Hamilton, Edmond - CF12 - Held der Vergangenheit
gelähmt vor Entsetzen. »Was kann man als körperloses Photonenphantom überhaupt noch tun?«
Er bemerkte, wie die Future-Leute und Gerdek nach und nach der gleichen Behandlung unterzogen wurden. Ihre leblosen Körper wurden in die gläsernen Aufbewahrungssärge gelegt, dann verließen Igir und die Soldaten das Gewölbe.
»Jetzt sind wir alle nur noch entkörperter Geist«, dachte Curt niedergeschlagen. »Die anderen müssen jetzt genauso als Phantome umhertreiben wie ich.«
Er konnte seine Gefährten nicht »sehen«, auch nicht mit seinem seltsamen elektrischen Wahrnehmungssinn. Und doch mußten sie ganz in der Nähe sein.
Da hatte er eine Idee. Selbst wenn er sie nicht »sehen« konnte, war es vielleicht dennoch möglich, telepathisch mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Dann wären sie wenigstens in der Lage, sich miteinander zu beratschlagen.
»Grag! Simon! Ihr alle – könnt ihr mich hören?« dachte er mit äußerster Konzentration.
Er verharrte abwartend im düsteren Schimmern des Gewölbes. Doch er bekam keine Antwort.
»Shiri! Gerdek!« Wieder stieß er einen telepathischen Ruf aus. »Könnt ihr mich denn überhaupt nicht hören?«
Keine Antwort. Sein Entsetzen wuchs, als er merken mußte, daß er sogar von den anderen Körperlosen völlig isoliert war.
Er konnte die anderen genausowenig »sehen« wie sie ihn, denn sie alle bestanden nur noch aus nichtstofflichen Photonen.
Auch telepathischer Kontakt war unmöglich. Das lag wahrscheinlich daran, daß sein feiner Photonenkörper unfähig war, eine hinreichend starke telepathische Schwingung auszusenden, die von anderen empfangen werden konnte.
»Das ist schlimmer als der Tod!« dachte Curt. »Ich bin wie ein körperloses Gespenst, das zwar undeutlich sehen aber nicht gesehen werden kann, und das sich nicht einmal mit seinen Leidensgenossen unterhalten kann.«
Am schlimmsten aber war für ihn, daß er nun niemals in sein eigenes Universum zurückkehrten konnte. Er dachte an die vertraute Erde, die er nun nie wiedersehen würde. Er dachte an Joan Randall, die zu Hause auf ihn wartete …
»Simon! Otho!« rief er verzweifelt auf telepathischem Wege. »Ihr müßt mir antworten!«
Doch noch immer erhielt er keine Antwort. Curt Newton hatte das Gefühl, daß ihm sämtliche Felle davonschwammen. Er merkte, wie der Wahnsinn nach ihm zu greifen drohte, und mit einer gewaltigen Willensanstrengung stemmte er sich dagegen.
»Ich werde nicht aufgeben!« dachte er energisch. »Irgendwie wird es doch einen Ausweg geben. Wenn ich doch nur jemanden finden könnte, der mir hilft …«
Aber konnte er sich denn überhaupt bewegen? Er war ein Photonenwesen, das auf den magnetischen Strömen dieses Planeten schwebte. War es überhaupt möglich, mit Hilfe einer Willensanstrengung gegen diese Ströme anzukämpfen?
Curt machte einen Versuch. Er stellte fest, daß eine Verstärkung der elektrischen Frequenz seines Geistmuster es ihm ermöglichte, langsam in eine Richtung abzudriften.
Er fuhr fort, damit zu experimentieren. Offenbar konnte er durch konzentriertes Denken die Polarität seines Photonenkörpers umkehren, um mit den oder gegen die magnetischen Ströme zu treiben, auf denen er schwebte.
»Wenn ich hier herauskommen und jemanden finden würde, der …« dachte er mit schwachem Hoffnungsschimmer.
Es gelang ihm, auf die Tür des dunklen Gewölbes zuzutreiben. Sie war von außen verschlossen, doch er merkte plötzlich, wie er hindurchgetrieben wurde.
Zuerst erschreckte er sich, doch dann begriff er, daß sein nichtstofflicher Photonenkörper natürlich dazu in der Lage war, feste Materie zu durchdringen. Immer mehr kam er sich vor wie ein umherirrendes Gespenst.
Er trieb die Treppe empor und gelangte zur Versammlungshalle des Sonnenrats. Da er noch unsicher in seinen Bewegungen war, machte er zwischendurch oft etwas Falsches, doch er lernte schnell dazu.
Als er endlich in den Ratssaal trieb, stellte er fest, daß er völlig verlassen war.
»Dann ist Vostol bereits unterwegs nach Thool!« dachte er verzweifelt. »Vielleicht befinde ich mich ja schon stundenlang in diesem Zustand.«
Wieder spürte er, wie die Hoffnungslosigkeit seine Willenskraft erschütterte und die Schatten des Wahnsinns sich heranschlichen.
Da bemerkte er plötzlich einen Mann, der in die Versammlungshalle des Rats getreten war. Er war vorsichtig durch eine Seitentür hereingeschlüpft und blickte sich nun angespannt um. Plötzlich erkannte Curt ihn und schöpfte neue
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