Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
die Erhöhung zu leben. Sie hatte Jahre gebraucht, um das Verlangen nach der wohltuenden Woge der Hochstimmung zu überwinden, die von den t’landa Til-Priestern ausgelöst werden konnte. Aber vierundvierzig der befreiten Sklaven sind noch immer frei, rief sich Bria grimmig ins Gedächtnis. Und erst gestern hat Rion mir erzählt, daß eine der Frauen ihm eine Nachricht geschickt hat, in der sie ihm dafür dankte, daß er sie zu ihrem Mann und den Kindern zurückgebracht hat.
Rion war jetzt, da Bria ihre neue Stellung im imperialen Hauptquartier angenommen hatte, ihr wichtigster Verbindungsmann zum Rebellenkommando. Es war Rion, dem sie über jede noch so unbedeutende Information Bericht erstattete, die sie in Erfahrung bringen konnte. Er nahm die Informationen, die Bria sammeln oder auswerten konnte, entgegen und leitete sie anschließend an die Führer der corellianischen Rebellen im Untergrund weiter.
Bria hoffte, schon bald mehr als nur bürokratische Listen, auf denen Nachschub angefordert wurde, an ihre Gruppe weitergeben zu können. Seit sie diesen Job im vergangenen Monat angenommen hatte, achtete sie in der Hoffnung, mit ihrem Aussehen die Aufmerksamkeit irgendeines hochrangigen imperialen Offiziers zu erregen, sorgsam darauf, die vorteilhaftesten Frisuren und das schmeichelhafteste Make-up zu tragen.
Und ihre Bemühungen waren sogar belohnt worden. Erst gestern war Admiral Trefaren vor ihrem Schreibtisch stehengeblieben und hatte sie gefragt, ob sie ihn zu einem Empfang begleiten wolle, der von der corellianischen Regierung für hochrangige imperiale Offiziere gegeben wurde. Es wurde erwartet, daß auch mehrere Sektoren-Muftis daran teilnehmen würden. Der Admiral versicherte ihr, daß es sich um einen großen Galaabend handelte.
Bria war betörend errötet, hatte verschämt die Augenlider niedergeschlagen und ein unsicheres, mädchenhaftes »Ja« gehaucht. Der Admiral strahlte sie daraufhin an, wobei die tiefen Furchen, die sich entlang seiner teigigen Wangen nach unten zogen, sogar noch mehr wie tiefe Canyons in einer Wüste wirkten als sonst. Dann teilte er ihr mit, daß er sie mit seinem von einem Chauffeur gesteuerten Gleiter abholen würde. Er streckte eine Hand aus, berührte ihre Locken und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger. »Und, meine Liebe«, – fügte er hinzu, »ziehen Sie etwas an, das Ihre Schönheit unterstreicht. Ich möchte, daß die anderen Offiziere eifersüchtig werden auf den goldenen Schatz, den ich gehoben habe.«
Bria mußte ihre Sprachlosigkeit, die den Admiral nur noch mehr bezauberte, nicht vortäuschen, da sie zum Sprechen viel zu wütend war. Dieser alte Lüstling! dachte sie angewidert und beschloß, auf keinen Fall das schmale, kleine Vibromesser zu vergessen, das sie sich um den Oberschenkel schnallen wollte… nur für alle Fälle.
Doch meistens waren Männer seines Alters eher darauf aus zu reden, anstatt frech zu werden. Was sie, wie der Admiral offen eingeräumt hatte, am meisten begehrten, war die Bewunderung anderer Männer – und die jeder anderen attraktiven jungen Frau, die sie mit ihrer Macht und ihrem Reichtum umgarnen konnten.
Admiral Trefaren könnte unser Schlüssel zum Wissen über die neuen imperialen Waffensysteme und Schiffe sein, über die wir Gerüchte gehört haben, dachte Bria.
Wenn der Abend des Empfangs kam, würde sie ein reizvolles, elegantes Kleid anziehen (sie war als Tochter eines reichen Mannes aufgewachsen und wußte daher, wie man sich möglichst effektvoll kleidete), ihr Haar frisieren, geschmackvolles Make-up auflegen und den Abend damit zubringen, Admiral Trefaren freundlich anzulächeln. Sie würde mit ihm tanzen, ihm bewundernde Blicke zuwerfen und auf jede noch so kleine Information lauschen.
Und für den Fall, daß sie Hilfe bei der Zurückweisung seiner Annäherungsversuche benötigte, hatte sich Bria einen winzigen Tropfen einer Substanz verschafft, die sie unter einem manikürten Fingernagel tragen wollte. Sie mußte am Ende des Abends lediglich die Fingerspitze in den Drink ihrer Wahl tauchen, und der alte Vrelt würde prompt so angenehm müde, schläfrig und betrunken werden, daß sie keinerlei Schwierigkeiten mehr haben würde, mit ihm zurechtzukommen.
Bria verstand sich außerordentlich gut auf den Gebrauch des Vibromessers, aber sie hatte nicht vor, es zu benutzen. Vibromesser waren etwas für Amateure. Sie indes war eine Expertin und brauchte so etwas nicht.
Einen Moment lang vermißte sie ihre
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