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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mißtrauische Blicke zwangen ihn, seine Bedenken zurückzustellen, und er aß das unidentifizierbare Fleisch. Dabei mußte er darauf achten, die in die linke Backentasche geschobenen Blätter nicht zu zerkauen oder hinunterzuschlucken. Das Fleisch hatte einen muffigen, fauligen Geschmack. Ihm wurde beinahe übel. Er hielt die Luft an und schluckte es rasch hinunter, ohne es zu zerkauen. Dann wischte er die fettigen Hände auf dem Boden ab.
    Der Häuptling wollte ihm ein zweites Stück anbieten, kam aber nicht dazu. Von draußen drangen lautes Lärmen und Lachen in die Hütte, dann ein gellender Schrei.
    Renols stellte den Topf auf den Boden, trat hinaus und sprach mit einem anderen Mann.
    »Du hast mir geschworen, ihn nicht zu töten«, sagte Kurt, als Renols wieder in die Hütte kam.
    »Deiner lebt ja noch«, sagte er. »Der andere gehört uns.«
    Das Lärmen und Schreien wurde lauter. Renols fummelte nervös an seinem Schnurrbart herum, hinund hergerissen zwischen dem Ärger, daß sein Gespräch mit Kurt unterbrochen worden war, und seiner Neugier, selbst zu sehen, was draußen vor sich ging.
    Er sprang auf, lief zum Eingang und rief einem der Männer zu, er solle Kurt in eine andere Hütte schaffen.
    Es war wieder ruhig geworden. Kurt lauschte mit zusammengebissenen Zähnen, um sich nicht übergeben zu müssen. Im Dunkel der Hütte, in die sie ihn gestoßen hatten, hatte er die Blätter unbemerkt ausspucken können. Seine Hände waren um eine der beiden Stangen gefesselt, die das Dach der Hütte trugen. Er hockte sich auf den Boden und scharrte mit den Händen eine flache Grube in der er die ausgespuckten Blätter vergrub.
    Er hatte jetzt einen bitteren Geschmack im Mund, und sein Puls raste. Eine unwiderstehliche Müdigkeit ließ ihn eine Weile schlafen.
    Schritte vor der Hütte weckten ihn wieder. Lange Schatten fielen in den Eingang. Zwei Männer schleiften einen Körper herein. Es war Kta. Sie fesselten den halb bewußtlosen Nemet an die andere Stange und gingen wieder hinaus.
    Nach einer Weile hob Kta den Kopf und lehnte ihn an die Stange. Er sprach nicht, und er blickte Kurt nicht an.
    »Kta«, sagte Kurt schließlich. »Was ist mit dir?«
    Kta antwortete nicht.
    »Kta«, sagte Kurt noch einmal.
    »Bist du es«, sagte der Nemet mit heiserer Stimme, »dem ich mein Leben verdanke? Habe ich das richtig verstanden? Oder muß ich das glauben, was du den Tamurlin erzählt hast?«
    »Ich habe getan, was ich konnte.«
    »Was willst du von mir?«
    »Ich versuche, unsere Leben zu retten«, sagte Kurt.
    »Ich versuche, dich hier herauszubringen. Du kennst mich doch, Kta. Nimmst du etwa ein Wort von dem ernst, was ich diesen Leuten gesagt habe?«
    Eine ganze Weile herrschte Schweigen. »Bitte«, sagte Kta endlich mit gebrochener Stimme, »verschone mich von nun an mit deiner Hilfe.«
    »Hör mir zu. Im Schiff sind Waffen. Wenn ich sie irgendwie dazu bringen kann, mich an Bord zu lassen, zünde ich die Triebwerke und brenne das ganze Nest aus.«
    »Ich werde dir alles vergeben, wenn du das tust«, sagte Kta.
    »Bist du schwer verletzt?« fragte Kurt nach einer Weile.
    »Ich lebe noch«, sagte Kta. »Soll ich dir beschreiben, wie sie den Jungen umgebracht haben?«
    »Ich habe es nicht verhindern können. Hör mir zu, Kta. Können wir irgendwie auf die
Tavi
hoffen? Falls es uns gelingen sollte, uns zu befreien, gibt es irgendeinen Weg, um an Bord des Schiffes zu kommen?«
    Kta antwortete nicht.
    »Kta, wo ist dein Schiff verankert?«
    »Warum willst du das wissen? Damit du auch die anderen Männer für unser Überleben opfern kannst?«
    »Glaubst du etwa im Ernst, ich würde...«
    »Sie sind von deiner Art:
Menschen
. Sie könnten dich am Leben lassen... wenn du sie entsprechend bezahlst.«
    Gegen so viel Verbitterung gab es kein Argument. Kurt schluckte die Enttäuschung und die Kränkung, die er in diesem Augenblick empfand, und schwieg. Er wollte keine weiteren Wahrheiten von Kta hören.
    Das Schweigen währte lange Zeit. Schließlich wandte Kta den Kopf und sagte: »Um was kämpfst du eigentlich?«
    »Ich dachte, du hättest deine Schlüsse längst gezogen.«
    »Ich frag dich noch einmal: Was hast du vor?«
    »Ich will dein Leben retten. Und das meine.«
    »Und was haben wir davon unter diesen Bedingungen?«
    Kurt blickte ihn an. »Was haben wir davon, wenn wir uns einfach abschlachten lassen? Was für ein Sinn liegt darin, wenn du dich töten läßt und nicht einmal versuchst, dich zu wehren?«
    »Hör auf, mich zu

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