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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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seine Finger glitten sanft über die Metallsaiten, als ob die Begleitung für seine Gedanken notwendig sei.
    »Im Anbeginn war Wasser. Aus dem Wasser kamen die neun Geister der Elemente, und die mächtigsten von ihnen waren Ygr, der irdisch ist, und Ib, der himmlisch ist. Von Ygr und Ib kamen die tausend Jahre der Schöpfung, des Chaos und des Krieges der Elemente, bis Qas, der Geist des Lichts, und Mur, der Geist der Finsternis, ihre Brüder Phan, den Sonnengott, und Thael, den Erdgott, dazu überredeten, sich zu trennen. So wurde die erste Ordnung gebildet. Aber Thael liebte Phans Schwester Ti und entführte sie. Phan tötete Thael in seiner Wut und aus Thaels Rippen entstand dieser Planet. Ti gebar Thael einen Sohn.«
     
    Zehnmal tausend Jahre kamen und 
    vergingen, Aem wurde alt, und Ti sah, 
    daß ihr Sohn zum Jüngling wurde.
    Sie hatten schwere Sünden begangen. 
    Aus diesen Sünden kam Yr,
    Yr, die Erdschlange, 
    Yr, die Mutter aller Tiere.
    Der Rat der Götter beschloß, 
    Aem und Ti sterben zu lassen,
    und im Sterben schufen sie Kinder, 
    Männer und Frauen.
     
    »Ich habe diese Sage noch nie aus menschlicher Sicht betrachtet«, sagte Kta kopfschüttelnd. »Es ist sehr schwierig.«
    Kurt bat ihn mit einer Geste, fortzufahren, und Kta griff wieder in die Saiten.
    »Die ersten Sterblichen waren Nem und Panet, ein Mann und eine Frau, Zwillinge. Auch sie begingen die große Sünde. Der Rat der Götter nahm ihnen deshalb die Unsterblichkeit und verkürzte ihr Leben. Besonders Phan haßte die beiden. Er begattete Yr, die Erdschlange, und sie gebar Raubtiere und andere Bestien, welche die Menschen jagten.«
     
    Dann forderte Qas, Phans Schwester, 
    seinen Zorn heraus, sie stahl das Feuer 
    und ließ Blitze auf die Erde herabregnen.
    Die Leute nahmen das Feuer und töteten 
    Yrs Tiere, erbauten Städte.
    Zehnmal tausend Jahre kamen und vergingen.
    Die Völker mehrten sich, 
    ihre Könige wurden stolz, 
    ihre Söhne von Yr, der Erdschlange, 
    ihre Söhne von
inim
, den Windgeistern.
    Die Leute verehrten diese Gott-Könige, 
    beteten sie an und erbauten ihnen Städte 
    und vergaßen ihre ursprünglichen Götter.
     
    »Dann kam eine Prophezeiung«, sagte Kta, »und Phan erwählte Isol, eine sterbliche Frau, und zeugte mit ihr einen halbgöttlichen Sohn. Qavur führte die Waffen Phans, um die Welt durch Brand zu vernichten. Er tötete die Gott-Könige, aber Isol, seine Mutter, flehte ihn an, die anderen Bewohner zu verschonen, und er folgte ihren Bitten. Doch Phan nahm sein Pestschwert, kam vom Himmel herunter und tötete alles Volk. Aber als er Isol töten wollte, lief sie zu ihrem Herdfeuer und ließ sich neben ihm nieder. Damit stand sie im Schutz der Götter. Ihre Tränen rührten Phan, und er zeugte mit ihr einen zweiten Sohn, Isem, welcher der Gatte von Nae, der Meeresgöttin, und der Urahn aller Seeleute wurde. Und Qavur machte Phan unsterblich. Er ist der Morgenstern, der Vorbote der Sonne.
    Um Naes Kinder davor zu bewahren, Unrecht zu tun, gab Phan Qavur die
yhia
, um sie den Leuten zu bringen. Alles Gesetz kommt aus der
yhia
, und von ihr kennen wir unseren Platz im Weltall. Alles, was höher ist, ist Gottes Gesetz, aber das ist zu hoch, um besungen zu werden. Die Ballade heißt
Ind
. Sie ist uns heilig. Mein Vater hat sie mich gelehrt und die sieben Strophen, die sich ausschließlich mit Elas befassen. So hat sie sich seit Generationen erhalten.«
    »Du hast einmal gesagt, daß du noch nicht entschieden hast, ob ich ein gleichwertiges Geschöpf bin oder nicht. Hast du jetzt eine Entscheidung getroffen?«
    Kta legte die
aos
beiseite und runzelte nachdenklich die Stirn. »Vielleicht«, sagte er, »sind einige Kinder Nems der Pest entkommen. Aber du bist ja kein Nemet. Vielleicht seid ihr Sprößlinge von Yr, die auf einer anderen Welt ausgesetzt worden sind. Wie ich von Menschen hörte, soll unser Planet viele Brüder haben. Aber ich glaube es nicht.«
    »Ich habe nichts gesagt.«
    »Dein Blick sagt mir, daß du damit nicht einverstanden bist.«
    »Ich möchte dich nicht kränken«, sagte Kurt, »wenn ich dir sage, daß ich dich als Menschen betrachte.«
    In den Augen des Nemet stand nacktes Entsetzen. Dann blickte er Kurt an, als ob der sich einen schlechten Scherz erlaubt hätte. Allmählich aber wurde sein Gesicht nachdenklich, und er machte eine abwehrende Geste.
    »Bitte«, sagte Kta, »das darfst du nicht sagen.«
    Kurt neigte verstehend den Kopf. Seine Worte hatten den Nemet ernstlich

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