Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
über ihn zog. »Mim...«
    »Bitte.« Sie befreite ihre Hand, löste die Bronzespange an seiner Schulter und zog den zerdrückten
ctan
unter ihm hervor. Dann zog sie die Decke bis zu seinem Kinn hinauf.
    »Jetzt wirst du besser schlafen«, sagte sie.
    Er griff wieder nach ihrer Hand. »Mim... wie spät ist es?«
    »Spät... spät.« Sie wollte ihm ihre Hand wieder entziehen, aber er gab sie nicht frei. Sie blickte an ihm vorbei. Ihre schwarzen Wimpern kontrastierten mit ihrer goldfarbenen Haut. »Bitte... bitte lassen Sie mich gehen, Lord Kurt.«
    »Ich habe Djan gebeten, dir eine Nachricht übermitteln zu lassen, damit du dir keine Sorgen um mich machst.«
    »Die Nachricht ist eingetroffen. Aber wir wußten nicht, wie wir sie verstehen sollten. Sie besagte nur, daß du in Sicherheit seist. Nur das.« Sie versuchte wieder, ihre Hand seinem Griff zu entziehen. »Bitte...«
    Ihre Lippen zitterten, und in ihren Augen stand Angst. Als er ihre Hand freigab, sprang sie zurück und lief zur Tür. Sie ließ sich kaum Zeit, sie hinter sich zu schließen.
    Wenn er die Kraft dazu gehabt hätte, wäre er aus dem Bett gesprungen und ihr nachgelaufen. Er hatte Mim nicht verletzen wollen, vor allem nicht am Tag seiner Rückkehr. Er lag wach und war wütend auf die konservativen nemetischen Sitten und auf sich selbst, aber sein Kopf schmerzte ihn unerträglich, und er fühlte sich schwindelig. Er schloß die Augen und ließ sich wieder in den Schlaf hinübergleiten. Es gab ja ein Morgen. Mim würde jetzt auch zu Bett gehen, und er würde das ganze Haus gegen sich aufbringen, wenn er versuchte, jetzt mit ihr zu sprechen.
    Der Morgen begann wie immer mit Tee. Aber keine Mim erschien fröhlich und mit frischen Leintüchern auf den Armen, um emsige Unordnung zu schaffen. Sie bediente später beim gemeinsamen Frühstück im
rhmei
, mied jedoch seinen Blick, als sie ihm Tee einschenkte.
    »Mim«, flüsterte er, und sie vergoß ein paar Tropfen auf seine Hand. Der heiße Tee brannte. Mim wandte sich rasch ab, um Kta zu bedienen. Auch bei ihm goß sie etwas Tee daneben. Der Nemet schüttelte seine verbrannte Hand und blickte Mim fragend an, sagte jedoch nichts.
    Es gab die üblichen Formalitäten. Kurt verneigte sich tief vor Nym, Ptas und Aimu und dankte dem Lord von Elas in seiner eigenen Sprache für seine Fürsprache bei Djan.
    »Du sprichst sehr gut«, sagte Nym anerkennend. »Ich danke Ihnen, Sir«, sagte Kurt mit einer erneuten Verbeugung. »Ich habe die Sprache mit Hilfe einer Maschine gelernt. Noch spreche ich sie ziemlich langsam und nicht fließend, aber ich verstehe alles, was man mir sagt. In ein paar Tagen werde ich sie bestimmt besser beherrschen.«
    Der ehrenwerte Nym nickte lächelnd, ein wenig amüsiert, wie es Kurt vorkam. Er drückte die gefalteten Hände an seine Brust und verneigte sich leicht.
    »Zum zweiten Male heiße ich dich auf Elas willkommen, Freund meines Sohnes. Du bringst Freude in dieses Haus. Heute sehe ich Lächeln auf den Gesichtern, in denen bisher Angst und Sorge um dich standen.«
    Das Ritual des Tees begann. Lady Ptas saß in ihrer Mitte, und wenn Kurt später an Elas dachte, fiel ihm als erstes immer diese gütige, liebevolle Frau ein, das Herz der Familie, wie es bei den Nemet selbstverständlich war. Nyms Frau war die Quelle des Lebens und der Liebe, Hüterin der Ahnenverehrung. Seiner Frau vertraute ein Mann seinen Herd an, in die Hände seiner Schwiegertochter gab er seine Hoffnung auf sein ewiges Leben. Kurt begann zu verstehen, warum die Väter die Frauen ihrer Söhne auswählten. Und wenn er die Liebe und Zuneigung zwischen Nym und Ptas sah, konnte er nicht mehr glauben, daß solche Verbindungen bar jeden Gefühls sein mußten. Es war richtig, es war sittlich, erkannte er, als er mit gekreuzten Beinen auf seinem weißen Schafsfell saß, gleichrangig mit Kta, ein Sohn des Hauses, und den stark gesüßten Tee trank. Er war wirklich nach Hause gekommen. Nach dem Tee erhob sich Lady Ptas, verbeugte sich tief vor dem Herdfeuer und streckte ihm die offenen Handflächen entgegen. Die anderen standen respektvoll auf, und ihre sanfte Stimme rief die Hüter des Hauses Elas.
    »Ahnen von Elas, auf diesem Ufer und auf dem anderen, jenseits der trennenden Sees blickt gnädig auf uns herab. Kurt t'Morgan ist zu uns zurückgekehrt. Friede sei zwischen dem Gast unseres Hauses und den Wächtern von Elas. Friede sei unter uns allen.«
    Kurt war von ihren Worten tief gerührt, und als sie zu Ende gesprochen

Weitere Kostenlose Bücher