Hamburg - Dänemark
Roberto?“
Ich nickte und verließ vor ihm den Raum. Der Lärmpegel erschlug mich fast, als ich quer durch den Club zum Tresen ging. Dort traf ich auf meine Freunde Lars und Hannes, die mich mit einem freudigen Nicken begrüßten.
„Mensch, Alter, sag bloß, du hast dich von Dämon ficken lassen?“ Lars grinste breit, was mich aber nicht störte. Dafür mochte ich ihn zu gerne.
„Jepp. Es war nötig“, sagte ich und winkte dem Barkeeper zu.
Nachdem ich endlich ein Bier in der Hand hielt und einen Schluck genommen hatte, ging es mir richtig gut. Na ja, wenn da die Sache mit Paul nicht wäre, die an mir nagte. Ich war heiß auf den Kerl und hatte mich ernsthaft in ihn verliebt.
„Ich hab heute Scheiße gebaut“, informierte ich Lars, der erstaunt die Augenbrauen hochzog.
„Hab mich als Hetero ausgegeben, verheiratet mit einer Frau.“
„Das machst du doch ständig.“ Lars grinste noch breiter.
„Ja, schon. Aber diesmal war das richtig ätzend von mir.“
Ich berichtete dem neugierig lauschenden Lars von der Begegnung mit Paul. Als ich geendet hatte, runzelte er nachdenklich die Stirn.
„Hm. Das war echt blöd von dir“, brummte er.
Manchmal verspürte ich den Wunsch, meinem Freund eine zu drücken. Diesmal juckte es richtig in meiner Faust.
„Danke“, zischte ich.
„He, Leute“, mischte sich Hannes ein, „Ruhe. Lars hat doch Recht. Wie konntest du den armen Kerl nur so verarschen?“
Ich wusste es selbst nicht mehr. Am liebsten hätte ich es rückgängig gemacht. Schweigend trank ich mein Bier aus, bevor ich mich von meinen Freunden verabschiedete und dem Ausgang zustrebte.
Paul
Liebeskummer, diagnostizierte ich. Seufzend stand ich auf dem Balkon und sah runter auf den von Robert. Es war eine Woche her, dass die Sache im Innenhof geschehen war. Ich hatte ihn seitdem nicht mehr gesehen. Wieder war es, als wäre er gar nicht da. Ich ging zurück ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher an. Es lief das übliche Samstagabendprogramm. Ich plumpste aufs Sofa und ließ mich berieseln. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und trat erneut hinaus auf den Balkon. Es dämmerte bereits, so dass in vielen Wohnungen bereits die Lichter angeschaltet worden waren. Mutig beugte ich mich weit über die Brüstung und stellte fest, dass aus Roberts Wohnzimmer ein Lichtschein fiel. Also war er zuhause.
Sollte ich runtergehen und bei ihm klingeln? Würde seine Frau öffnen? Unruhig lief ich in meiner Wohnung auf und ab, überlegte hin und her. Ich wollte ihn unbedingt sehen. Einfach nur anschauen und ein bisschen reden.
Ich zog mir Schuhe und Jacke an, griff nach dem Schlüsselbund und verließ meine Wohnung. Als ich das Treppenhaus erreichte, klappte in der Etage unter mir die Tür zum Laubengang, Schritte erklangen. Schnell lief ich die Stufen herunter und konnte gerade noch sehen, wie Robert im Fahrstuhl verschwand. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich drückte mich an die Wand, bis der Lift die Türen geschlossen hatte und nach unten abgefahren war. Dann rannte ich die Treppe hinunter, sah ihn das Haus verlassen. Ich folgte Robert in großem Abstand.
Er schlug den Weg zum Bahnhof ein. In der S-Bahn war um diese Zeit nicht mehr viel los, so dass ich ohne Schwierigkeiten feststellen konnte, an welcher Station Robert den Zug verließ. Es war die Haltestelle Berliner Tor und kurz dachte ich, ich hätte ihn verloren. Aber dann sah ich ihn dem Ausgang zustreben, der hinunter zum Heidenkampsweg führte. Ein paar Nachtschwärmer boten mir ausreichend Deckung, um unbemerkt hinter Robert herzulaufen. Nach zwei Straßenkreuzungen ging er zielsicher auf einen Club zu und verschwand hinter der abgeschrammten Tür. Ich sah fassungslos auf die Leuchtreklame.
„Gay-dance-total“, las ich halblaut.
Ich war schlau genug, mir auf den Namen einen Reim machen zu können. Aber was tat Robert in diesem Laden? Ich stand herum, beobachtete, wer hineinging und herauskam. Mit jeder Sekunde wollte ich lieber weg als hinein, dennoch blieb ich stehen. Es mussten wohl fast dreißig Minuten vergangen sein, bis ich den Mut fand, den Club zu betreten.
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stieß ich die Tür auf und prallte zurück, als ich die laute Musik und die stickige Luft wahrnahm. Kerle in Lederkluft, teilweise halbnackt, bewegten sich auf der Tanzfläche, standen an der Wand. Es fühlte sich an, als wären alle Augen auf mich gerichtet, als ich mich langsam durch die Menge schob. Robert war nirgendwo zu
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