem Kollegen hätte ihr allerdings zum Verhängnis werden können. Und so blieb es an diesem Wochenende bei sehnsüchtigen Blicken und verstohlenem Händchenhalten am Lagerfeuer. Mit Gesang, Gitarrenklang und jeder Menge süßlichem belgischen Bier.
Aber heute Abend in der Taverne würde sich das ändern, dessen waren sich Beide insgeheim bewusst. Liz hatte einen Tisch reserviert, der in der hinteren Ecke des Lokals auf einem Podest gelegen war und ein Stück weit in die Nische des Bruchstein-Mauerwerks hineinragte. Der Tisch war auf der Wandseite mit einer Eckbank versehen; die dem Lokal zugewandte Seite war von einer grob verputzten Brüstung umgeben, auf der ein paar geschmackvolle Blumengestecke dekoriert waren. Auf der gegenüberliegenden Wandseite führte eine Treppe nach unten zu den Waschräumen, so dass ihr lauschiges Plätzchen eigentlich von niemandem, als der gelegentlich vorbei schauenden Kellnerin und von Gästen, die die Toiletten aufsuchten, einsehbar war. Ihr Separee wurde von Kerzen und einer dezenten Tischlampe in ein anheimelndes Licht getaucht. Nur ein typisch griechisches Bild mit azurblauem Ozean, einer strahlend weißen Kapelle und dahinsegelnden Möwen, das direkt über Liz Kopf angebracht war, wurde von einem hellen Strahler beleuchtet. Claude saß auf der Bank in der Ecke; Liz links neben ihm, mit dem Rücken zur Wand, hatte das Geschehen in der Taverne im Blickfeld. Ein perfektes Arrangement für dirty talk und verstohlene intime Lustbarkeiten.
„Haben Sie schon gewählt?“, wurde Claude aus seinen Gedanken gerissen, als die bezaubernde Griechin eine Karaffe mit Wasser auf dem Tisch abstellte und sich anschickte, mit gezücktem Block die Bestellung aufzunehmen. Während sie den scharfen Anisschnaps getrunken und die salzigen Pistazien geknabbert hatten, waren sie sich über ihr Menü einig geworden und Liz überließ Claude die Bestellung.
„Also, wir nehmen erst mal die gemischte Vorspeisenplatte, ein paar gegrillte Sardinen und eine Schale von den frittierten Peperoni. Und als Hauptgericht das Stifado vom Lamm.“
„Alles klar – und zum Trinken für die Dame?“
„Ich nehme einen Viertel Rosé, den Rodeili. Aber bitte in einem normalen Weinglas; kein Senfglas für mich“, orderte Liz.
„Gute Wahl“, nickte die Kellnerin anerkennend und verschwand in der Küche, um die Bestellung aufzugeben.
Glück im Unglück
„Na, wie schaut’s aus? Hast du dir eine schöne Story ausgedacht?“
„Ja, hab ich“, entgegnete Claude geheimnisvoll. Die Erinnerung an ihr gemeinsames Kanu-Wochenende hatte ihn auf eine Idee gebracht und ließ ihn innerlich schmunzeln. Er war gespannt, wie Liz seinen Coup wohl aufnehmen würde.
„Na dann schieß mal los!“
„Okay, aber ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel. … Also, das war bei der ersten Kanu-Tour die ich mit Robert gemacht hatte. Du weißt ja, der Typ, der die Outdoor-Events
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