Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
Kampfausrüstung, das Gewicht des Blasters an ihrem Oberschenkel. Es wäre ihr viel lieber gewesen, einen neuen bewaffneten Angriff gegen die ylesianischen Hutts oder gegen die imperialen Sklavenhalter anzuführen (die sogar noch schlimmer waren als die Hutts), als den ganzen Abend mit Admiral Trefaren und seinen imperialen Spießgesellen Tabaga und Vrelt zu spielen.
Sie hatte Rion bei der Übernahme dieses Auftrags ihren Blaster übergeben müssen. Es war nicht auszuschließen, daß Admiral Trefaren ihr Apartment durchsuchen ließ. Das gehörte zur routinemäßigen Überprüfung ihres Backgrounds, die er seinen Handlangern befehlen würde, um sich zu vergewissern, daß es ›sicher‹ für ihn war, mit ihr gesehen zu werden. Das Vibromesser trug Bria immer bei sich, so daß sie keine Angst haben mußte, daß es bei der Durchsuchung entdeckt werden könnte.
Und schließlich wußte sie, daß ihre ID die meisten Sicherheitschecks mühelos überstehen würde. Vor sechs Jahren hatte sie von einem Experten alles über die Annahme einer neuen Identität gelernt. Han Solo hatte ihr weit mehr beigebracht als nur, wie man wirkungsvoll einen Blaster abfeuerte.
Ihre Lippen kräuselten sich zu einem sanften Lächeln, als sie sich einem Augenblick der nostalgischen Erinnerung an jene Tage hingab. Sie und Han waren gemeinsam auf der Flucht gewesen, hatten ein Leben hart am Limit geführt, ohne je zu wissen, was als nächstes geschehen würde. Ihr wurde jetzt klar, daß dies die glücklichsten Tage ihres Leben gewesen waren, die jeden Augenblick der Anspannung, jede Aufwallung von Furcht, jede irrsinnige Verfolgungsjagd, jede überstürzte Flucht und jeden Blasterschuß, dem sie ausweichen mußte, wert waren, sofern sie nur an seiner Seite sein und die Freiheit genießen konnte, ihn zu lieben.
Und sie liebte ihn noch immer. Als sie ihn vor einem Jahr auf Devaron gesehen hatte, waren die lebendigen Bilder der Vergangenheit zu ihr zurückgekehrt. Nach Jahren der Verleugnung hatte Bria sich die Wahrheit eingestehen müssen: Han Solo war der Mann, den sie liebte und immer lieben würde.
Doch sie konnten unmöglich Zusammensein. Das mußte sie akzeptieren. Han war ein Schwindler, ein Schurke, ein Gesetzloser, der nur sich selbst verantwortlich war. Bria wußte, daß er sie aufrichtig liebte – er hatte sie sogar gefragt, ob sie ihn heiraten wollte –, aber Han war nicht der Mann, der für eine weltanschauliche Idee alles hinter sich lassen würde.
Während der Monate, die sie zusammen verbrachten, hatte Bria das Gefühl gehabt, daß er möglicherweise eines Tages das Potential entwickeln würde, sich ebenfalls einer Sache oder einem Ziel zu verschreiben. Aber es würde sich dabei um eine Sache handeln, für die er sich allein und zu einem Zeitpunkt entscheiden würde, den er bestimmte. Bria wußte, sie durfte nicht erwarten, daß er sich ihre Ideen zu eigen machte.
Sie fragte sich, was er in diesem Augenblick tun mochte. War er glücklich? Hatte er Freunde? Als sie ihm auf Devaron begegnet war, hatte er die typische abgetragene Raumfahrerkluft getragen – und nicht etwa eine imperiale Uniform. Aber ihr war zugetragen worden, daß er die Akademie mit Auszeichnung abgeschlossen hatte. Welches Ereignis mochte seine Karriere beendet haben?
Auf der einen Seite empfand Bria Bedauern darüber, daß der Traum, den er so zielstrebig verfolgt hatte, anscheinend ein so abruptes Ende gefunden hatte, aber auf der anderen Seite war sie froh, herausgefunden zu haben, daß Han kein imperialer Offizier mehr war. Der Gedanke, daß sie sich eines Tages im Kampf gegenüberstehen könnten oder, schlimmer noch, daß sie möglicherweise den Befehl erteilen mußte, auf ein imperiales Raumschiff zu feuern, und dadurch unwissentlich seinen Tod herbeiführen würde, hatte ihr stets die größten Qualen bereitet. Wenigstens mußte sie sich über diese Möglichkeit nicht mehr den Kopf zerbrechen.
Ich frage mich, ob ich ihn jemals wiedersehen werde, dachte sie. Vielleicht… vielleicht, wenn dies alles vorüber ist, wenn es das Imperium nicht mehr gibt…
Bria rappelte sich innerlich auf und ermahnte sich, zu ihren Pflichten zurückzukehren. Das Imperium hatte sich nachhaltig etabliert. Es mit der Wurzel auszumerzen, würde jahrelange Anstrengungen und zahllose Opfer erfordern. Sie durfte sich nicht erlauben, an das zu denken, was sich in einer ungewissen, fernen Zukunft vielleicht ereignen mochte. Sie mußte sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
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