Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
diesem Traum hatte er zu einem anderen, von diesem sehr verschiedenen Mond aufgeblickt. Er runzelte die Stirn. Eine komische Geschichte – diese Sache mit dem Mond, der zum Glücksbringer auserkoren wurde –, aber eine, die sich wirklich zugetragen hatte. Han war gemeinsam mit den übrigen Kadetten zum Appell angetreten und hatte mit angesehen, wie der kleine Trabant am nächtlichen Himmel über Carida plötzlich explodiert war.
Vielleicht hatte ihm sein Unterbewußtsein diesen Traum eingegeben, um ihn an etwas Wichtiges zu erinnern, das er vergessen hatte. Han zog sich den Rucksack höher auf die Schulter. »Mako«, murmelte er.
Chewbacca sah ihn neugierig an.
Han zuckte die Achseln. »Ich dachte bloß gerade, daß wir Mako aufsuchen sollten.«
Chewie legte den Kopf schräg und knurrte eine Frage.
»Mako Spince. Ich kannte ihn, als er noch ein Kadett aus der Oberklasse war. Mako und ich haben damals eine Menge erlebt«, erklärte Han.
Mako Spince war ein alter Freund, und das letzte, was Han von ihm gehört hatte, war, daß er Verbindungen zu Nar Shaddaa unterhielt. Es hieß, daß er sogar zeitweilig hier lebte. Es konnte daher nicht schaden, Mako einen Besuch abzustatten und herauszufinden, ob er seinem alten Kumpel Han dabei helfen konnte, einen Job zu finden…
Mako Spince war zehn Jahre älter als Han, und ihrer beider Kindheit hätte kaum unterschiedlicher verlaufen können. Han wuchs praktisch auf der Straße auf, bis der grausame, sadistische Garris Shrike ihn aufgelesen und mit dem Leben außerhalb des Gesetzes bekannt gemacht hatte. Mako hingegen war der Sohn eines bedeutenden imperialen Senators. Er hatte während seiner Erziehung jeden Vorteil genossen, doch mangelte es ihm an Hans Zielstrebigkeit. Mako hatte sich auf der Imperialen Akademie in erster Linie dafür interessiert, wie er sich am besten amüsieren konnte.
Mako erreichte die Abschlußklasse zwei Jahre vor Han, und ungeachtet ihrer ungleichen Herkunft wurden sie gute Freunde, nahmen an Flitzerrennen teil, veranstalteten heimlich wilde Parties und spielten faden Ausbildern gemeine Streiche. Und Mako war stets der Anstifter ihrer Schandtaten. Han war der vorsichtigere von beiden, der nie vergaß, wie sehr er sich hatte anstrengen müssen, um in die Akademie aufgenommen zu werden. Der jüngere Kadett achtete sorgfältig darauf, niemals erwischt zu werden; Mako indes, der davon überzeugt war, daß die guten Beziehungen seines Vaters ihn stets vor Konsequenzen bewahren würden, setzte alles daran, den perfekten Streich oder die waghalsigste Eskapade zu inszenieren.
Die Zerstörung des Glücksbringers der Akademie war jedoch sein größtes – und letztes – Schelmenstück als imperialer Kadett. Han hatte damals gewußt, daß etwas im Gange war, etwas Großes. Mako hatte ihn zu überreden versucht, an der Planung seines Einbruchs in das physikalische Labor mitzuwirken. Doch Han hatte sich auf eine Klausur vorbereiten müssen, also weigerte er sich. Wenn er gewußt hätte, was Mako vorhatte, hätte er seinem Freund die Sache auszureden versucht.
In jener Nacht verschaffte sich Mako Zugang zu Professor Cal-Megs physikalischem Labor, während Han Umlaufbahnen berechnete und an seinem Vortrag über die ›Ökonomie von Truppenbewegungen im Hyperraum‹ arbeitete. Er entwendete ein Gramm Antimaterie, ein kleines Einmann-Shuttle und einen Raumanzug aus dem Fährenhangar der Akademie und startete in den Weltraum.
Er landete auf dem kleinem Mond, welcher der nächste der drei Satelliten Caridas war, und plazierte die Antimaterie-Kapsel im Zentrum des riesigen Akademie-Siegels, das Dekaden zuvor, als Carida noch als Trainingsplanet der heute nicht mehr existierenden Republik diente, mit Lasern in die Oberfläche des Satelliten gebrannt worden war. Nachdem er ins All zurückgekehrt war, löste Mako aus sicherer Entfernung die Antimaterie-Explosion aus; dabei beabsichtigte er lediglich, das Siegel sauber aus dem Antlitz des kleinen Mondes zu sprengen.
Aber Mako hatte die Sprengkraft der gestohlenen Antimaterie sträflich unterschätzt. Der ganze Satellit detonierte in einem verheerenden Schauspiel, das Han und die übrigen Kadetten von der Planetenoberfläche aus beobachteten.
Mako war schon bald einer der Hauptverdächtigen. Er hatte während seiner Zeit an der Akademie so viele Schandtaten begangen, so viel Chaos verursacht, daß seine Vorgesetzten schon ein Auge auf ihn warfen, als die Trümmer des zerstörten Satelliten noch nicht einmal
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