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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Zimmer kommen dürfen. Es war mein Fehler. Bitte, Lord Kurt, sieh mich nicht so an. Laß mich gehen.«
    »Weil ich kein Nemet bin, hast du gemeint, jederzeit zu mir ins Zimmer kommen zu können, ohne gegen die Sitten zu verstoßen. War es nicht so, Mim?«
    »Nein.« Ihre Zähne klapperten so stark, daß sie kaum sprechen konnte, und das kam nicht nur von der Kälte. Er löste die Spange von seinem
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und reichte ihn ihr. Aber sie nahm den Übermantel nicht an, sondern wich ängstlich zurück.
    »Warum darf ich nicht mit dir sprechen?« fragte er. »Wie kann ein Mann überhaupt mit einer Nemet-Frau sprechen? Dies darf man nicht tun, und das darf man nicht, ich darf nichts berühren, nichts ansehen, nichts denken. Wie kann ich da...«
    »Bitte.«
    »Wie soll ich mit dir sprechen?«
    »Lord Kurt, ich habe bei dir den Eindruck hervorgerufen, daß ich ein leichtes Mädchen sei. Ich bin
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dieses Hauses. Ich darf es nicht entehren. Bitte laß mich jetzt hineingehen.«
    »Gehörst du ihm?« fragte er aus einer plötzlichen Eingebung heraus. »Gehörst du Kta?«
    »Nein.«
    Gegen ihren Willen legte er ihr seinen
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um die Schultern. Sie schlang den wärmenden Stoff um sich. Er stand ihr jetzt nahe genug, um sie berühren zu können, aber er tat es nicht. Selbst als sie nicht vor ihm zurückwich, faßte er das nicht als Ermunterung auf. Er wußte, daß sie auf keinen Fall das Haus wekken würde, ganz egal was er tun mochte. Das würde zu einer Auseinandersetzung zwischen ihrem Lord Kta und seinem Gast führen, und er verstand die Nemet-Mentalität gut genug, um sicher zu sein, daß Mim schweigen würde. Aber sie würde ihn hassen, wenn er seine Grenzen überschritt.
    Resigniert verneigte er sich kurz vor ihr und wandte sich zum Gehen.
    »Lord Kurt«, flüsterte sie hinter ihm her, und Trauer klang in ihrer Stimme.
    Er blieb stehen und blickte zurück.
    »Lord Kurt, du verstehst mich nicht.«
    »Ich verstehe, daß ich ein Mensch bin«, sagte er.
    »Ich habe dich beleidigt. Bitte entschuldige.«
    »Ob du ein Nemet bist oder nicht...« Sie schwieg verstört und hob mit einer bittenden Geste die Hände. »Lord Kurt, such dir eine Frau. Mein Lord Kta wird dich beraten. Du hast gute Verbindungen zur Methi und mit Elas. Du könntest jederzeit eine Frau finden, die dich heiratet. Wenn Nym das richtige Haus ansprechen würde...«
    »Und wenn du es wärst, die ich haben will?«
    Sie stand schweigend, bis er zu ihr zurückkam und seine Hand nach ihr ausstreckte. Doch dann drückte sie seine Hand zurück. »Bitte. Ich habe dir schon genug Unrecht getan.«
    Er überhörte ihre Worte, übersah die abwehrende Geste ihrer Hände und nahm ihr Gesicht in seine Hände, zart und behutsam, jederzeit gewärtig, daß sie sich entsetzt von ihm losreißen könnte. Aber sie hielt still. Er beugte sich über sie und berührte ihre Lippen mit den seinen, sanft, fast keusch, weil er befürchtete, daß dieser menschliche Brauch sie abstoßen könnte.
    Ihre schlanken Hände ruhten auf seinen Armen. Tränen glänzten im Mondlicht, als er von ihr zurücktrat.
    »Lord Kurt«, sagte sie leise, »ich verehre dich. Ich würde alles tun, was du von mir verlangst, aber es würde Schande über meinen Vater bringen und über Kta, und das will ich nicht.«
    »Und was ist«, sagte er und stellte fest, daß er kaum atmen konnte, »wenn ich eines Tages beschließen würde, mit deinem Vater zu sprechen? Ist das der richtige Weg hier?«
    »Um zu heiraten?«
    »Das wäre sicher das beste.«
    Er spürte, wie sie zitterte. Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Mim, sagst du ja oder nein? Ist es für dich so schwer, einen Menschen anzublicken? Du brauchst mir keine Antwort zu geben. Sage mir nur: ›Laß mich gehen‹, und ich werde versuchen, dich nie wieder zu belästigen.«
    »Du kennst mich doch nicht, Lord Kurt.«
    »Und du willst, daß ich dich niemals kennenlerne?«
    »Du verstehst mich nicht. Ich bin nicht die Tochter Hefs. Wenn du ihn um mich bittest, muß er dir das sagen, und dann wirst du mich nicht mehr wollen.«
    »Es ist mir gleich, wessen Tochter du bist.«
    »Lord Kurt, Elas weiß es. Und du mußt jetzt auf mich hören. Du hast von den Tamurlin gehört. Ich wurde von ihnen gefangengenommen, als ich dreizehn Jahre alt war. Drei Jahre war ich als Sklavin bei ihnen. Hef nennt mich nur seine Tochter, und ganz Nephane glaubt, daß ich von hier stamme. Aber das stimmt nicht, Lord Kurt. Ich bin Indras aus Indresul. Sie würden mich töten, wenn sie es wüßten.

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