Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
einordnen.
»Die Erbin von Vima Sunrider hat gesehen in die Zukunft, ihr guten Herren. Für einen Credit verrate ich euch, was kommt.«
»Laß mich los!« Han versuchte, seine Hand aus der schmierigen Klaue zu befreien, doch der Griff der uralten Frau erwies sich als erstaunlich fest. Er tastete nach einer Creditmünze, damit sie ihn losließ. Er wollte die Hexe nicht betäuben – in ihrem Alter würde ein Lähmstrahl sie womöglich umbringen. »Hier. Nimm den Credit und laß mich gehen.« Er warf ihr das Geld in den Schoß.
»Vima keine Bettlerin«, versicherte die alte Frau beleidigt. »Sie verdient ihre Credits. Sieht die Zukunft, jaaah, das kann sie. Vima weiß. Jaaah!«
Han verharrte, seufzte und rollte mit den Augen. Wenigstens versuchte sie nicht, ihn anzumachen. »Also schön, fang an«, versetzte er.
»Ah, junger Captain…«, sang sie fast, öffnete neugierig seine Faust und studierte zuerst die Innenfläche der Hand und anschließend Hans Gesicht. »So jung… so vieles erwartet dich. Ein langer Weg. Zuerst die Schmugglerstraße, dann der Weg des Kämpfers. Ruhm wirst du erwerben, jaaah… und Verrat erfahren durch deine Vertrauten. Verrat…« Einen Moment lang faßte sie Mako ins Auge, und der ältere Mann und Han wechselten ungehaltene Blicke.
»Ich werde also verraten«, wiederholte Han voller Ungeduld. »Aber werde ich zu Reichtum kommen? Das ist alles, was mich interessiert.«
»Aah…« Die Alte lachte meckernd. »Mein junger Captain, jaaah… du wirst Wohlstand erlangen, doch erst, wenn du keinen Wert mehr legst darauf.«
Han brach in schallendes Gelächter aus. »Der Tag kommt bestimmt nie. Reich zu werden ist das EINZIGE, worauf ich Wert lege, Großmutter!«
»Jaaah, das stimmt. Viel wirst du tun für Geld. Doch mehr noch für die Liebe.«
»Na großartig«, brummte Han und versuchte erneut, sich loszureißen. »Das war’s. Ich hab’ genug von diesem Müll«, knurrte er böse. Mit einer harschen Drehung des Handgelenks löste er ihren Griff. »Vielen Dank für gar nichts… verrückte alte Hexe. Komm mir ja nie wieder in die Quere.«
Er drehte sich unsicher auf dem Absatz um und stapfte mit Chewbacca und Mako im Kielwasser mißmutig davon. Er hörte Mako verhalten kichern, und auch Chewie lachte leise in sich hinein. Han schnitt ein finsteres Gesicht. Diese irrsinnige alte Schachtel hatte einen Narren aus ihm gemacht.
Der Permabeton unter seinen Füßen schien leicht zu schwanken, und Han konnte an nichts anderes mehr denken als daran, wie gut es sein würde, sich bald auf Makos Couch oder Fußboden ausstrecken zu können und ein wenig zu schlafen. Hinter sich vernahm er noch das leise Kichern und unsinnige Geleier der alten Frau.
Han bekam kaum noch mit, wie er die Rampe zu Makos Wohnung erklomm, und als er sich auf die Couch fallen ließ, war er bereits völlig weggetreten. Er schlief auf der Stelle ein, und dieses Mal träumte er nicht.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, hatte er die alte Frau und ihre ›Weissagung‹ bereits vollkommen vergessen.
Aruk der Hutt tat, was er von allen Dingen des Universums am liebsten tat: Er addierte seinen Profit. Der mächtige Hutt-Lord, der Kopf des Besadii-Clans und seines Kajidic, beugte sich über einen Datenblock. Mit geschäftigen Stummelfingern befahl er der Maschine, den auf einer Wachstumsrate von zwanzig Prozent per annum basierenden Gewinn für drei Jahre in der Zukunft auszurechnen.
Das graphisch dargestellte Resultat sowie das erläuternde Zahlenwerk entlockten ihm ein leises Lachen, ein vibrierendes »He-He-He!« in der Einsamkeit seines riesigen Büros. Außer Aruks Lieblingsschreiber, der metallisch schimmernd in einer Ecke bereitstand und darauf wartete, daß sein Herr ihn aus seiner künstlichen Teilnahmslosigkeit weckte, befand sich kein anderes Lebewesen im Raum.
Er studierte das Schaubild noch einmal und zwinkerte mit den Glubschaugen. Er war ein alter Hutt, der sich seinem neunten Jahrhundert näherte und längst die Leibesfülle aufwies, die von den meisten Hutts nach ihrer Lebensmitte erreicht wurde. Es fiel ihm mittlerweile so schwer, sich aus eigener Kraft zu bewegen, daß er nur noch selten Lust dazu verspürte. Sogar die Warnung seines Leibarztes vor drohenden Kreislaufproblemen genügte nicht mehr, um ihn zu körperlichen Aktivitäten zu bewegen. Statt dessen ruhte er lieber auf seiner Antigravplattform, mit der er mühelos an jeden beliebigen Ort gelangen konnte. Aruk benutzte eine Schwebesänfte
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