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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Augen und fiel in einen leichten Schlaf, aus dem er erst erwachte, als Lun wieder hereinkam und ihm eine Tasse Suppe an die Lippen hielt. Er konnte nicht einmal trinken, ohne zu zittern. Lun hielt ihm die Tasse geduldig an die Lippen, bis er ausgetrunken hatte. Die warme Suppe schien ihm neue Kraft zu geben. Er bat Lun um eine zweite Tasse. Jetzt konnte er schon wieder ohne Hilfe trinken. Es ging ihm dabei nicht einmal um die Suppe selbst, sondern um die belebende Wärme und um das Bewußtsein, daß die Zeit des Hungerns vorbei war.
    Die Tür wurde aufgestoßen, und mit Kta kam ein Schwall kalter Seeluft herein. Kta schüttelte das Salzwasser von seinem Mantel und gab ihn Lun.
    »Suppe ist fertig, Ktaifhan«, sagte Lun und goß auch ihm eine Tasse davon ein. Kta dankte ihm und setzte sich auf den Rand der zweiten Koje. Lun ging hinaus und schloß die Tür leise hinter sich.
    Kurt starrte die Wand an. Er hatte nicht den Mut zu einer weiteren Auseinandersetzung mit Kta. Als Kta seine Suppe ausgetrunken hatte, atmete er tief durch und blickte Kurt an.
    »Wie geht es dir?« fragte er, und in seiner Stimme lag die gewohnte Güte, die Kurt so lange vermißt hatte.
    »Danke.«
    »Die Nacht ist unsere Verbündete. Ich denke, daß wir von der Küste frei sein werden, bevor die
Edrif
merkt, was los ist.«
    »Und wir segeln nach Norden?«
    »Ja. Mit t'Tefur dicht hinter uns.«
    »Haben wir eine Chance, das Schiff zu nehmen?«
    »Wir haben zehn leere Ruderbänke und keine Ablösung. Hast du vor, den Rest meiner Leute auch zu töten?«
    Kurt zuckte zusammen und senkte den Blick. Er wollte sich nicht mit Kta streiten.
    »Das war nicht persönlich gemeint«, sagte Kta. »Kurt, diese Männer haben meinetwegen alle Brükken hinter sich verbrannt, sie haben ihre Familien und ihre Herde verlassen ohne Hoffnung, jemals zurückzukehren. Sie kamen im Dunkel der Nacht zu mir und flehten mich an, mit ihnen Nephane zu verlassen. Ich hätte sonst gegen den Wunsch meines Vaters meinem Leben in jener Nacht ein Ende gesetzt. Jetzt habe ich zwölf von ihnen an dieser Küste zurückgelassen. Ich bin verantwortlich für ihren Tod. Meine Männer sind tot, und ich lebe.«
    »Ich habe versucht,
alle
zu retten, Kta«, sagte Kurt. »Ich habe getan, was ich konnte.«
    Kta trank den Rest der Suppe und stellte die Tasse zur Seite. Dann aß er eine Weile reglos mit zitternden Lippen und starrte dumpf vor sich hin.
    »Mein armer Freund«, sagte er schließlich, als er sich wieder gefaßt hatte, »ich weiß, ich weiß. Es gab eine Zeit, als ich dessen nicht so sicher war. Es tut mir leid. Schlafe jetzt.«
    »Nach dem, was du mir eben gesagt hast?«
    »Was hätte ich dir denn sonst sagen sollen?«
    »Das weiß ich auch nicht.« Kurt stellte seine Tasse beiseite und lehnte den Kopf auf die Kissen zurück. Sein Körper war jetzt durchwärmt, und die Schmerzen setzten ein, das Brennen der versengten Haut, die Erschöpfung der überbeanspruchten Nerven.
    »
Yhia
ist für mich unerreichbar«, sagte Kta nach einer Weile. »Es gibt für alles Gründe, Kurt.
Ich
hätte sterben sollen, aber die anderen, die überhaupt nicht in Gefahr waren, sind gestorben. Mein Herd ist erloschen, und ich hätte dort sterben sollen, aber sie... Das ist es, was mich bedrückt, Kurt. Ich weiß nicht, warum es so geschehen ist.«
    Bei einem Menschen hätte Kurt das als sinnlose Grübelei abgetan, bei Kta war das etwas anderes. Für ihn war es belastend, auf so eine Frage keine Antwort zu finden. Es widersprach allem, an das die Nemet glaubten. Er blickte Kta an und empfand großes Mitleid mit ihm.
    »Du warst unter Menschen«, sagte Kurt. »Wir sind eine chaotische Rasse.«
    »Nein«, widersprach Kta. »Die ganze Schöpfung ist nach einem Plan entstanden. Wir leben nach einem Plan. Und jetzt kann ich keinen Plan erkennen.«
    »Wieso nicht?«
    »Tod über Tod. Tod und Sterben. Niemand von uns ist sicher mit Ausnahme der Toten. Und was aus uns werden wird – steht noch in den Sternen.«
    »Du bist müde. Denke morgen darüber nach, Kta. Dann sieht alles klarer aus.«
    »Meinst du, daß die Toten morgen wieder leben werden? Wird Indresul morgen Frieden mit meinem Volk machen? Wird Elas morgen wiedererstanden sein? Nein. Morgen wird alles genauso sein wie heute.«
    »Oder besser. Geh jetzt schlafen, Kta.«
    Kta stand plötzlich auf, ging zu der
phusa
, die in einer kleinen Nische in der Heckwand stand, und zündete ihren Docht an. Das Licht Phans beleuchtete die Kabine, Kta kniete sich vor

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