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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einen Abgesandten eures Heimatplaneten willkommen zu heißen? Wenn ihr mich tötet, werdet ihr niemals das Schiff sehen.«
    Der Häuptling schien verwirrt.
    »Mutter Aeolus!« schrie einer der Männer. »Die Große Mutter! Er hat die Große Mutter aller Menschen gesehen!«
    Der Häuptling starrte unter gerunzelten Brauen auf Kurt hinab. Aber er war unsicher geworden. »Und was hat die Große Mutter zu dir gesagt?«
    Seine Lüge mußte neue Lügen gebären, wenn er sich aus dieser Situation retten wollte. Aeolus – Heimatplanet –, die Voraussage, daß von dort einmal ein Schiff kommen würde, um sie wieder zu Herren dieser Welt zu machen. »Das Schiff... hat den Kontakt mit euch verloren«, improvisierte er und stand auf. »Die Boten, die ausgeschickt wurden, kamen nicht zurück, und euch schrieb man die Schuld dafür zu. Aber jetzt nach Hunderten von Jahren will man noch einmal versuchen, mit euch in Verbindung zu treten. Das Schiff wird kommen – wenn ich einen günstigen Bericht über euch abgebe.«
    »Und warum trägt dein kleines Schiff das Zeichen Phans?« verlangte der Häuptling zu wissen. »Du bist ein Lügner.«
    Das Sonnenzeichen auf der Rettungskapsel. Kurt mußte sich zusammennehmen, um nicht dem anklagend deutenden Finger des Häuptlings mit dem Blick zu folgen. »Ich bin kein Lügner«, sagte er. »Und wenn ihr nicht auf mich hört, werdet ihr das Schiff niemals zu sehen kriegen.«
    »Du kommst von Phan«, schrie der Häuptling, »von Phan! Du willst uns an die Nemet verraten!«
    »Ich bin ein Mensch. Siehst du das nicht?«
    »Du hast mit den Nemet kampiert. Du warst nicht ihr Gefangener.«
    Kurt nahm die Schultern zurück und blickte dem Mann in die Augen. »Wir waren der Ansicht, daß ihr die Nemet beherrscht. Das war schließlich die Aufgabe, die man euch gestellt hatte, und ihr hattet immerhin dreihundert Jahre Zeit, sie durchzuführen. Also sah ich keinen Grund, mich vor den Nemet zu fürchten, und sie konnten mich überrumpeln und mir meine Waffen wegnehmen. Ich habe lange Zeit gebraucht, um aus Nephane zu entkommen und euch zu suchen. Diese Leute...« – er deutete auf Kta und die anderen Nemet –, »haben mich eingeholt und wieder gefangengenommen. Aber da sie den strikten Befehl hatten, mich lebend nach Nephane zurückzubringen, ließen sie mir gewisse Freiheiten. Das besagt jedoch nicht, daß unsere Beziehungen freundschaftlich waren. Ich habe keine besondere Vorliebe für die Nemet, aber ich rate euch, diese drei Überlebenden zu verschonen. Wenn das Schiff hier eintrifft, wird mein Kapitän einige dieser Leute verhören wollen, und dazu wären diese gerade recht.«
    Der Häuptling zog seinen Schnurrbart zwischen die Zähne und kaute nervös darauf herum. Er warf einen haßerfüllten Blick auf die drei Nemet und stieß einen leisen Fluch aus. Dann schüttelte er den Kopf. »Wir werden sie töten.«
    »Nein«, widersprach Kurt. »Wir brauchen sie lebend und gesund.«
    »Drei Nemet?« knurrte der Häuptling. »Einen. Einen können wir übriglassen. Du kannst wählen, welcher von ihnen am Leben bleiben soll.« 
    »Alle drei«, sagte Kurt entschieden.
    Der Häuptling riß seine Streitaxt aus dem Gürtel und schleuderte sie auf die drei Nemet zu. Die Axt sauste knapp an Ktas Gesicht vorbei und blieb zitternd in einem Baumstamm stecken.
    »Wähle!« schrie der Häuptling. »Wähle, Mensch von den Sternen! Einen Nemet kannst du haben. Wir nehmen die beiden anderen.«
    Die Tamurlin heulten begeistert. Ein kleiner Junge lief auf die Nemet zu und schlug mit einem Prügel auf sie ein.
    »Welchen?« fragte der Häuptling noch einmal. Kurts Magen krampfte sich zusammen. Er sah Kta an, der seinen Blick erwiderte, las Verzweiflung und Wut in den Augen des Nemet und sah wieder den Häuptling an.
    »Den dort«, sagte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf Kta. »Den Mann zur Linken, ihren Führer.«
    Einer der beiden Nemet starb vor Einbruch der Dämmerung. Die Hinrichtung fand in der Mitte des Lagers statt, und Kurt mußte die grausame Prozedur vom Anfang bis zum Ende mitansehen, denn die Blicke des Häuptlings waren häufiger auf ihn als auf den sterbenden Nemet gerichtet und beobachteten mißtrauisch seine Reaktionen. Kurt versuchte, alle seine Gefühle und Empfindungen abzuschalten, und verschränkte die Arme vor der Brust, um sein Zittern zu verbergen.
    Der Nemet war ein tapferer Mann, und sein letzter Blick vor dem Sterben galt Kta, nicht verzweifelt, sondern mit der Bitte um Anerkennung. Kta

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