Han Solos Abenteuer 01 - Han Solo auf Stars' End
komplizierten, dreifachen Kollision, die dazu führte, daß der Wookiee mit dem unglücklichen Hafenbeamten zusammenstieß und ihn von Kopf bis Fuß mit seinem Schnaps übergoß.
Ein Gewirr von Stimmen erhob sich, Anklagen und Gegenanklagen flogen durch die Luft. Der Wookiee fauchte die beiden Menschen an, schüttelte seine mächtigen Fäuste und deutete immer wieder auf den entleerten Krug. Der Angestellte der Hafenmeisterei wischte erfolglos an seiner mit Schnaps durchtränkten Uniformjacke. Der dritte Teilnehmer des Zwischenfalles gab sich große Mühe zu helfen.
»Oh, das tut mir wirklich leid«, wiederholte Han immer wieder scheinheilig. »Hey, die Brühe hat sich da wirklich festgesetzt«, sagte er und versuchte, die Uniformjacke des anderen auszuwringen. Der Beamte und der Wookiee fuhren immer noch fort, sich gegenseitig die Schuld an dem Zusammenstoß zu geben. Passanten, die vorbeikamen, beeilten sich, die Szene zu verlassen, um nicht in den sich anbahnenden Streit mit hineingezogen zu werden.
»An Ihrer Stelle würd’ ich mir diese Jacke schnellstens waschen lassen«, riet Han Solo, »sonst wird sie diesen Gestank nie mehr los.«
Der Beamte zog mit einer letzten, finsteren Drohung, den Wookiee anzuzeigen, ab. Seine Schritte beschleunigten sich, als ihm etwas besorgt klar wurde, daß jeden Augenblick ein Vorgesetzter vorbeikommen und ihn sehen – oder noch schlimmer: riechen – könnte. Er eilte weiter und überließ es den beiden anderen, die Schuldfrage zu klären.
Kaum war er um die Ecke verschwunden, verstummte die Auseinandersetzung. Han zeigte Chewbacca den Schlüssel, den er in dem Durcheinander dem Beamten aus der Tasche gezogen hatte, und reichte ihn Chewbacca. »Geh, wärme das Schiff an, aber verlange keine Freigabe! Vermutlich hat der Hafenmeister uns die Starterlaubnis entzogen. Wenn ein Streifenschiff in der Nähe ist, hätten wir das augenblicklich am Hals.«
Er schätzte, daß etwa acht Minuten vergangen waren, seit sie aus dem Free Flight geflohen waren.
Chewbacca machte sich hastig an die Startvorbereitungen, während Han an den einzelnen Ladebuchten entlangrannte. Er passierte drei Docks, ehe er dasjenige erreichte, welches er suchte. In der Bucht lag ein Frachter, der jenem ähnelte, welcher die Millennium-Falcon einmal gewesen war.
Dieser hier war freilich sauber, frisch lackiert und gepflegt. Sein Bug trug stolz den Namen und die ID-Symbole, und Arbeitsandroiden waren damit beschäftigt, unter Aufsicht der Mannschaft Ladung an Bord zu bringen. Die Mannschaft wirkte zum Kotzen ehrlich. Han lehnte sich durch die offenen Strahltüren und winkte freundlich. »Tag, Leute. Startet ihr immer noch morgen?«
Einer der Männer winkte zurück, blickte aber etwas verwirrt. »Nicht morgen, Kumpel, heute abend, einundzwanzig Uhr Planetenzeit.«
Han tat überrascht. »Oh? Nun, offenen Himmel.«
Der Mann erwiderte den traditionellen Raumfahrergruß, während Han unauffällig weiterschlenderte. Als er außer Sichtweite war, fing er zu rennen an.
Als er zur Bucht 45 zurückkam, war Chewbacca gerade dabei, die Innenseite der Strahltüren abzuschließen und die Sicherungsanlage wieder zu befestigen. Han nickte zufrieden.
»Kluger Junge. Sind wir soweit?«
Der Wookiee gab ein bejahendes Geräusch von sich und schob die Strahltüren zu. Nachdem er sie wieder versperrt hatte, diesmal freilich von innen, warf er den Molekularschlüssel weg.
Han hatte inzwischen im Cockpit bereits Platz genommen. Er stülpte sich die Kopfhörer über und rief die Hafenkontrolle. Indem er Namen und ID des Frachters in Dockbucht 41 angab, bat er darum, die Startzeit von einundzwanzig Uhr planetarischer Zeit auf ›sofort‹ vorzuziehen, ein Ansinnen, das von einem Tramp-Frachter, dessen Flugpläne sich plötzlich ändern konnten, keineswegs ungewöhnlich war. Da nicht viel Verkehr herrschte und die Freigabe des Schiffes bereits erteilt war, wurde ihm die Starterlaubnis sofort gegeben.
Chewbacca war noch damit beschäftigt, sich anzuschnallen, als Han bereits startete. Die Schubdüsen flammten auf, und die Falcon vollzog einen für ihre Begriffe gemäßigten und zurückhaltenden Start von Etti IV. Wenn die Espos an Dockbucht 45 auftauchen und sich den Weg freischweißen würden, sagte sich Han, würden sie sich den Kopf zerbrechen müssen, um herauszubekommen, wie es jemandem gelungen war, ein Sternenschiff vor der Nase des Hafenmeisters zu starten.
Die Falcon verabschiedete sich vom Schwerefeld von Etti IV.
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