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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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die Klinge einer Speerspitze gegen seine Wange schlug und sein Gesicht der Methi zuwandte.
    »Wie die
inim
-Geborenen«, stellte die Methi fest. »So etwa stellte man sie sich vor, die Kinder der Lüfte, irgendwie vogelartig mit einem Anflug von Irrsinn im Auge. Aber ich sehe auch eine gewisse Intelligenz. Lhe, ich möchte diesen Menschen noch eine Weile aufbewahren und ihn studieren.«
    »Der Wille der Methi geschehe.«
    »Haltet ihn in Gefangenschaft, bis ich die Zeit finde, mich mit ihm zu befassen.« Ylith wandte sich zum Gehen, blieb aber noch einmal stehen und musterte Kurt noch einmal von Kopf bis Fuß, als ob allein seine Existenz ihr unglaublich wäre. »Gewährt ihm einige Bequemlichkeit. Er ist in der Lage, uns zu verstehen, also macht ihm klar, daß er weniger Bequemlichkeiten zu erwarten hat, falls er Schwierigkeiten machen sollte.«
    Einige Bequemlichkeit, so wie Lhe sie verstand, war das äußerste Maß an Bescheidenheit. Kurt saß gegen die Wand gelehnt auf einem Strohsack, der ihn nur notdürftig gegen die Kälte des Steinbodens schützte, und zitterte in dem Zugwind, der durch einen Spalt unter der Tür in seine Zelle wehte.
    Um sein rechtes Fußgelenk war eine Eisenmanschette geschraubt, deren Kette in der Wand festgeschmiedet war. Es war unmöglich, sie aus ihrer Verankerung zu reißen. Und sinnlos. Wohin hätte er denn fliehen sollen?
    Er streckte die Beine aus. Die Kette klirrte. Er legte sich auf den Strohsack und verschränkte seine frierenden Arme unter sich.
    Nichts, was die Tamurlin mit ihm getan hatten, kam der Erniedrigung gleich, die er jetzt empfand. Die schlimmsten Schläge, die er erduldet hatte, waren nicht so entehrend wie der Blick, mit dem Ylith t'Erinas ihn gemustert hatte. Sie hatten darauf bestanden, ihn zu waschen, was er gerne selbst getan hätte, weil er sich nach der Gefangenschaft im Kielraum des Schiffes schmutzig fühlte, aber sie zwangen ihn mit vorgehaltenen Speeren, sich an die Wand zu stellen und die wenigen Fetzen, die er noch auf dem Leibe hatte, auszuziehen, und schrubbten ihn dann mit einer streng riechenden Seife. Dann gossen sie einen Eimer eiskaltes Wasser über ihn. Sie gaben ihm nichts, womit er sich abtrocknen konnte, sondern warfen ihm nur eine Leinenhose zu. Die Hose, der Eisenring um sein Fußgelenk und ein Krug mit Wasser waren die Bequemlichkeiten, die Lhe ihm zugestand.
    Die Stunden vergingen, und die Öllampe auf dem Sims erlosch. Nur durch das kleine, vergitterte Türfenster fiel jetzt noch etwas Licht von der Flurbeleuchtung herein. Es gelang ihm, ein wenig zu schlafen. Er warf sich von einer Seite auf die andere und wärmte abwechselnd seine frierenden nackten Arme.
    Plötzlich drangen mehrere bewaffnete Männer in die Zelle, rissen ihn hoch, lösten die Kette seiner Fußfessel und stießen ihn durch halbdunkle Korridore und Hallen. Die lange Kette klirrte bei jedem Schritt.
    Sie brachten ihn die Treppe hinauf und in einen kleinen Raum irgendwo im Zentrum der Festung. Seine Decke wurde von einem dreikantigen Pfeiler getragen, und in einem Kamin flackerte ein Feuer. Sie fesselten ihm die Hände auf den Rücken und befestigten die Kette der Fußfessel um den Pfeiler, bevor sie gingen.
    Fast eine Stunde lang war er allein, aber es machte ihm nichts aus. Der Raum war warm, und seine kältestarren Glieder tauten wieder auf. Er hockte sich neben den Pfeiler, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und schloß die Augen.
    »Mensch!«
    Er fuhr aus einem leichten Schlaf auf und blinzelte in das matte Licht. Ylith war eingetreten. Sie setzte sich auf den Sims des schmalen, hohen Fensters und blickte ihn prüfend an. Sie war jetzt ohne den Kopfschmuck, den sie am Nachmittag getragen hatte. Ihr Haar war zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die zu beiden Seiten ihres Gesichts auf die Brust hingen.
    »Du bist einer der Begleiter dieser Menschen-Frau, den sie nicht getötet hat«, sagte Ylith.
    »Nein«, antwortete er, »ich bin allein gekommen.«
    »Du bist ein
gebildeter
Mensch, genau wie sie.«
    »So gebildet, wie Sie es sind, Methi.«
    Ylith blickte ihn verärgert an, dann wurde ihr Gesichtsausdruck amüsiert. »Aber du bist kein zivilisierter Mensch und scheinst dir auf deinen Mangel an Manieren sogar noch etwas einzubilden.«
    »Meine Zivilisation ist über zwölftausend Jahre alt«, sagte er, »und ich habe in dieser Stadt keine Spuren Ihrer Zivilisation entdecken können.«
    Die Methi lachte amüsiert. »Noch nie hat jemand gewagt, mir solche Antworten zu

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