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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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erschüttert.
    »Ich habe mit den Hütern von Elas über dich gesprochen«, sagte Kta. »Du bist ein Störfaktor in diesem Haus, aber ich glaube nicht, daß du unseren Ahnen unwillkommen bist.«
    Kurt kleidete sich am nächsten Morgen besonders sorgfältig. Am liebsten hätte er die Sachen getragen, die er bei seiner Ankunft auf diesem Planeten angehabt hatte, aber Mim hatte sie weggeworfen, weil sie eines Gastes von Elas unwürdig seien, wie sie sagte.
    Dafür stand ihm jetzt eine große Auswahl nemetischer Kleidung zur Verfügung, die wahrscheinlich Kta gehörte. An diesem Morgen wählte er die wärmsten und strapazierfähigsten Sachen, weil er nicht wußte, was der Tag ihm bringen würde, und die Nächte waren kalt. Auch die Räume des Afen waren kalt, und er hatte die Befürchtung, daß er sie nicht mehr verlassen würde, wenn er sie einmal betrat.
    Wieder schien die Welt der Nemet und Elas' ihm zunehmend fremder zu werden, und die sterile Modernität des Afen rückte mehr und mehr in den Vordergrund seines Denkens, als er sich daran erinnerte, daß er sich mit Djan auseinanderzusetzen hatte und nicht mit den Nemet.
    Um für alle Gelegenheiten gerüstet zu sein, hatte er sich einen kleinen Dolch mit einem drachenförmigen Griff eingesteckt. Er hatte ihn zwischen Ktas Papieren entdeckt und war sicher, daß er nicht vermißt werden würde.
    Jetzt zog er ihn noch einmal heraus und betrachtete die schmale, scharfe Klinge. Er würde sie an Djan gebrauchen – oder an sich selbst.
    Aber man würde leicht herausfinden, daß die Waffe aus dem Haus Elas stammte, fiel ihm ein.
    Er legte den Dolch auf den Frisiertisch, damit Kta ihn dort finden konnte. Der Nemet würde über den Diebstahl verärgert sein, aber das war nun nicht mehr zu ändern.
    Kurt befestigte den
ctan
, den Übermantel, an seinen Schultern. Er nahm eine Bronzespange dazu. Er stand schon tief genug in Elas' Schuld und wollte nicht eine der silbernen und goldenen Spangen nehmen, die man ihm zur Verfügung gestellt hatte.
    Es klopfte leicht an die Tür.
    »Herein.«
    Mim trat ins Zimmer, einen Stapel frischer Wäsche auf den Armen. Sie verneigte sich vor Kurt, bevor sie die Laken und Handtücher ablegte und mit ihrer Arbeit begann. Schon lange stand kein Haß mehr in den Augen des Mädchens. Kurt hatte inzwischen auch den Grund für ihren Haß begriffen. Sie war Gefangene der Tamurlin gewesen. Doch sie hatte eingesehen, daß nicht alle Menschen für die barbarischen Sitten der Tamurlin verantwortlich zu machen waren, und ihre feindliche Haltung aufgegeben. Kurt hatte sich seitdem bemüht, besonders nett und freundlich zu ihr zu sein.
    »Zumindest hast du von jetzt an in diesem Haus weniger Wäsche zu waschen«, sagte er.
    Sie schien diese Art von Humor nicht zu schätzen. Sie blickte ihn eine Sekunde lang schweigend an, dann senkte sie den Blick, wandte sich um und fuhr mit ihrer Arbeit fort.
    Sie zuckte zusammen, als sie den Frisiertisch abstauben wollte. Zögernd griff sie nach dem Messer und wandte sich langsam Kurt zu. In ihren großen Augen stand nackte Angst.
    »Lord Kta hat dir das nicht gegeben«, sagte sie. »Nein. Aber du kannst es ihm zurückgeben.«
    Sie umklammerte den Dolch mit beiden Händen, als ob sie Angst hätte, er könnte ihn ihr wegnehmen, und starrte ihn an. »Wenn du eine Waffe in den Afen nimmst, tötest du uns, Kurt-ifhan. Das ganze Haus Elas würde sterben.«
    »Ich habe sie zurückgegeben«, sagte er. »Ich bin unbewaffnet, Mim. Es ist die Wahrheit.«
    Sie schob den Dolch in den Gürtel, den sie unter ihrem Überrock trug, und strich die Falten glatt. Sie war eine kleine, zierliche Frau. Sie hatte eine fast kindlich schmale Taille, und ihr schlanker Hals wurde durch die aus winzigen, hinter den Ohren aufgerollten Zöpfen bestehende Frisur wirkungsvoll betont. Sie war so klein, so sanft, und doch spürte Kurt ihr gegenüber eine ständige Spannung, fast Ehrfurcht.
    Zum erstenmal sah er jetzt den Ausdruck von Besorgnis, sogar Zärtlichkeit in ihrem Blick.
    »Kta möchte, daß du nach Elas zurückkommst«, sagte sie.
    »Ich bezweifle, daß man mir dies erlauben wird.« 
    »Warum hat dich die Methi dann überhaupt hierher geschickt?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht wollte sie Kta damit einen Gefallen tun. Vielleicht sollte ich mich hier so wohl fühlen, daß ich die Rückkehr in den Afen fürchte.«
    »Kta wird niemals zulassen, daß man dir ein Leid zufügt.«
    »Kta sollte sich lieber da heraushalten. Sag ihm das, Mim. Er

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