Hamilton, Edmond - CF12 - Held der Vergangenheit
entsprechen. Curt blickte zum düsteren, dunkelroten Himmel empor. Was war das nur für ein merkwürdiger Nebel? War das vielleicht ein durchsichtiges Dach, das hoch über ihnen hing?
Shiri unterbrach seine Spekulationen. Die junge Tarastin wirkte äußerst erregt.
»Sie sind im richtigen Augenblick gekommen!« rief sie Curt zu. »Wir stecken in der Krise. Sie sind der einzige, der die Situation noch retten kann, aber Sie müssen sich beeilen.«
»Was ist denn los?«, fragte Curt. »Wo ist Gerdek?«
»Gerdek ist auf der Sitzung des Sonnenrats«, erwiderte Shiri hastig. »Er mußte dorthin, um sich den Anschuldigungen Vostols und seiner Partei zu stellen. Er hat mir aufgetragen, Sie sofort zu ihm zu bringen.«
Der Begleiter, ein dicker Taraste mittleren Alters, mit hellem Haar, wie es für diese Rasse typisch war, zeigte ein besorgtes Gesicht und redete drängend auf sie ein.
»Aber was soll ich denn auf Ihrer Ratsversammlung?« fragte Captain Future erstaunt.
»Gerdek erzählt dem Rat seit Wochen, daß unser Held Kaffu von den Toten wiederkehren würde. Er hat ihnen das versprochen, damit sie die Annahme von Vostols Plan verschieben. Aber jetzt verlangt Vostol von meinem Bruder, daß er die Wahrheit seiner Behauptung beweist. Das kann er nur tun, indem er Kaffu vor den Rat bringt – Sie also.«
»Aber ich sollte Kaffu doch erst dann darstellen, wenn ich entsprechend unterwiesen worden bin, damit es keinen Ausrutscher gibt!« protestierte Curt.
»Ich weiß, aber nun müssen Sie Ihre Rolle eben doch ab sofort spielen«, sagte Shiri drängend. »Vostol und seine Partei haben die Lage zugespitzt. Und wenn Kaffu heute nicht in Erscheinung tritt, dann ist der Ruf unserer Wissenschaftlergruppe für immer ruiniert, und damit alles verloren.«
Curt gefiel der Gedanke überhaupt nicht, ohne jede Vorbereitung den Sagenhelden dieses fremden Volkes zu spielen. Es war ein wahnwitziger Vorschlag. Und er wußte auch nichts über diesen Vostol, der offenbar Gerdeks Gegenspieler war und irgendeinen Plan vorgeschlagen zu haben schien. Er wußte überhaupt nichts! dachte Curt verärgert.
»Chef, das ist doch blanker Wahnsinn!« faßte Otho seine Gedanken zusammen. »Du kannst doch nicht einfach dort hineinspazieren und sagen: ›Ach, übrigens, ich bin Kaffu‹! Du beherrscht ja bisher nicht einmal ihre Sprache besonders gut!«
»Bitte kommen Sie mit!« bat Shiri. »Der Erfolg ihrer Mission in diesem Universum hängt davon ab. Ich werde es Ihnen unterwegs erklären.«
Ihr gequälter Gesichtsausdruck gab den Ausschlag. Captain Future beschloß, es einfach zu riskieren.
»Also gut, ich werde tun, was Sie von mir verlangen. Sollen die Future-Leute auch mitkommen?«
»Ja, das müssen sie, denn solche übermenschlichen Gefolgsleute werden Ihrer Behauptung, Kaffu zu sein, Nachdruck verleihen.« Sie zeigte auf den fetten, besorgten Mann neben sich.
»Dordo wird hier alles bewachen«, erklärte Shiri. »Er ist unserer Gruppe treuergeben.«
Ihre warme Hand schloß sich um Curts Handgelenk, und eilig führte sie ihn zu einer Tür in der Mauer. Sie kamen durch kühle, schattige Zimmer und Gänge mit Wänden aus synthetischem weißen Marmor und sehr schönen seidenen Wandbehängen. Die Möbel waren aus schimmerndem Metall, karg und von asketischer Eleganz.
Doch alles hier wirkte äußerst alt. Die leuchtenden Farben der Wandteppiche waren stumpf vor Staub, und die metallenen Stühle und Sofas waren korrodiert. Die marmornen Fußböden und Wände wiesen zahlreiche Risse auf und waren zum Teil auch schon abgebröckelt. Alle Räume wirkten dumpf und alt.
Hastig eilten sie durch das Gebäude und kamen schließlich auf eine breite, offene Terrasse hinaus, die vom dumpfen roten Sonnenlicht überflutet war.
Captain Future blieb staunend stehen.
»Mein Gott, Sie haben mir nicht gesagt, daß es so hier aussieht!«
Auch die Future-Mannschaft hatte verblüfft innegehalten und starrte verwundert auf das vor ihr liegende Panorama.
»Das sieht ja aus wie eine dieser Kuppelstädte auf Pluto, nur tausendmal größer!« rief Otho.
Sie blickten auf eine riesige, uralte Metropole aus weißen Gebäuden und großen Grünfächen. Die zahllosen Gebäude aus synthetischem Marmor waren geradlinig gebaut, besaßen Flachdächer und waren von Säulengängen und Terrassen umgeben.
Die ganze Stadt lag unter einer gigantischen, durchsichtigen Kuppel, die von zahlreichen massiven Säulen getragen wurde. Durch diese Kuppel fiel das dumpfe, dämmrige Licht
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