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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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könnte sich sonst die Methi zur Feindin machen.«
    Er hatte Angst. Sie hatte ihn von Anfang an begleitet, und jetzt, wo Mim einen offenen Nerv berührt hatte, fiel es ihm schwer, mit der Ruhe zu sprechen, welche die Nemet als Würde bezeichneten. Das Zittern seiner Stimme beschämte ihn.
    Mims Augen füllten sich mit Tränen – die kleine, nichtmenschliche Mim, die Kurt so hinreißend weiblich fand trotz ihres nichtmenschlichen Gesichts. Er hatte noch nie jemanden gekannt, dem so viel an ihm lag, daß er seinetwegen geweint hätte, und plötzlich erschien ihm der Gedanke, Elas verlassen zu müssen, unerträglich.
    Er nahm ihre kleinen, goldfarbenen Hände in die seinen und wußte sofort, daß er das nicht tun durfte, denn das kleine Nemet-Mädchen zuckte bei seiner Berührung zusammen. Aber sie blickte ihn an und zog ihre Hände nicht zurück.
    »Kurt-ifhan«, sagte sie, »ich werde Lord Kta berichten, was du gesagt hast, denn es ist ein guter Rat. Aber ich glaube nicht, daß er auf mich hören wird. Elas wird für dich sprechen. Elas spricht mit der Stimme einer großen Familie, und die Methi wird auf Elas hören. Sie hat es schon früher getan. Sie weiß, daß Elas mit der Macht der großen Familien spricht. Bitte geh jetzt zum Frühstück. Ich habe dich aufgehalten. Entschuldige.«
    Er nickte und ging zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen und wandte sich um.
    »Mim«, sagte er, weil er wollte, daß sie ihn ansah. Er wollte ihr Gesicht sehen, um es in sein Gedächtnis einzugraben, um an sie denken zu können, so wie er alles, was in Elas war, in seinem Gedächtnis festhalten wollte. Aber als Mim sich umwandte und ihn ansah, wußte er nicht, was er ihr sagen sollte.
    »Danke«, murmelte er rasch und ging.

4
    Während des ganzen Weges zum Afen wog Kurt seine Chancen ab, den drei Nemet-Wachen, die ihn eskortierten, zu entkommen. Die Straßen von Nephane waren eng und gewunden, und wenn er bis zum Dunkelwerden allen Nachstellungen entgehen konnte, würde es ihm vielleicht gelingen, einen Weg in die Wälder zu finden.
    Aber Nym hatte ihn den Wachen persönlich übergeben und ihnen offensichtlich aufgetragen, ihn gut zu behandeln, denn sie zeigten ihm gegenüber die größtmögliche Höflichkeit. Die Hand Elas' lag auch jetzt noch schützend über ihm, und um Elas' willen versagte er sich das, wonach alle seine Instinkte schrien: wegzulaufen und zu töten, wenn es sein mußte.
    Sie betraten die kühlen Hallen des Afen, und damit war es zu spät für eine Flucht. Sie stiegen die Treppen hinauf in den dritten Stock, den die Methi bewohnte.
    Djan erwartete ihn in der modern eingerichteten Halle. Sie trug die bescheiden-unauffällige Kleidung der Nemet-Damen. Ihr blondes Haar war mit Goldschnüren zu Zöpfen geflochten, die zu einer Krone aufgesteckt waren.
    Sie entließ die Wachen und wandte sich Kurt zu. Es war seltsam, wie sie ihm vorausgesagt hatte, nach langer Zeit wieder ein menschliches Gesicht zu sehen. Er begann zu verstehen, was dieses Alleinsein für sie bedeutete, dieses allmähliche Hinübergleiten von einer menschlichen Realität in die der Nemet. Er entdeckte Dinge in einem menschlichen Gesicht, die ihm früher nie aufgefallen waren. Wie seltsam eben seine Flächen, wie hell die Augen, wie metallisch schimmernd das Haar. Der Krieg, die jahrtausendealte Feindschaft zwischen ihnen, selbst sie erschienen ihm in diesem Augenblick willkommen als Teile eines gewohnten Bezugsrahmens. Elas versank hinter diesen Wänden aus Metall und synthetischem Material.
    »Willkommen«, begrüßte sie ihn, ließ sich auf einen Stuhl fallen und deutete auf einen anderen. »Elas möchte Sie zurückhaben«, sagte sie, als er sich gesetzt hatte. »Ich bin beeindruckt.«
    »Und ich«, sagte er, »möchte nach Elas zurückkehren.«
    »Das habe ich Ihnen nicht versprochen«, sagte sie. »Aber Ihr Aufenthalt dort hat keine besonderen Schwierigkeiten hervorgerufen.« Sie stand abrupt auf, trat zu einem Wandkabinett und öffnete es. »Mögen Sie einen Drink, Mr. Morgan?«
    »Gerne«, sagte er. »Danke.«
    Sie füllte zwei kleine Gläser und reichte ihm eins.
    Es war
telise
. Sie setzte sich wieder, lehnte sich zurück und nahm einen kleinen Schluck. »Ich möchte gleich zu Anfang ein paar Punkte klarstellen«, sagte sie. »Erstens: Dies ist meine Stadt, und ich werde dafür sorgen, daß es meine Stadt bleibt. Zweitens: Dies ist eine Stadt der Nemet, und auch das wird so bleiben. Unsere Spezies hat ihre Chance gehabt. Sie ist

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