Hanan 1 - Brüder der Erde
erledigt. Wir haben es uns selbst zuzuschreiben. Pylos, Ihr Planet, Aeolus, meine Welt – beide ausgebrannte Schlacken. Es ist Wahnsinn. Ich habe während der letzten Monate auf den Tod gewartet, weil ich meine Befehle nicht befolgt habe, und mich gefragt, was aus den Nemet werden würde, wenn das Schiff zurückkehren würde mit der Autorität und der Feuerkraft, um mich zu erledigen. Sie werden verstehen, daß mich der Tod meiner Landsleute und ihres Schiffes nicht sonderlich berührt. Ich... bedaure den Untergang von Aeolus. Aber Ihre Intervention kam gerade zur rechten Zeit – auch für die Nemet. Aber das soll nicht heißen«, setzte sie rasch hinzu, »daß ich Ihnen dafür besonders dankbar bin.«
»Es ist doch Irrsinn«, sagte er, »daß wir beide diesen Krieg hier weiterführen. Keiner von uns kann dabei etwas gewinnen.«
»Jeder Krieg ist Irrsinn«, sagte sie. »Analysieren Sie doch einmal den unseren: Wir haben ihn zweitausend Jahre lang geführt. Wahrscheinlich ist alles, was meine Seite oder die Ihre über seine Ursachen und Anfänge behaupten, erlogen. Aber darauf kommt es nicht an. Nur das
Jetzt
zählt, und jeder Krieg lebt von seinen eigenen Opfern. Aber wir haben unsere Grenzen erreicht – und überschritten. Wir haben begonnen, indem wir Raumschiffe in einem kleinen System zerstörten, und jetzt vernichten wir Welten.
Welten!
Wir lassen leeren Raum hinter uns zurück. Wir zählen die Opfer nach Zonen. Wir Hanan – wir waren nie so zahlreich und vermehrungsfreudig wie ihr – konnten nicht einmal genügend Soldaten aufbringen, um die gefallenen zu ersetzen. Wir begannen, sie zu produzieren, Embryoniten, im Labor gezeugte und ausgetragene Soldaten, genetisch gezüchtete Offiziere – unsere letzte Hoffnung. Und die haben Sie zerstört. Ich möchte Ihnen etwas sagen, mein Freund, etwas, das Ihnen Ihre Allianz sicher niemals gesagt hat: Durch die Zerstörung von Aeolus haben Sie dem Krieg nur neue Nahrung gegeben. Ich fürchte, Ihr Angriff war eine schwere Fehlkalkulation.«
»Wieso?«
»Aeolus war das Zentrum, das große Zentrum des Embryonen-Projekts. Milliarden sind in seinen Laboratorien gestorben. Die Anlagen, die Arbeiter, die Unterlagen, unwiederbringlich vernichtet. Sie haben uns zu hart geschlagen, Mr. Morgan. Die Hanan werden von jetzt an ohne jede Rücksicht kämpfen. Sie haben den potenzierten Wahnsinn auf die Menschheit losgelassen. Und das haben wir auch verdient, wir alle, die ganze menschliche Rasse.«
»Ich glaube nicht«, sagte er, um das ihn bedrükkende Thema zu wechseln, »daß Sie Ihre Isolation auch nur halb so genießen, wie Sie vorgeben.«
»Ich bin Aeolitin. Denken Sie daran.«
Er brauchte einen Augenblick, um den Sinn Ihrer Worte zu verstehen. Dann wußte er, was sie damit gemeint hatte, und ihm wurde fast übel vor Ekel. Von allen Dingen, die Hanan darstellten und die er haßte, waren ihm die Laboratorien am widerwärtigsten.
Djan lächelte. »Keine Sorge, ich bin ein Mensch, ich bestehe aus menschlichen Zellen. Und überlegen. Sonst wäre ich vernichtet worden. Sorgfältig für höchste Intelligenzleistung konstruiert und ausgebildet, um dem Staat zu dienen. Meine Intelligenz verriet mir eines Tages, daß ich ausgenutzt wurde, und das gefiel mir nicht. Ich wartete auf eine Gelegenheit und stellte mich dann gegen den Staat.« Sie trank ihr Glas leer und stellte es auf den Tisch. »Aber Sie wollen sich nicht auflehnen. Gut. Das bewahrt Sie vielleicht davor, mir eines Tages an die Kehle zu springen.«
»Ich darf also gehen?«
»Nicht so eilig, nicht so eilig. Ich habe daran gedacht, Ihnen Quartier im Afen zu geben. Es gibt einen Stock höher ein paar Räume, die nur von hier aus zugänglich sind. In so einer Isolation könnten Sie bestimmt keinen Schaden anrichten. Mein Instinkt – oder irgend etwas – sagt mir, daß das die einzig richtige Lösung ist.«
»Bitte«, sagte er ohne jedes Schamgefühl, weil er längst eingesehen hatte, daß er nichts gewinnen würde, wenn er sich Djan zur Feindin machte, »bitte lassen Sie mich nach Elas zurückgehen.«
»Ich werde es mir in ein paar Tagen überlegen. Ich möchte nur, daß Sie die Alternativen kennenlernen.«
»Und was ist bis dahin?«
»Sie werden die Nemet-Sprache lernen. Ich habe alles vorbereiten lassen.«
»Nein«, sagte er sofort. »Ich brauche keine mechanischen Hilfen.«
»Ich bin Medizinerin – unter anderem. Es gibt keine Möglichkeit, eine Lehrmaschine zu mißbrauchen, ohne Dauerschäden zu
Weitere Kostenlose Bücher