Han Solo-Triologie 02 - Der Gejagte
»Wenn ich mit dem Schmugglermond fertig bin, wird es dort keine Schmuggelwirtschaft mehr geben, und die Einwohner können sich glücklich schätzen, wenn es dort dann noch intelligentes Leben gibt.«
Han versuchte sein Entsetzen zu verbergen. Was sollen wir bloß tun!
Shild schüttelte den Kopf. »Und jetzt, fürchte ich, muß ich gehen. Ich bedauere, daß Sie für dieses kurze Gespräch eine so weite Reise auf sich genommen haben, aber ich hatte Ihre Hutt-Herren gewarnt, daß es mir nicht möglich sein würde, ihnen in dieser Sache entgegenzukommen.«
Shild erhob sich, und Han tat es ihm unwillkürlich gleich.
»Sarn?« erklang eine Stimme hinter der Tür, die in den angrenzenden Raum führte.
Han erstarrte mitten in der Bewegung. Diese Stimme!
»Ich bin hier, meine Liebe«, rief Shild. »Ich bin eben dabei, den diplomatischen Gesandten von Nal Hutta hinauszubegleiten.«
Die Tür ging auf, und da stand lächelnd eine Frau. »Sarn, Liebster«, sagte sie, »wir müssen uns beeilen. Die Fähre wartet schon auf dem Dach. Wirst du noch lange brauchen?«
Han drehte sich nach ihr um, und ihre Blicke begegneten sich – zum ersten Mal seit sechs Jahren.
Bria Tharen. Diesmal konnte es keinen Irrtum geben. Bria stand da, in einem fließenden Seidenkleid, das sie wie ein weiteres Schmuckstück in Shilds prunkvollem Heim wirken ließ. Das tief ausgeschnittene Kleid hatte das türkisfarbene Kolorit ihrer Augen. Sie war atemberaubend schön.
Sie erwiderte Hans Blick, blinzelte und wurde ein wenig blaß. Trotzdem geriet ihr Lächeln nicht ins Schwanken.
Sie ist gut, dachte Han. Er wußte, daß er sein Erschrecken verraten hatte, doch zum Glück sah Shild ihn gerade nicht an. Han riß sich schnell zusammen und setzte eine höfliche, neutrale Maske auf.
Shild deutete auf Bria. »Master Jobekk Jonn von Nal Hutta. Meine… Nichte Bria.«
Allein die Jahre, die Han nun schon das Sabacc-Spiel beherrschte, retteten ihn jetzt. Als Bria ihm mit einem heiseren »Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Master Jonn« beherrscht die Hand entgegenstreckte, war er bereits wieder fähig, diese zu ergreifen und sich mit einem weltmännischen Lächeln über sie zu beugen.
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite«, sagte er. »Shild, Ihr seid ein sehr glücklicher Mann, eine so hübsche… Nichte… zu haben.«
Er sah, daß bei dem spöttisch vorgebrachten Kompliment ein leichter Hauch von Rot ihre Wangen überzog. »Sie kommen mir bekannt vor, Sir«, sagte sie. »Habe ich Sie schon mal irgendwo gesehen?« Ihre Stimme klang kühl und desinteressiert.
Han wußte, daß sie ihn herausfordern wollte. »Vielleicht auf einem Steckbrief«, flüsterte er so leise, daß Shild ihn nicht hören konnte. Nachdem er sich noch einmal unterkühlt über ihre Hand gebeugt hatte, ließ er sie stehen – obwohl er sie am liebsten gepackt und mitgenommen hätte – und verneigte sich förmlich vor Shild.
»Ich danke Euch für Eure Zeit, Exzellenz.« Dann drehte er sich um und marschierte entschlossen aus dem Raum.
Später an diesem Abend, viel später, lag Bria Tharen auf ihrem schmalen Bett an Bord der Yacht des Muftis und erstickte ihr Schluchzen im Kissen. Jedesmal wenn sie an den Ausdruck in Hans Augen dachte, wollte sie am liebsten laut losheulen.
Es war allzu offensichtlich, daß er das Schlimmste angenommen hatte, nämlich daß sie Shilds Konkubine war. Aufs neue wurde sie von Schluchzen geschüttelt. Das war es schließlich auch, was Sarn Shild jedermann glauben machen wollte. In Wahrheit galten die sexuellen Vorlieben des Muftis keineswegs menschlichen Frauen. Bria begleitete ihn auf Reisen lediglich als hübsch anzuschauendes Vorzeigeobjekt, das jedem imperialen Offizier wie irgendeine beliebige Trophäe vorgeführt wurde.
Sie kümmerte sich darum, daß zu Hause alles glattging, hörte ihm zu, wenn er jemanden zum Reden brauchte, beaufsichtigte die häuslichen und geschäftlichen Angelegenheiten und nahm sich ganz im allgemeinen der reibungslosen Lebensführung des Muftis an. Aber sie hatte niemals sein Bett geteilt – der einzige Umstand, der ihr die derzeitige Mission erträglich machte.
Und nun… nun hatte Han sie gesehen und dachte das Schlechteste von ihr. Nicht einmal die Vielzahl an Informationen, die Bria an die Rebellen-Bewegung auf Corellia hatte weiterleiten können, vermochten den Kummer und die Scham, die sie empfand, zu lindern.
Ihr Kissen war naß. Bria drehte es auf die andere Seite, legte sich hin und starrte
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