Hamam - Kolats Zaubertrank
veranstaltet, bei dem wir die Kanus ausgeliehen hatten. Damals war ich noch zahlender Kunde und wir machten mit einer gemischten Gruppe, von denen ich niemanden gekannt hatte, die Lahn unsicher. Bereits am ersten Abend hatte es zwischen mir und einer jungen Sport-Studentin gefunkt und wir knutschten und befummelten uns schon am Lagerfeuer. Mehr ist in der ersten Nacht aber nicht passiert. Weit nach Mitternacht waren wir alle sturzbesoffen und verzogen uns in unsere Zelte. Jenny hatte ein gemeinsames Zelt mit einer Freundin und ich war mit einem urigen Forststudenten aus dem Schwarzwald zusammen. Aber am nächsten Tag ging es dann gleich weiter. Obwohl wir am Morgen noch leicht verkatert waren, waren wir scharf aufeinander wie die Radieschen. Jenny saß vor mir im Boot. Ich glaube, ich hatte während der ganzen Zeit einen Ständer in meinem Neopren. Wir fuhren nur zu Zweit und hatten beide noch nicht viel Erfahrung damit, einen Kanadier zu steuern. Bis nach der Mittagspause ging das alles noch ganz gut. Aber beim Mittagessen hatten wir ein paar Bierchen gezischt und sind dann prompt in den Stromschnellen hinter einer Brücke über die Lahn gekentert. Es war zwar nichts Schlimmes passiert, aber wir hatten die Lacher auf unserer Seite. Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung – oder so ähnlich geht der Spruch doch. Immerhin waren wir erfrischt und fuhren in bester Stimmung weiter bis zum Campingplatz. Ab und zu legten wir eine Pause ein, schwammen im Fluss, aalten uns in der Sonne und knutschten wie verliebte Teenager. Naja, waren wir ja auch fast noch. Jedenfalls, als wir am Abend auf dem Campingplatz ankamen, …“
In diesem Moment erschien die Bedienung, um den Wein und die Vorspeisen zu servieren, wodurch Claude genötigt war, seine Erzählung für einen Augenblick zu unterbrechen.
„Ich denke, wir sollten erst mal die Sardinen und die frittierten Peperoni essen, damit die nicht kalt werden. Die Peperoni hier sind göttlich, so was Leckeres habe ich noch nie gegessen. Aber jede Menge Knofi drin. Probier mal“, meinte Liz und griff nach einer Peperoni, um sie Claude in den Mund zu stecken.
„Boah, schmecken die geil. Ich denke, da könnten wir gleich noch ein Schälchen mehr bestellen, oder?“
„Ja, ja, jetzt mach mal langsam. Du wirst schon noch satt werden. Erst mal Prost - und dann erzähl mal weiter, was auf dem Campingplatz noch schönes passiert war.“
„Auf dem Campingplatz – tja, gar nichts ist da passiert“, setzte Claude seine Erzählung fort, nachdem sie getrunken und sich an Peperoni und Sardellen gütlich getan hatten. „Nachdem wir die Zelte aufgebaut hatten, bekamen wir erst mal einen Schock. Wir hatten nach der Mittagspause nämlich eine unserer Gepäcktonnen nicht richtig zugeschraubt, obwohl uns Robert das am Morgen noch eingeschärft hatte. Und das Ende vom Lied war, dass Jennys und mein Schlafsack, die wir gemeinsam in der Tonne verstaut hatten, klitscheklatsche nass waren. An ein Trocknen war nicht mehr zu denken und Ersatzschlafsäcke hatten wir keine dabei. Ergo …“
„Ergo seid ihr im Hotel gelandet, nicht wahr?“
„Ja, woher weißt du das?“, tat Claude erstaunt.
„Woher soll ich das schon wissen. Das war doch jetzt voraussehbar. Dafür braucht’s kein Psychologiestudium. Außerdem glaube ich, dass du das Kanu absichtlich hast kentern lassen, du Mistkerl!“ Wein und Ouzo begannen bei Liz bereits ihre Wirkung zu zeigen.
„Nein, hab ich nicht, großes Indianer-Ehrenwort!“, lachte Claude.
„Ist ja auch egal. Erzähl weiter. Sehr scharf war das bis jetzt aber noch nicht.“
„Kommt, kommt, nur etwas Geduld, my Lady. Also, wo waren wir stehen geblieben? Ja, wie du richtig erraten hast, mussten Jenny und ich uns ein Zimmer in einer kleinen Pension in der Nähe des Campingplatzes nehmen. Ein richtiges Hotel gab’s da nicht. Hätten wir uns ohnehin nicht leisten können. Aber im Ort war eine rustikale Pizzeria mit echtem Holz-Backofen. Und statt dass wir zurück zur Gruppe gingen, lud ich Jenny am Abend dort hin zum Essen ein. Als Entschädigung quasi, weil ich so blöd war, die Tonne nicht richtig zu verschrauben.“
„Ach Gottchen, wie generös!“, feixte Liz und griff nach einer eingelegten Olive, die sie sich zwischen die Lippen steckte, um sie genüsslich zu zerkauen. Mit spitzen Fingern fischte sie eine weitere Olive von der Platte und hielt sie Claude vor die Nase. „Auch eine?“
„Nein - warte, noch nicht. Heb noch ein paar für später
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