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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Kta einen Stuhl an. Es hätte sich gehört, ihm auch einen Tee anzubieten. Aber dazu hätte er Mim rufen müssen, und das wollte er nicht.
    »Kurt«, sagte Kta, »bitte setz dich auch. Ich muß mit dir sprechen... Und ich bitte dich, mich anzuhören.«
    »Vielleicht ist es einfacher, wenn du klipp und klar sagst, was du mir sagen willst.« Kurt setzte sich auf einen anderen Stuhl. »Ja oder nein?«
    »Ich mache mir Sorgen um Mim. Es ist nicht so einfach, wie du zu glauben scheinst. Wirst du mich anhören? Wenn du dafür zu erregt bist, werden wir nach unten gehen, eine Tasse Tee trinken und auf einen günstigeren Zeitpunkt warten, aber ich bin verpflichtet, dir gewisse Dinge zu sagen.«
    »Mim hat mir so ziemlich alles gesagt, was du mir jetzt erklären willst«, sagte Kurt. »Mich stört es nicht. Ich weiß von den Tamurlin und woher sie stammt.«
    Kta atmete tief durch. »Nun, das erleichtert die Sache erheblich. Du weißt also, daß sie Indras ist?«
    »Ich weiß es, und es ist mir gleichgültig. Nemet-Politik interessiert mich nicht.«
    »Du versteckst dich hinter deiner Unwissenheit, und das ist immer gefährlich, Kurt. Bei den Nemet ist es eine sehr bedeutende Frage, ob jemand von der Indras-Rasse abstammt oder von den Sufaki, und du lebst unter Nemet.«
    »Der einzige Unterschied, den ich bisher festgestellt habe, ist, als Mensch unter Nemet zu leben«, sagte Kurt aufgebracht. »Ich würde Schande über euch bringen. Ist dir das wichtiger, als daß Mim und ich glücklich werden?«
    »Mims Glück liegt uns sehr am Herzen«, sagte Kta ernst. »Und wir wissen auch, daß du ihr nicht weh tun willst, aber die Art der Menschen...«
    »Also siehst du keinen Unterschied zwischen mir und den Tamurlin.«
    »Bitte. Bitte. Das kann nicht dein Ernst sein. Sie sind nicht wie du. Und so habe ich es auch nicht gemeint. Die Tamurlin sind – schmutzig und schamlos. Sie kleiden sich in Felle und brüllen wie wilde Tiere, wenn sie kämpfen. Sie kennen keine Zurückhaltung und keine Scham im Umgang mit ihren Frauen. Sie begatten sie, wann und wo es sie gerade überkommt, ohne sich zurückzuziehen. Ein mächtiger Häuptling kann zwanzig oder mehr Frauen haben, während schwächere ohne Frauen leben müssen. Sie gewinnen ihre Frauen durch Siege im Kampf. Ich spreche dabei nur von den Tamurlin-Frauen. Sklaven wie Mim gehören allen, die sie wollen. Und als ich sie fand...«
    »Davon will ich nichts hören.«
    »Kurt, hör mich an. Ich will dir nicht zu nahe treten. Aber als wir die Tamurlin angriffen, um ihre ständigen Überfälle zu unterbinden, haben wir alle getötet, die wir erwischen konnten. Wir wollten das Dorf gerade niederbrennen, als ich ein Kind weinen hörte. Ich fand Mim in der Ecke einer Hütte. Sie trug nur einen schmalen Fellstreifen um den Leib und war genauso verdreckt wie alle anderen. Im Augenblick konnte ich nicht einmal erkennen, daß sie ein Nemet-Kind war. Sie war völlig abgemagert, und ihr Körper war voller Striemen und Narben. Als ich versuchte, sie aufzuheben, griff sie mich an – nicht wie eine Frau, sondern mit einem Messer, mit Zähnen und Knien. Ich mußte sie bewußtlos schlagen, um sie aus der Hütte tragen zu können. Als sie auf dem Schiff war, versuchte sie, in die See zu springen, bis wir keine Landsicht mehr hatten. Dann versteckte sie sich unter den Ruderbänken und war nicht herauszubringen, bis meine Crew die Riemen bemannte. Wenn wir ihr zu essen gaben, riß sie uns die Nahrung aus der Hand und rannte damit fort, und sie konnte nicht reden außer ein paar Worten der menschlichen Sprache.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben«, sagte Kurt ruhig. »Wie lange ist das her?«
    »Vier Jahre. Seit vier Jahren ist sie in Elas. Ich brachte sie mit nach Hause und habe sie meiner Mutter und meiner Schwester übergeben und Hefs Frau Liu, die damals noch lebte. Und schon nach wenigen Tagen überraschte meine Schwester Aimu sie, als sie mit erhobenen Händen vor dem heiligen Herdfeuer stand, wie es Sufaki niemals tun würden. Aimu war damals jünger und unerfahrener; sie rief laut, daß Mim eine Indra sein müsse.
    Mim lief wie gehetzt aus dem Haus. Ich ergriff sie auf der Straße zur Erheiterung von ganz Nephane und zu unserer Schande. Ich mußte sie mit Gewalt ins Haus zurückschleppen. Als sie dann allein mit uns war, begann sie zu sprechen mit dem Akzent von Indresul. Das war der Grund, warum sie vorher immer geschwiegen hatte. Aber wir von Elas sind auch Indras wie alle großen Familien auf

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