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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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die Gebetslampe und streckte ihr seine geöffneten Hände entgegen.
    Mit leiser Stimme rief er seine Ahnen an, dann ließ er die Arme sinken und verschränkte die Hände in seinem Schoß. Es war einer der Augenblicke, in denen Kurt die religiösen Nemet beneidete, die Schmerzen und Sorgen einfach abschalten konnten. Sie konzentrierten ihre Gedanken zunächst auf das heilige Licht und dann auf andere Dinge, die jenseits der Grenze des menschlich Erfaßbaren lagen.
    Die Ruhe, die in Elas heimisch gewesen war, fand sich plötzlich auch in dieser kleinen Kajüte. Man hörte das Knarren von Holz, das Rauschen des Wassers am Schiffsrumpf, das Klatschen der Brecher auf das Deck. Die Stille drang nach innen vor, und Kurt konnte endlich die Augen schließen.
    Er schreckte aus einem Traum auf und sah, daß das Licht der
phusa
mit den letzten Öltropfen brannte.
    Kta kniete noch immer davor.
    Kurt richtete sich erschrocken auf. Mim fiel ihm ein. Auch sie hatte damals so reglos vor der
phusa
gesessen. Bei Ktas seelischer Verfassung war es durchaus möglich, daß auch er... Kurt sprang aus dem Bett.
    Ktas Gesicht und sein halbnackter Oberkörper waren schweißnaß, obwohl es nicht zu warm in der Kajüte war. Seine Augen waren geschlossen, seine Hände lagen locker in seinem Schoß.
    »Kta«, rief Kurt. Eine Störung der Meditation galt bei den Nemet als schwerer Verstoß, aber Kurt packte Kta bei den Schultern und schüttelte ihn.
    Ein Zittern lief durch Ktas Körper, und er atmete tief durch.
    »Kta. Alles in Ordnung?«
    Kta atmete aus und öffnete die Augen. »Ja«, murmelte er kaum hörbar, versuchte aufzustehen und schaffte es nicht.
    »Hilf mir auf, Kurt.«
    Kurt zog ihn auf die Füße und stützte ihn, bis seine eingeschlafenen Beine ihn wieder trugen. Der Nemet fuhr mit der Hand durch sein schweißfeuchtes Haar und hob den Kopf.
    Wortlos taumelte er zu seiner Koje und ließ sich darauffallen, völlig entspannt wie ein schlafendes Kind. Kurt blickte ihn eine Weile besorgt an, erkannte dann aber, daß alles in Ordnung war. Er zog eine Decke über Kta, löschte das Licht, ließ aber die
phusa
brennen, bis ihr letztes Öl verbraucht sein würde.
    Er legte sich wieder auf seine Koje und blickte im Halbdunkel in das Gesicht des Nemet. Er hörte wieder seine Anrufung der Hüter von Elas, dieser geheimnisvollen und nun ärgerlichen Geister, die das Haus behüteten. Er glaubte nicht an sie, und doch hatte er eine gewisse Schwere in der Luft gespürt, als Kta sie angerufen hatte, und er fragte sich, mit was Ktas Bewußtsein oder Unterbewußtsein im Rapport gewesen war.
    Er erinnerte sich an die Orakel-Computer in der Kommandozentrale der Allianz, die analysierten, vorausberechneten, Politik machten... weissagten. Er fragte sich, ob diese Computer und die Nemet nicht die Gabe einer Perzeption besaßen, die jenseits des menschlichen Auffassungsvermögens lag, ob diese von Menschen konstruierten Maschinen nur funktionierten, weil die Nemet recht hatten und es wirklich ein Planungsmuster gab, das die Nemet erkennen konnten.
    Er blickte in Ktas Gesicht. Es war friedlich und entspannt.
    Kurt fuhr zusammen, als Lun einen Eimer Seewasser über ihn ausgoß. Das Wasser war eisig, und das Salz brannte in seinen Wunden, aber es tat gut. Er war wieder sauber, rasiert, zivilisiert. Lun reichte ihm eine Decke, und Kurt schlang sie dankbar um seinen Körper. Es störte ihn nicht, daß das grobe Gewebe seine wunde Haut scheuerte. Kta, der an der Reling lehnte, blickte ihn mitfühlend an. Seiner bronzefarbenen Haut konnten die Strahlen Phans nichts anhaben. Selbst die Blutergüsse, die er bei den Mißhandlungen durch die Tamurlin davongetragen hatte, fielen in der dunkleren Haut kaum auf. Sein langes glattes Haar trocknete im scharfen Wind und fiel automatisch in die gewohnte Ordnung, während Kurts leichteres und jetzt sonnengebleichtes Haar ihm wild um den Kopf wehte. Kta wirkte gottähnlich, unzerstörbar, und sein Körper sah im Morgenlicht so neu und frisch aus wie der einer eben gehäuteten Schlange.
    »Das muß doch scheußlich weh tun«, sagte er und deutete auf Kurts blutende Knie, Handgelenke und Fußknöchel. »Du solltest Öl drauftun.«
    »Ich werde es nachher versuchen.« Kurt zog sich an. Er trug nur den
ctan
, und selbst die Berührung mit dem lose sitzenden Übermantel war eine Tortur für seine verbrannte Haut.
    »Wie lange wird es dauern, bis wir die Inseln erreichen?« fragte er Kta, der ihm gleich nach dem Aufstehen erklärt

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