Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
Sie aktivierte energisch ihren Datenblock und machte sich wieder an die Arbeit.
Im selben Augenblick, als Bria Tharen über Han Solo nachdachte, war dieser in Gedanken keineswegs bei ihr. Er fühlte sich so verletzt wie noch nie, seitdem Bria Tharen ihn verlassen hatte.
Er saß in einem Hotelzimmer auf Velga, einem Luxusmond, der von Reichen besucht wurde, die sich amüsieren und an Glücksspielen teilnehmen wollten, auf der Bettkante und las mit finsterem Gesicht Xaverris Nachricht auf seinem Datenblock. Sie lautete:
Lieber Solo,
ich ertrage keine Abschiede, also werde ich keinem von uns einen zumuten. Die Tournee ist vorbei, und ich nehme mir eine kurze Auszeit, bevor ich wieder losziehe. Ich habe darüber nachgedacht dich zu bitten, daß Du mich begleitest, doch ich glaube, es ist besser, jetzt einen sauberen Schnitt zu machen. Die vergangenen sechs Monate waren wundervoll, sie gehörten zu den besten, an die mich erinnere. Ich habe Dich seit dieser Zeit sehr gerne, Lieber. Zu gerne. Du kennst mich mittlerweile recht gut. Ich kann es mir nicht leisten, jemanden zu gerne zu haben. Das würde uns beide in zu große Gefahr bringen. Wenn einem jemand zuviel bedeutet, wird man schnell weich und verwundbar. Und in meiner Branche kann ich mir das nicht erlauben.
Ich habe die Hotelrechnung für Dich und Chewbacca bis morgen bezahlt. Ihr wart zwei der besten Assistenten und Begleiter, die ich jemals hatte. Sag ihm, es tut mir leid, daß ich nicht Lebewohl sagen konnte. Ich habe eine Zulage für Euch bei der hiesigen Niederlassung der Imperialen Bank deponiert; die Kontonummer lautet 651374 und ist auf Deinen Netzhautscan zugelassen.
Ich werde Dich mehr vermissen, als ich zu sagen vermag. Wenn Du jemals Kontakt mit mir aufnehmen mußt, so kannst Du das über die Agentur ›Galaxie der Stars‹ tun. Vielleicht können wir eines Tages, wenn ich wieder eine Perspektive habe, noch einmal zusammenkommen.
Paß gut auf Dich auf, Han. Und gib auf Deinen Wookiee-Freund acht. Eine solche Ergebenheit ist selten.
In Liebe, Xaverri
Verdammt! dachte Han. Er war sich nicht sicher, ob das, was er empfand, Wut oder tiefes Bedauern war – vermutlich eine Mischung aus beidem. Wieso passiert mir so etwas jedesmal?
Einen Moment lang erinnerte er sich des Kummers, der ihn überwältigte, als Bria ihn damals verlassen und lediglich einen kurzen Abschiedsbrief dagelassen hatte, doch dann riß er seine Gedanken von dieser Erinnerung los. Das ist lange her. Ich bin kein Junge mehr…
Ihm fiel ein, daß er nun für sich und Chewie einen Rückflug nach Nar Shaddaa buchen mußte. Doch das würde seine Ersparnisse nicht allzusehr strapazieren, vor allem nicht angesichts der Zulage von Xaverri. Sie bezahlte gut, aber sie hatte auch hohe Erwartungen. Sie waren während der vergangenen sechs Monate mehr Geschäftspartner gewesen als Angestellter und Arbeitgeberin. Jedesmal, wenn sie erfolgreich einen kurzatmigen imperialen Offizier oder irgendeinen selbstgefälligen, arroganten Bürokraten des Imperiums über den Tisch zogen, hatte Xaverri den Erlös gerecht mit Han und Chewie geteilt.
Hans Mund verzog sich zu einem nostalgischen Lächeln. Sie hatten eine aufregende Zeit zusammen verbracht. Angesichts der Erfahrungen im Hereinlegen unbescholtener Bürger, die Han als Mitglied von Garris Shrikes ›Familie‹ gesammelt hatte, dachte er zunächst, in der Kunst des Betrugs nicht mehr viel lernen zu können. Doch ein Monat mit Xaverri hatte ihn davon überzeugt, daß Garris Shrike im Vergleich mit ihr ein tolpatschiger, verlogener Amateur war.
Xaverris Coups reichten von schlichter Eleganz bis zu teuflischer Komplexität. Sie führte nur selten das gleiche Manöver zweimal aus. Statt dessen plante sie jedes Ding auf den Punkt genau und griff dabei gelegentlich auf ihre Fähigkeiten als Illusionistin zurück, um die aufgeblasenen Imperialen auszutricksen, die sie zu ihrer Beute machte.
Da war zum Beispiel die Sache mit dem Stellvertretenden Sekretär des Muftis im D’Aelgoth-Sektor, den sie um den größten Teil seiner Ersparnisse gebracht und ihn außerdem dem Verdacht ausgesetzt hatten, Verrat am Imperium zu üben. Hans Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. Der Typ war ein korrupter Trottel, der das Imperium früher oder später ohnehin verraten hätte.
Das hieß indes nicht, daß alle ihre Betrugsmanöver von Erfolg gekrönt waren. Zwei verliefen einfach im Sand, und eines flog vor ihren Augen auf und zwang sie, die Flucht vor
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