Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
den planetaren Behörden anzutreten, bis es Chewbacca schließlich gelang, sie ausfindig zu machen und aufzusammeln.
Han würde diese Flucht niemals vergessen. Sie nahmen die Beine in die Hand, schlugen Haken, während sie von Suchdroiden sowie der lokalen Ausgabe von Spürhunden über Land gehetzt wurden. Die einzige Möglichkeit, ihre Fährte unkenntlich zu machen, bestand darin, eine ganze Nacht bis zum Hals im Moor stehend zu verbringen.
Er hatte jedoch auch die Arbeit als Xaverris Bühnenassistent genossen. Es machte ihm Spaß, bei der Ausarbeitung neuer Illusionen zu helfen und auf diese Art herauszufinden, wie sie funktionierten, und sich Abend für Abend vor den begeisterten Zuschauern zu verbeugen. Sogar Chewbacca lernte die öffentliche Aufmerksamkeit schätzen, so daß Xaverri ein paar Tricks erfunden hatte, die Chewie Gelegenheit gaben, seine Wookiee-Kraft zu demonstrieren.
Das schlimmste für Han war es, sich an das hautenge; mit Pailletten besetzte Trikot zu gewöhnen, das er auf der Bühne tragen mußte. Als er das erste Mal die Bühne betrat, fühlte er sich darin entsetzlich befangen. Doch nach und nach fand er sich damit ab, und kam sogar dahin, die Zurufe und Pfiffe zu genießen, die ein Teil des weiblichen Publikums ihm bei seinen Auftritten zuteil werden ließ.
Xaverri zog ihn damit auf; besonders einmal, als ein Mädchen auf die Bühne gestürmt war und ihn auf den Mund geküßt hatte, worauf er schamhaft errötet war. Doch Han ärgerte sie seinerseits über ihre häufig recht gewagten Kostüme.
Han seufzte. Wenn ich nur gewußt hätte, was sie vorhatte, ich hätte wenigstens mit ihr reden können… Er vermißte sie schon jetzt, vermißte ihre Gegenwart, ihr Lächeln, ihre Zuneigung, ihre Wärme, ihre Küsse… Sie war eine ganz besondere Frau, und Han wußte in diesem Augenblick, daß er sie liebte. Aber hätte es irgendeinen Unterschied gemacht, wenn er ihr das gesagt hätte? Er kam zu dem Schluß, daß dies nicht der Fall gewesen wäre. Wie es in ihrem Brief hieß, war Xaverri niemand, den es nach Liebe verlangte. Sie wollte niemanden lieben und nicht geliebt werden. Liebe, so hatte sie herausgefunden, machte einen verwundbar.
»Die Liebe lehrt einen, das Leben zu lieben«, hatte sie ihm einmal erklärt, »und wenn du erst einmal das Leben liebst, bist du wirklich in Gefahr. Dann willst du daran festhalten, und dieser Wunsch vernebelt deine Gedanken.«
»Festhalten woran?« hatte Han sie gefragt. »An der Liebe oder am Leben?«
»An beidem«, antwortete sie. »Die Liebe ist die riskanteste Sache im ganzen Universum.«
Xaverri hatte ihr Leben mehr als jeder andere, den er gekannt hatte, für allerlei riskiert – nur nicht für die Liebe. Wenn sie nicht so kühl und besonnen gewesen wäre, hätte er sie vermutlich für vollkommen rücksichtslos gegen sich selbst gehalten. Doch das war sie nicht. Das gefahrvolle Leben machte ihr nichts aus, weil sie keine Angst vor dem Sterben hatte. Han hatte sie dem Tod ins Angesicht blicken sehen, ohne daß sie mit der Wimper gezuckt hätte.
Einmal machte er ihr wegen ihres Mutes ein Kompliment. Sie schüttelte darauf nur den Kopf. »Nein, Solo«, sagte sie, »ich bin nicht mutig. Du bist mutig. Du besitzt Courage. Mir ist bloß alles egal. Das ist nicht dasselbe.«
Er seufzte abermals, dann stand er vom Bett auf. Xaverri war fort. Ihr Schiff, die ›Phantasus‹, hatte Velga mittlerweile sicher längst verlassen. Also gut, dachte er und griff nach seiner Kleidung, die Show ist vorbei! Es ist Zeit, wieder in der wirklichen Welt zu leben…
Immerhin besaßen Chewie und er jetzt einen Haufen Geld, genug, um ein eigenes Schiff zu mieten. Zum ersten Mal seit langem fragte sich Han, wie die Dinge auf Nar Shaddaa stehen mochten.
Als sie auf den Schmugglermond zurückkehrten, stellte Han überrascht fest, daß er das Gefühl hatte, nach Hause zu kommen. Er und Chewie suchten zuerst Mako auf. Sie fanden ihn und Roa, die in einer der Schenken bei einem kameradschaftlichen Drink zusammensaßen. Han trat ein, grinste und winkte. »Mako! Roa!«
Die beiden Männer drehten sich nach dem Gruß um und setzten ein breites Lächeln auf. »Han! Chewbacca!«
»He, Roa! He, Mako! Wie laufen die Geschäfte?«
»Nicht schlecht«, antwortete Mako. »Jabba vermißt dich, Junge!«
»Oh ja, davon bin ich überzeugt«, rief Han lachend. »Hat Jiliac schon ihren Baby-Hutt bekommen?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Roa. »Sie hat sich allerdings nicht mehr blicken lassen.
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